Trotz eines Verbots der Regierung nahmen Tausende von Menschen in Hongkong an der Veranstaltung zum Gedenken an das 1989 verübte Massaker von Tiananman und die Unterdrückung der demokratischen Studentenbewegung in China teil. Zum ersten Mal seit 31 Jahren weigerten sich die Behörden Hongkongs, eine Genehmigung für die Kerzenlicht-Mahnwache zu erteilen, die traditionell im Victoria Park abgehalten wird, und beriefen sich dabei auf die Coronavirus-Beschränkungen, die Massenversammlungen von mehr als acht Personen nach den geltenden gesellschaftlichen Distanzierungsregeln verbieten.
Und dies, obwohl viele andere Beschränkungen in Hongkong aufgehoben wurden und das Gebiet nur sehr wenige Fälle von Infektionen gemeldet hat. Tausende von Hongkongern versammelten sich nach wie vor im Victoria Park, der von der Polizei verbarrikadiert worden war. Viele versuchten, sich an die Regeln der sozialen Distanzierung zu halten, indem sie im Sitzen oder im Stehen pro-demokratische Parolen verkündeten.
Kurz nach der letztjährigen Tiananmen-Mahnwache protestierte Hongkong gegen ein umstrittenes Auslieferungsgesetz, das von vielen als Versuch Pekings angesehen wurde, die Freiheiten Hongkongs einzuschränken. Doch im vergangenen Monat verabschiedete Peking ein Gesetz zur nationalen Sicherheit, mit dem Aktivitäten, die den Staat untergraben, eingeschränkt werden sollen.
Viele Kritiker sagen, dass Peking – und die Beamten in Hongkong– es wahrscheinlich weit auslegen werden, was möglicherweise jeden Widerspruch oder vermeintlichen Widerstand gegen China kriminalisieren könnte. Und das würde mit ziemlicher Sicherheit auch die Demonstranten in Hongkong einschließen. Die ersten Massenproteste, die am vergangenen 9. Juni begannen, waren der Auftakt zu fast einem Jahr anhaltender pro-demokratischer Demonstrationen in der Region, die erst Anfang dieses Jahres aufgrund der Angst vor einer Pandemie nachließen. Die Verabschiedung des Gesetzes löste erneut massiven Widerstand aus, da Tausende sich aus Protest gegen das Gesetz den Abriegelungsmaßnahmen widersetzten.
Obwohl das Gesetz zur nationalen Sicherheit Chinas noch nicht umgesetzt wurde, befürchten viele, dass es die Bemühungen um die Aufrechterhaltung der Autonomie und der Freiheiten Hongkongs dämpfen und sogar das offizielle Ende von Versammlungen wie der Mahnwache auf dem Platz des Himmlischen Friedens markieren könnte. Bei der diesjährigen Mahnwache geht es nicht nur um die pro-demokratischen Aktivisten, die 1989 auf dem Platz des Himmlischen Friedens starben, sondern auch um die Vergangenheit und Zukunft Hongkongs.
Hier ist eine Fotomontage der Kerzenlicht-Mahnwache, festgehalten von dem Fotokünstler Arnel Agawin. Er kommentiert: „Die Kerzenlicht-Mahnwache auf der Insel Hongkong am 4. Juni verlief trotz des Verbots relativ friedlich. Die Polizei setzte sich in sicherer Entfernung, mit einem geordneten Auftreten sowie in angemessener bürgerfreundlicher Uniform in Szene. Das kampfbereite, voll ausgerüstete Überfallkommando schien nirgends zu sehen zu sein. Sie platzierten sich in angemessener Entfernung – versteckt in ihren Einsatzfahrzeugen. Ein visueller Hinweis auf die gegenwärtige Protestgewalt in den Vereinigten Staaten sollte am besten vermieden werden. Obwohl sich später herausstellte, dass die meisten von ihnen in den anderen Bezirken auf der Seite von Kowloon im Einsatz waren, wo sie Verhaftungen vornahmen und mit den versammelten radikalen Demonstranten zusammenstießen“.
Die Übersetzung aus dem Englischen wurde von Anita Köbler vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam erstellt. Wir suchen Freiwillige!
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