Die ungarische Groove-Metal Band Ektomorf existiert seit den frühen 1990er Jahren und steht für ein „anderes“, nämlich multikulturelles Ungarn. Bandgründer Zoltán Farkas ist Angehöriger der Roma und hat in seiner Heimat nach wie vor mit Vorurteilen und rassistisch motivierten Übergriffen zu kämpfen. Viele der Diskriminierungen beschreibt die Band in ihren Liedern wie z. B. in I know them“ vom Album Destroy (2004), mit dem Ektomorf der europaweite Durchbruch gelang. Die musikalischen Wurzeln der Band liegen im Thrash-Metal, dazu kommen Hardcore-Einflüsse und Elemente der traditionellen Romamusik, die sich aus ihrem kulturellen Erbe speisen. Die Musikfachpresse stand Ektomorf von Anfang an ambivalent gegenüber und monierte eine sehr große Ähnlichkeit mit Bands wie Sepultura und Soulfly.

Im April, zur Zeit des Corona #Lockdown spielten Ektomorf wie viele andere Bands auch Live-Shows als kostenlose Internet-Live-Streams. Die Band hat unlängst einen Vertrag mit Napalm-Records unterzeichnet, neues Material ist in Vorbereitung. In der Zwischenzeit lohnt ein Rückblick auf das 2014er Opus „Retribution“. Die Produktion des Albums ist knallhart „fist in your face“, die Band genauso wütend wie am Anfang ihrer Karriere (Anspieltipp: „You can’t control me“). Dass Ektomorf jedoch auch anders können beweisen sie mit der Halb-Ballade „Collapsed Bridge“, einer gelungenen Gratwanderung zwischen Alternative-Pop und „klassischem“ Rock, die ihnen übrigens ansatzweise auch schon mit dem 2012er-Album „The Acoustic“ gelungen ist. „Retribution“ ist sicherlich aktuell die beste Möglichkeit, die volle Bandbreite des Schaffens von Ektomorf kennenzulernen: Musik von ungarischen Roma abseits der vielzitierten „Zigeunerromantik“ (sic!).

http://www.ektomorf.com/

Artikel von Leo K.