Die Menschheit verzeichnet den 50. Jahrestag des Earth Days inmitten eines weltweiten Lockdowns, während sich der Zorn der Natur durch einen der kleinsten bekannten lebenden Partikeln ausbreitet, dem neuartigen Coronavirus.
Viele behaupten Viren sind nicht lebendig, da sie für die Fortpflanzung von einem Wirtsorganismus abhängig sind. Ganz egal, ob lebend oder tot, der SARS-CoV-2 Virus drängt uns unerbittlich zu einem „neuen Normalen“, zwingt uns, uns an seiner bedrohenden Existenz anzupassen. Zumindest bis Behandlungen und Impfungen verfügbar sein werden. Es existieren jedoch tausende Coronaviren; besiege eins, und ein anderes, was von einer Fledermaus oder Vogel zum Menschen übertragen wird, kann uns genauso leicht vernichten. Während Menschen in den Lebensraum anderer Spezies eindringen, Wälder und andere wilde Gebiete dezimieren, steigt die zoonotische Transmission – die Übertragung eines Virus vom Tier auf den Menschen – an. Die herannahende Klimakatastrophe verspricht erbarmungslose extreme Wetterereignisse, die immer häufiger und heftiger auftreten. Diese „neue Normalität“ erfordert, dass wir unser Verhältnis zur Natur radikal neu ausrichten, und zwar jetzt. 50 Jahre zu warten, ist keine Option.
Ein Wiederaufbau setzt die Eindämmung der COVID-19 Pandemie voraus. Ein globaler Zusammenhalt wird unerlässlich sein. “Bleib zu Hause, rette Leben”, lautet die Anweisung. Allerdings ist zu Hause bleiben ein Privileg. Die lebensrettende Ausübung des Social distancing ist unerreichbar für hunderte Millionen Menschen.
Nehmen wir Indien, das zweitbevölkerungsreichste Land der Erde, als Beispiel. „Millionen Arbeiter und Wanderarbeiter befinden sich im Lockdown, was eigentlich das Social Distancing durchsetzen soll und dabei lediglich die physikalische Verdichtung verstärkt,“ sagte Arundhati Roy, bekannte Schriftstellerin und Dissidentin, in der Democracy Now! Nachrichtenstunde. „Menschen sind zusammengepfercht. Menschen sind von ihren Familien getrennt. Vielerorts haben sie nichts zu essen. Sie haben noch nicht mal Zugang zu Geld. Sie haben ihre Handys verkauft. Man bekommt das Gefühl, man würde auf einem Pulverfass sitzen.“
Wichtige Schritte zur Eindämmung sind Tests, Ermittlung und Isolation. Test Kits, die schnell Ergebnisse erzielen, müssen entwickelt, massenproduziert und global verteilt und dann kostenfrei verabreicht werden. Diejenigen, die möglicherweise dem Virus ausgesetzt wurden, müssen aufgespürt werden, dabei den Vorgaben für Privatsphäre und den Menschenrechten streng folgend. Und schließlich müssen sichere und humane Isolationsmöglichkeiten für die Infizierten zur Verfügung gestellt werden, bis sie soweit genesen sind, dass sie der Gemeinschaft wieder zugeführt werden können.
Man brauch nur auf die Regierung von Präsident Donald Trump schauen, um zu erkennen, was alles falsch laufen kann. Zuerst wies Trump die Pandemie zurück, erklärte sie dann zur Lüge, lies dann die Tests unentschuldbar langsam anlaufen, und erzeugte damit ein wildes Durcheinander im Wettrennen um Tests und Gerätschaften zwischen den bundesstaatlichen, staatlichen, bezirklichen und kommunalen Zuständigkeitsbereichen. Und dies alles während er die U.S Vormacht, in seinen Hass erfüllten, propagandistischen, pandemischen, pressefeindlichen Reden, verteidigt. Er bezeichnet sich selbst als ‚Präsident in der Kriegszeit“, aber schaffte es nicht dem Gesundheitswesen die nötige Ausrüstung zur Verfügung zu stellen, um den Kampf anzutreten. Seine Verzögerungen und Lügen haben den Tod von so vielen tausend Menschen verschuldet.
Die Ausbrüche geschehen von Küste zu Küste. Von fleischverpackenden Fabriken, bei denen die Arbeiter keine andere Wahl haben, als in diesen gefährlichen und potenziell tödlichen Bedingungen zur Arbeit zu erscheinen, bis hin zu Gefängnissen und Haftanstalten für Immigranten, in denen Gefangenen die frühzeitige Entlassung oder selbst der Zugang zu angemessener Seife, Wasser, Schutzkleidung und sicheren Abstand von anderen, verwehrt bleibt.
Auf der Südhalbkugel sind die Pandemie und die Klimastörung ein zweischneidiges Schwert. „In Afrika sagen die Menschen: ‚Falls wir nicht vom COVID-19 umkommen, tötet uns der Hunger,‘“ äußerte sich Kumi Naidoo, der ehemals Amnesty International und Greenpeace geleitet hat, gegenüber ‚Democracy Now!‘. „Die Menschheit muss sich ganz genau überlegen, ob wir das wieder aufbauen wollen, was wir hatten, oder ob wir eine vernünftigere, fairere und nachhaltigere Welt aufbauen.
Arundhati Roy greift diese Gedanken in ihrem letzten Essay auf. Sie schreibt: „Historisch haben Pandemien Menschen dazu gezwungen, mit der Vergangenheit zu brechen und sich die Welt neu vorzustellen. Diese hier ist nicht anders. Es ist eine Pforte, ein Tor zwischen einer Welt und der nächsten.“
Um die schwächelnde fossile Brennstoffindustrie zu unterstützen, wie Kohle und Erdöl, hat Donald Trump U.S. Steuergelder versprochen. Als Reaktion tweetete Autorin Naomi Klein: „Demokraten müssen mit einem umfassenden Plan kontern, der die Gehälter von den Beschäftigten in der fossilen Brennstoffindustrie voll deckt, während diese für eine saubere Wirtschaft umgeschult werden. Es ist Zeit diese missbräuchliche Industrie herunterzufahren, die sich immer auf massive öffentliche Fördermittel gestützt hat.“
Am ersten Earth Day, im Jahr 1970, versammelten sich über 20 Millionen Menschen in den Vereinigten Staaten – zu der Zeit ganze zehn Prozent der Bevölkerung – für ein Ende der Umweltverschmutzung, einer ökologischen und nachhaltigeren Wirtschaft, und einer grüneren Zukunft. „Unser Ziel ist nicht nur eine Umwelt mit sauberer Luft, sauberem Wasser und schöner Landschaft,“ sagte der Earth Day Mitgründer, Senator Gaylord Nelson von Wisconsin an diesem Tag, „Das Ziel ist eine Umgebung des Anstandes, der Qualität und des gegenseitigem Respekts gegenüber allen Menschen und allen Lebewesen.“
Nun 50 Jahre später, steht das Klima des Planeten an einem menschenverursachten Abgrund, die Zahlen, die eine Veränderung erfordern, sind viel größer und die Organisation ist global geworden, allerdings bleibt nur noch wenig Zeit.
Übersetzung aus dem Englischen von Ronny Heidel vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam erstellt. Wir suchen Freiwillige!