Ein ehemaliges Kohlebergwerk könnte nun Standort des größten Photovoltaik-Parks Österreichs werden, der über 5.000 Haushalte mit Energie versorgt.
Von R. Manoutschehri
Österreich ist im internationalen Vergleich beim Erreichen der Klimaschutzziele gemäß dem Pariser Abkommen zwar nur mehr in den letzten Rängen bei unverbesserlichen Emissions-Sündern zu finden, dennoch hat man hierzulande – anders als in Deutschland oder anderen Nachbarländern – längst der Energiegewinnung aus Kohle- und Atomkraftwerken abgeschworen – und die steigende Zahl einzelner vielversprechender Projekte, die sich dem Klimawandel und seinen alles zerstörenden Folgen entgegenstellt, beweist, dass der bisherige Misserfolg bei der Reduzierung von klimaschädlichen Schadstoff-Emissionen v.a. in falscher und/oder fehlgeleiteter (Klima-)Politik zu suchen ist.
Sonne statt Russ
Jüngstes Beispiel aus der Praxis: Auf den Gründen eines geschlossenen und gesprengten Kohlebergwerks zwischen den steirischen Gemeinden Bärnbach und Rosental könnte nun der größte Photovoltaik-Park Österreichs entstehen, geht es nach den Plänen der Energie Steiermark AG.
Diese über 20 Hektar oder rund 8 Fußball-Felder große Kollektoren-Fläche könnte mit einer Leistung von 16 MW jährlich rund 18 Millionen Kilowattstunden Ökostrom erzeugen und damit über 5.000 Haushalte mit Energie versorgen, was in etwa 13 Millionen Kilogramm Co² pro Jahr einsparen würde.
„Wo noch vor einigen Jahrzehnten Braunkohle abgebaut wurde, wird bald Strom aus Sonne erzeugt. Damit gelingt allen Beteiligten eine optimale Nutzung. Das mit Asche aufgefüllte Gelände ist anderwärtig sowieso nicht verwendbar„, so Jochen Bocksruker, Bürgermeister der Stadtgemeinde Bärnbach, welche durch die Anlage nahezu energieautark werden würde.
Und Energie Steiermark Vorstandssprecher Christian Purrer ergänzt: „Durch die bisherige Nutzung ist der Boden des Areals für andere ökologische Nutzungsarten nicht geeignet. Ein Sonnen-Kraftwerk würde das Grundstück nicht nur in wirtschaftlicher, sondern auch in ökologischer Hinsicht enorm aufwerten.“
Photovoltaik braucht praxisnahe Förderungen
Sollte sich diese Bewertung auch durch eine gesetzlich wohl vorgeschriebene Umweltverträglichkeitsprüfung bestätigen, wird eine rasche baurechtliche Genehmigung für das rund 12 Millionen Euro teure Projekt angestrebt und laut Energie Steiermark Vorstandsdirektor Martin Graf müssen auch noch einige Förder-Hürden genommen werden.
„Hier erwarten wir eine rasche Erneuerung der bisherigen Regelungen und ein zukunftsorientiertes Energie-Ausbau Gesetz“, so Graf. Erneuerbare Energie aus Photovoltaik wird in Österreich nämlich auf Dachflächen subventioniert, jedoch nicht auf Freiflächen. „Um die Klimaziele der österreichischen Bundesregierung zu erfüllen, ist ein Freiflächenausbau jedoch unerlässlich, denn es gibt einfach zu wenige verfügbare Dächer“.
Derzeit haben mehr als 20.000 SteirerInnen eine Photovoltaik-Anlage privat in Betrieb. Im Rahmen der Sonnenstrom-Offensive will die Energie Steiermark bis zum Jahr 2030 – zusätzlich zum Photovoltaik-Ausbau auf Dächern – auf einer Gesamtfläche von 450 Hektar Sonnenparks mit einer jährlichen Erzeugungsmenge von insgesamt 330 Gigawattstunden Grün-Strom errichten. Damit wäre die CO2-freie Energie-Versorgung von rund 95.000 steirischen Haushalten möglich. Die Energie Steiermark wird in den nächsten fünf Jahren insgesamt rund eine Milliarde Euro in den Ausbau erneuerbarer, CO2-freier Energie und in die Entwicklung von Smart Grids investieren und dabei auch auf eine enge Kooperation mit den betroffenen Gemeinden setzen.