Im kommenden Januar wird das Weltsozialforum 20 Jahre alt. Sein Auftakt im Jahr 2001, bei dem die verschiedenen sozialen Bewegungen, Aktivisten und Intellektuellen zur Auseinandersetzung mit dem vorherrschenden Neoliberalismus zusammenkamen, war ein weltweites Ereignis. Von dort ausgehend fanden zahlreiche Massenveranstaltungen in verschiedenen Ländern statt, die sich um die gemeinsame Ausrichtung und die Zusammenarbeit zwischen den Organisationen drehten. Eine der Regeln war, dass niemand in seinem Namen Erklärungen abgeben oder zu Aktionen aufrufen durfte. Die Welt hat sich seither stark verändert und einige der Aktivisten sind der Ansicht, dass es angesichts der wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Krise, die unsere Zukunft bedroht, dringend und unerlässlich ist, gemeinsame Aktionen als globales politisches Anliegen aufzubauen.

 Verändert das Weltsozialforum, um die Welt zu verändern – vom „offenen Raum“ zum „Aktionsraum“

Das Weltsozialforum wird 2021 zwanzig Jahre alt! Eine Gruppe von Unterstützern prüft nun die Möglichkeit, ein neues Forum in Mexiko City zu veranstalten. Es ist unbestritten, dass alles von der weiteren Entwicklung der Coronakrise abhängt.

Wir alle wissen, dass sich die Welt seit 2001 und dem ersten WSF in Porto Alegre stark verändert hat. Damals gelang es den Gründern des Forums, eine „Charta der Prinzipien“ zu verfassen, um die Spielregeln festzulegen und zu verhindern, dass das Forum zu einem Raum der Konflikte statt zu einem Raum der Geselligkeit und Konvergenz wird. Weit davon entfernt, uns zu helfen, wurden die Regeln für den „offenen Raum“ in letzter Zeit dogmatisch ausgelegt, und das Forum war in keinem entscheidenden Moment der aktuellen Geschichte in der Lage, sich als globales politisches Gremium auszudrücken – mit einer einzigen Ausnahme.

Es gab in der Vergangenheit verschiedene Initiativen, um aus dieser Sackgasse herauszukommen und mit einer politischen Stimme von und im Namen des Forums zu sprechen. Denken Sie an die riesige Demonstration vom 15. Februar 2003 gegen den Irakkrieg, die auf dem Forum initiiert wurde. Mehrere „alte“ Teilnehmer des WSF unterzeichneten das „Manifest von Porto Alegre“ – einen Versuch, den lähmenden Konsens zu brechen –  und haben nun einen weiteren Aufruf unterzeichnet, um vom „offenen Raum“ zu einem „Aktionsraum“ zu gelangen, nicht um ein globales politisches Programm zu erarbeiten, sondern um mit der Außenwelt zu interagieren. Frei Betto, Atilio Borón, Bernard Cassen, Adolfo Perez Esquivel, Federico Mayor, Riccardo Petrella, Ignacio Ramonet, Emir Sader, Boaventura Santos, Roberto Savio und Aminata Traoré unterzeichneten diese ersten Zeilen.

Bei dieser Initiative geht es nicht darum, einer Gruppe, die schon immer sehr unterschiedlich war und sein wird, eine politische Position aufzuzwingen. Doch zu einem Zeitpunkt, wo die Welt vom ökologischen Kollaps bedroht ist und sich in einer schweren Krise mit aufkommendem Faschismus, herrschendem Finanzkapitalismus, Rassismus und Patriarchat befindet, in einer Zeit, in der junge Menschen, Frauen und andere Unterdrückte wieder auf der Straße stehen, um Gerechtigkeit und nachhaltige ökologische Politik zu fordern, darf das Forum nicht fehlen. Es ist eine moralische und politische Verpflichtung, die Selbstbesinnung zu beenden und mit der Welt zu sprechen und in ihr zu handeln.

