Sein Markenzeichen waren gestreifte Spandex-Hosen und exzessiver-Rock’N’Roll-Lifestyle, aber Pete WaysVermächtnis ist weit mehr, als „nur“ die Rolle des Bassisten in einer Rock-Band neu zu definieren.
1968 gründen er und Sänger Phil Mogg zusammen mit Schlagzeuger Andy Parker und Gitarrist Mick Bolton eine Band namens „Hocus Pocus“, die sich im darauffolgenden Jahr in UFO, benannt nach einem zu dieser Zeit sehr beliebten Psychedelic-Club in London, umbenennt. Das Debut-Album aus dem Jahr 1970 ist denn auch auf der Höhe seiner Zeit und beschert UFO mit der Cover-Version von Eddie Cochrans „C’monEverybody“ bereits einen kleinen Hit. Außerdem finden sich darauf eine Bearbeitung der Anti-Kriegs-Ballade „Come Away Melinda“ und mit „Follow You Home“ und „Evil“ zwei Pete-Way-Kompositionen die von seinem expressiven Bass-Spiel getrieben sind. Pete Way zählt nicht umsonst Geezer Butler von Black Sabbath zu seinen Vorbildern, und so frönen UFO auch auf dem zweiten Album „Flying – One Hour Space Rock“ (1971) ausgedehnten Improvisationen und dem „wilden“ Guitar-Bass-Interplay, so zu hören im Mittelteil von „Silverbird“. UFO werden schnell über England hinaus bekannt, 1972 erscheint ein in Japan aufgenommenes Live-Album.
1973 steigt der 18-jährige Michael Schenker als Lead-Gitarrist ein und es beginnt die erfolgreichste Periode in der UFO-Historie: von „Rock Bottom“ bis „Only You Can Rock Me“ produziert die Band Klassiker am laufenden Band, viele davon von Pete Way mitkomponiert und von seinen typischen Bass-Läufen getragen. Der Album-Tour-Album-Stress fordert jedoch seinen Tribut, Alkohol- und andere Exzesse ebenso. Nach dem Live-Doppelalbum „Strangers in the Night“ (1979) verlässt Michael Schenker UFO.
Mit Paul „Tonka“ Chapman bekommt Pete Way einen neuen Sparring-Partner auf der Bühne, für viele Fans gilt diese Epoche als die beste der Bandgeschichte. Einmal mehr funktioniert die Kombination aus Powerchords und Melodic-Rock, so zum Beispiel in „Doing It All For You“. Für Pete Way jedoch entwickelt sich die Musik zu sehr in die kommerzielle Richtung, und er verlässt UFO nach dem 1982er Album „Mechanix“. Pete steigt für eine Tour in Ozzy Osbournes Band ein und gründet mit Ex-Motörhead-Gitarrist „Fast“ Eddie Clarke die Band Fastway. Ein Knebelvertrag seiner alten Plattenfirma „Chrysalis“ verhindert jedoch, dass er am Debut-Album dieser „Supergroup“ zu hören sein wird. 1983 schlägt die Geburtsstunde von Waysted – und wohl auch des neuen Begriffs „Sleaze-Rock“ – Vorbild für viele 80er-Glam-Rock-Bands, nicht zuletzt für Guns’n’Roses…
Das Ende der 80er Jahre markiert mit der Grunge-Welle nicht nur das Aus für Waysted: erstmals machen sich auch persönliche Verschleiß-Erscheinungen bemerkbar. Dennoch gibt es 1992 ein Comeback von UFO mit neuem Line-up und einem grandiosen Album („High Stakes and Dangerous Men“). Mitte der 90er kommt es dann zur Re-Union der „klassischen“ UFO-Besetzung mit Michael Schenker, doch immer mehr wird Pete WaysDrogenabhängigkeit zum Problem. 2004 wird VinnieMoore neuer UFO-Gitarrist, das Album „You Are Here“ knüpft an alte Erfolge an. Das ebenfalls 2004 aufgenommene Solo-Album „Acoustic Animal“ zeigt eindrucksvoll Pete Ways verletzlichere Seite, mit seiner Version von John Lennons „Working Class Hero“ verarbeitet er seinen eigenen Aufstieg vom englischen Provinz-Kaff in die Stadien und Konzert-Arenen dieser Welt.
Pete Way kann aber letztlich seinen Absturz nicht verhindern. In der 2017 erschienenen Biografie „A Fast Ride Out of Here – Confessions of Rock’s Most Dangerous Man“ bekennt er freimütig, dass er dem Heroin beinahe zum Opfer gefallen wäre, und die Nullerjahre quasi nur im Zeitraffer erlebt hat. Diese Biografie ist gerade deswegen lesenswert, weil sie in keiner Weise den Rockstar-Mythos glorifiziert sondern geradeheraus auch über alle Schattenseiten berichtet. Pete Way zeigt sich darin als verantwortungsbewusster und selbst reflektierender Mensch, der wie durch ein Wunder alle Eskapaden überlebt hat und allfälligen Nachahmern einige Warnungen mit auf den Weg gibt. Nach erfolgreich behandelter Krebserkrankung und einem Herzinfarkt startet Pete Way ein neuerliches Comeback, 2020 sollte das Album mit dem bezeichnenden Titel „Walking on the Edge“ fertiggestellt werden, dazu kam es nun nicht mehr: Pete Way stirbt an den Folgen eines Unfalls im 69. Lebensjahr.
Er bleibt in Erinnerung als genialer Showman, Songschreiber und Produzent (u.a. für die Band TwistedSister) und natürlich als Musiker, der mit seinem unnachahmlichen Bass-Spiel vielen unsterblichen Songs seine eigene Dimension hinzugefügt hat.
Leo K.
P.S.: Das Bild zeigt den Schreiber dieser Zeilen im Jahr 2004 mit Pete Way im Salzburger Rockhouse, nach einem UFO-Konzert im Rahmen der „You Are Here“-Tour.