Berichten zufolge haben die Temperaturen in einer russischen Stadt am Polarkreis am vergangenen Wochenende einen Rekordstand von 38 Grad Celsius (100,4 Grad Fahrenheit) erreicht und wurden von der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) in der Zeit bis zur abschließenden Verifizierung zugelassen, hieß es am Dienstag.
„Die WMO ist bestrebt, Berichte über einen neuen Temperaturrekord nördlich des Polarkreises zu verifizieren“, sagte WMO-Sprecherin Clare Nullis vor Journalisten in Genf. “ Der Rekord wurde aus dem russischen Werchowjansk inmitten einer langanhaltenden sibirischen Hitzewelle und einer Zunahme von Flächenbränden gemeldet.
Temperatures in the Arctic Circle appear to have reached a record high over the weekend.
Our planet is sending us a clear warning. The need for immediate and ambitious #ClimateAction is more urgent than ever. https://t.co/OmPiim8Dal
— António Guterres (@antonioguterres) June 22, 2020
Sollten die russischen Behörden die am vergangenen Samstag gemessene Temperaturbeobachtung bestätigen, wird die WMO den Befund zur weiteren detaillierten Überprüfung durch ein internationales Expertengremium weiterleiten, erklärte Frau Nullis.
Die Region Ostsibirien, die jetzt im Rampenlicht steht, ist bekannt für ihre Wetterextreme im Winter und im Sommer, wobei Temperaturen über 30 Grad Celsius (86 Grad Fahrenheit) im Juli nicht ungewöhnlich sind.
Dieser jüngste Bericht über eine arktische Temperatur, die eher typisch für die Tropen ist, folgt einige Monate nachdem die argentinische Forschungsstation Esperanza an der Nordspitze der antarktischen Halbinsel am 6. Februar eine neue Rekordtemperatur von 18,4°C (65,3°F) meldete.
Nach Angaben der WMO heizt sich die Arktis etwa doppelt so stark auf wie der globale Durchschnitt. Der Hitzeanstieg folgt auf eine langanhaltende sibirische Hitzewelle und eine Periode von Waldbränden, erklärte Frau Nullis nach einem ungewöhnlich warmen Frühling, der auch durch Schneemangel gekennzeichnet war.
Daten der WMO zeigen, dass der Mai in vielen Teilen Sibiriens etwa 10°C (18,5°F) über dem Durchschnitt lag, „und es war diese außerordentliche Hitze, die tatsächlich dazu geführt hat, dass der Mai der wärmste Mai seit Beginn der Aufzeichnungen für … die nördliche Hemisphäre war, und wir denken ebenso auf globaler Ebene“, sagte Frau Nullis.
Laut WMO waren die Lufttemperaturen in der Arktis von 2016 bis 2019 die höchsten seit Beginn der Aufzeichnungen.
Rückgang des Meereseises
Ebenso besorgniserregend ist, dass das Volumen des arktischen Meereseises im September 2019 – nach der Schmelzsaison – im Vergleich zum Durchschnitt der Jahre 1979 bis 2019 um mehr als 50 Prozent zurückgegangen ist.
Der Verifizierungsprozess der WMO umfasst die Einholung zusätzlicher Informationen beim russischen Wetterdienst Roshydromet, einschließlich der Messwerte, der Art der verwendeten Ausrüstung und der Übereinstimmung mit anderen Beobachtungen, die von umliegenden Wetterstationen gemacht wurden.
„Diese Daten werden dann von einem internationalen Gremium von Atmosphärenwissenschaftlern sehr sorgfältig geprüft, das nach einem Austausch eine Empfehlung darüber abgibt, ob die Beobachtung gültig ist oder nicht“, sagte Professor Randall Cerveny, WMO-Berichterstatter, in einer Erklärung.
Er fügte hinzu: „Die Endergebnisse werden unglaublich wertvolle Informationen liefern, die Wissenschaftler unterstützen, das Klima besser zu verstehen, Ingenieuren und Medizinern helfen, sich besser auf Klimaextreme vorzubereiten und sogar ermöglichen, dass die breite Öffentlichkeit ein besseres Verständnis des Klimawandels auf diesem Planeten bekommen kann“.
Die Übersetzung aus dem Englischen wurde von Anita Köbler vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam erstellt. Wir suchen Freiwillige!