Die Unterzeichner dieser Botschaft wollen das WSF verändern, um die Welt zu verändern. Wir halten es für dringend notwendig, das Forum, seine Strukturen und seine Verwaltung zu demokratisieren. Logik und Geschichte erzwingen eine Veränderung, die das Ergebnis einer offenen und partizipatorischen Diskussion sein muss. Es ist wichtig, eine Organisationsstruktur einzuführen, die es uns ermöglicht, von einem offenen Raum zu einem Aktionsraum zu gelangen. Wir schlagen daher vor, dass der Internationale Rat die neuen sozialen Kräfte, die sich in der ganzen Welt mobilisieren, integriert, dass wir versuchen, ein repräsentativeres Gremium zu schaffen, das einen Blick auf unsere Charta der Prinzipien werfen kann, um sie an die neuen Zeiten des 21. Jahrhunderts anzupassen, dass wir den regionalen und thematischen Foren einen Platz einräumen, dass wir internationale Aktionstage organisieren, dass wir über den Weg diskutieren können, den wir einschlagen müssen, um das WSF zu einem globalen politischen Anliegen zu machen. Dies wird kein leichter Weg. Es wird die Offenheit und Bereitschaft von uns allen erfordern, ein effizientes Gremium zu schaffen, das in der Lage ist, zur Welt zu sprechen. Es gibt viele Möglichkeiten, die Organisationsstruktur zu stärken und das WSF zu demokratisieren. Wir hoffen sehr, dass sie zum Vorschein kommen und demokratisch diskutiert werden können.

Wir möchten dich einladen an dieser gemeinsamen Auseinandersetzung teilzuhaben. Es ist eine wichtige Aufgabe, die dazu beiträgt, die „andere Welt“ zu schaffen, die wir so dringend wollen und benötigen.

Die Übersetzung aus dem Englischen wurde von Anita Köbler vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam erstellt. Wir suchen Freiwillige! 


Adolfo Pérez Esquivel (Argentina) | Alberto Acosta. (Ecuador) | Aminata Traoré (Mali) | Armando de Negri (Brazil) | Assétou Founé Samaké (Mali) | Atilio Boron (Argentina) Aziz Rhali (Morocco) | Berenice Celeita (Colombia) | Bernard Cassen (France) | Bernard Duterme. (Belgium) | Boaventura de Sousa Santos. (Portugal) | Candido Gribowszki (Brazil) | Cecilia Capanna (Italia) Claudia Yadira (Mexico) | Dalia Acosta (Cuba) Demba Moussa Dembele (Senegal) Elizabeth Mpofus (Zimbabwe) Emir Sader (Brazil) | Federico Mayor (Spain) | Flavio Lotti (Italy) | Francine Mestrum (Belgium) Frei Betto. (Brazil) | Guadalupe Ponce (Mexico) | Hazel Henderson (USA) | Hélène Tremblay (Canada) | Ignacio Peón (Mexico) | Ignacio Ramonet (Spain-France) | Jason Nardi. (Italy) John Bellamy (USA) | Leo Gabriel. (Austria) | Luis Lópezllera. (Mexico) | Madhuresh Kumar (India) Manou Angahi | (Ivory Coast) | Mario Dujisin (Chile-Portugal) | Medha Patkar (India) Mireille Fanon Mendès. (France) | Mohau Pheko (South Africa) | Ms. Roma. All India Union of Forest Working People (India) | Norma Fernández. (Argentina) | Nzira Deus (Mozambique) | Oscar Gonzalez. (Mexico) | Raquel Martínez López Gómez (Spain) | Reiner Braun (Germany) | Riccardo Petrella. (Italy- Belgium) | Roberto Savio. (Italy-Argentina) | Saida Garrach. (Tunisia) | Susan George. (France) | Taoufik Ben Abdellah. ENDA (Tunisia) | Vandana Shiva. (India) | Wim Dierckxsens (Costa Rica)

Wenn du zustimmst, dann unterzeichne bitte diesen Aufruf:
https://foranewworldsocialforum.org/
facebook: Auf dem Weg zu einem neuen Weltsozialforum