Offener Brief an die Programmdirektion der ARD 
Erstmals publiziert im Forum der Initiative „Ständige Publikumskonferenz der öffentlich-rechtlichen Medien e.V.“

 

Programmdirektion Erstes Deutsches Fernsehen
Arnulfstraße 42
80335 München

Fehlerhafte Berichterstattung anlässlich der Großdemonstration „Tag der Freiheit“ am 01. August 2020 in Berlin

Werte Damen und Herren,

bei der Berichterstattung über die o.g. Großdemonstration sind Ihnen mehrere bedauerliche Fehler unterlaufen, an deren Aufklärung und öffentlicher Richtigstellung Sie sicherlich interessiert sind.

Das betrifft zum Einen die von Ihnen mit „rund 20000“ angegebene Teilnehmerzahl. Diese Zahl ist – um Größenordnungen – zu niedrig! Als unmittelbarer Anwohner konnte ich aus meiner Wohnung in einem der oberen Stockwerke (21. Etage) sehr gut ein größeres Gebiet des Aufzuges unmittelbar persönlich überblicken. Ich bin insofern direkter Augenzeuge und habe aus der Vergangenheit auch Erfahrungen mit vergleichbaren Veranstaltungen und den jeweiligen Teilnehmerzahlen – Demonstrationen dieser Größenordnung haben selbst an diesem Standort, der fast wöchentlich von Aufzügen aller Art frequentiert wird, Seltenheitswert. Ein guter Vergleich ist der Berlin-Marathon, der ebenfalls oft diese Route nutzt und (mit seiner Million Teilnehmern) sehr, sehr ähnlich aussieht (bis auf die Sportkleidung natürlich).

Aufgrund meiner persönlichen Beobachtung kann ich Ihnen also bestätigen, dass allein im Bereich der (…) Straße (und das war ja nur einer von vielen Zugängen zur Kundgebung) viel, viel mehr als die von Ihnen genannten 20.000 Demonstranten unterwegs waren. Hier ging es eher um hunderttausende, nicht um 20.000 (und diese völlig absurd niedrige Zahl haben Sie nicht etwa von der Polizei übernommen, sondern persönlich recherchiert? – siehe „Faktenfinder“; ich empfehle Ihnen, den verantwortlichen Redakteur für diese Fehlleistung zu feuern!). Gestreamte Livebilder vom Veranstaltungsort selbst, sogar ein ursprünglich auf Ihrer Website zu findendes, kurze Zeit später dann allerdings stark beschnittenes Foto (warum wurden so viele Demonstranten abgeschnitten?) beweisen völlig eindeutig, dass die Zahl 20.000 absurd niedrig ist. Warum fällt Ihnen ein derart krasser Widerspruch gar nicht auf?

Meine zweite persönliche Beobachtung betrifft die Zusammensetzung des Demonstrationszuges. Die von Ihnen immer wieder beschworenen „Rechtsextremen“, „Verschwörungstheoretiker“ oder „Coronaleugner“ konnte ich trotz großer Aufmerksamkeit unter den Demonstranten so gut wie nicht ausmachen, obwohl sich – was ja dem breiten Querschnitt der Gesellschaft entspricht – einzelne in der Menschenmenge verloren (im wahrsten Wortsinne). Auch die mitgeführten Transparente lieferten keinerlei Hinweise darauf. Sehr wohl waren viele davon regierungskritisch, besonders bezüglich der Art und Weise, wie hierzulande mit dem Coronavirus umgegangen wird (es gäbe dazu ja auch Alternativen, die leider nicht diskutiert werden) – aber das bedeutet hoffentlich nicht gleich „rechtsextrem“ oder „esotherisch“.

Vielen ging es dagegen um die Respektierung des Grundgesetzes und der Grundrechte. Wenn dies als „extrem“ einzustufen ist, sollten wir darüber nachdenken, was das bedeutet, von wem es gesagt wird und wes Geistes Kind er wohl ist! Für mich ist es jedenfalls eine Selbstverständlichkeit (und nicht extremistisch), fest auf dem Boden des Grundgesetzes zu stehen und dafür auch einzutreten. Und das haben die hunderttausenden Demonstranten am 1. August nach meiner Beobachtung ganz genauso gesehen.

Im Interesse der Wahrheit möchte ich mich hiermit ausdrücklich als Augenzeuge anbieten. Falls Ihnen ein Zeuge zu wenig sein sollte, kann ich sehr gerne auch weitere Zeugen unter meinen Nachbarn (in einem gut bürgerlichen Haus mit gut bürgerlichen Bewohnern) mobilisieren. Bitte lassen Sie mich einfach wissen, ob Sie auf mein Angebot zurückgreifen möchten und wie viele weitere Augenzeugen Sie im Interesse der Wahrheitsfindung und zur Korrektur Ihrer falschen Darstellungen ggf. benötigen.

Mit höflichem Gruß,

Dr. H. Demanowski

 

Original-Artikel im Forum der Ständige Publikumskonferenz der öffentlich-rechtlichen Medien e.V.

Die Ständige Publikumskonferenz ist eine politisch und wirtschaftlich unabhängige, bundesweit agierende Rezipienteninitiative, die sich insbesondere der demokratischen Mitsprache bei der Umsetzung des gesellschaftlichen Programmauftrages der öffentlich-rechtlichen Medienanstalten widmet und ausnahmslos den Interessen des Publikums verpflichtet ist. Weitere Infos: www.publikumskonferenz.de