Es ist der 18.10.2020, 18:30 auf dem Plaza Dignidad, der so überfüllt ist, als hätte es niemals eine Coronavirus-Pandemie gegeben, (viele benutzen allerdings ihre Masken) Körperliche Distanz ist dabei praktisch unmöglich.
Dies ist ein wahres Menschenmeer, das den zentralen Platz der chilenischen Hauptstadt, aber auch die angrenzenden Straßen füllt – es reicht über drei Parks, die sich dort vereinigen, die Alameda (Hauptstraße Santiagos) und ebenso die beiden Ufer des Flusses Mapocho.
Unten folgt das Video unserer Journalistin Claudia Aranda. Es wurde aufgenommen, als die Menschen vor einigen Stunden gerade erst zusammenkamen und man noch nicht genau wusste, wie der Zulauf sein würde – zur Feier eines Jahres, in dem das chilenische soziale Erwachen seinen Anfang nahm – die Wiedervereinigung der Menschen, die neue Vitalität, die gemeinsame Proteste mit sich bringen, der Impuls, der aus der sozialen Basis heraus mit der Forderung nach Würde Fahrt aufnimmt.
Das zweite Video, ebenso von Claudia Aranda, zeigt insbesondere die Brücke Pío Nono am letzten Sonntag. Die gleiche Brücke, von der aus ein Polizist einen 16-Jährigen vor nur wenigen Wochen in den Fluss geworfen hat. Der Jugendliche konnte dank der Courage anderer Demonstranten gerettet werden. Über den Geländern dieser Brücke wurden heute „Ermutiger“ errichtet: Kleine Urnen, die an jedes einzelne der Todesopfer erinnern, das als infolge der Auseinandersetzungen mit den Spezialeinheiten während des Protestjahrs starb. Jedes einzelne von ihnen ist mit seinen Angaben und einem Bild dort verewigt. Ein Andenken, das Gerechtigkeit für sie einfordert.
Das dritte Video des Jubiläumstages lässt uns in die Atmosphäre der Kundgebung eintreten. Wir folgen Claudia Aranda und begeben uns in die Menschenmassen hinein, die sich mit ihren Symbolen, Plakaten, Forderungen, ihren Liedern und Protestrufen äußern. Wir sind auf der Suche nach den Beweggründen dieser Menschen, die sich heute in so großer Zahl versammeln – um das Jahr des Protestbeginns, das Jahr seit dem Erwachen zu zelebrieren.
Die Übersetzung aus dem Spanischen von Chiara Pohl vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam. Wir suchen Freiwillige!