Agorà degli abitanti della Terra (Agora der BewohnerInnen der Erde) – MANIFEST 2020
Vom globalen Raubbau zur Rettung des Lebens aller Bewohner der Erde
Drei verheerende Katastrophen geißeln aktuell die Menschheit:
– die Covid-19-Pandemie (mehr als 230.000 Tote am 30. April). Der Ausbruch und die Ausbreitung des Coronavirus stehen nach Ansicht fast aller Wissenschaftler in engem Zusammenhang u.a. mit den Umweltzerstörungen der letzten Jahrzehnte und der Verschlechterung der Gesundheitssysteme in den meisten Ländern der Welt;
– die Klima- und Umweltkatastrophe, die unter anderem auf Entwaldung und Bodenerosion, Verlust der biologischen Vielfalt sowie Verschmutzung und Verseuchung von Luft und Wasser zurückzuführen ist (der ökologische Fußabdruck sagt uns, dass wir bereits im August 2019 das biotische Kapital des Planeten, insbesondere Land- und Wasserressourcen, „verbraucht“ haben);
– Hunger und Durst: 7,9 Millionen Kinder unter 5 Jahren starben 2018 an Krankheiten, die unter anderem auf den fehlenden Zugang zu Trinkwasser zurückzuführen sind. In einer Welt, die sich 2019 als „reich“ bezeichnete und ihr globales BIP auf etwa 80 Billionen Dollar schätzt, leiden fast eine Milliarde Menschen an Hunger, 2,1 Milliarden Menschen leben ohne sauberes Trinkwasser und 4,2 Milliarden wissen nicht, was sanitäre Anlagen sind.
Eine inakzeptable Welt
Die dramatischen Bedingungen, unter denen 1 Milliarde Menschen (1 von 8 in der Welt) in ungesunden und unsicheren Slums voller sozialer Gewalt leben, sowie die 175 Millionen arbeitslosen (zumeist noch relativ jungen) Erwachsenen und die 850 Millionen erwerbstätigen Armen (mit einem Verdienst von weniger als 2 Dollar pro Tag) zeigen, dass die Ungleichheit und die Verweigerung der Menschenrechte für Milliarden von Menschen das Produkt unserer Gesellschaften, unserer Volkswirtschaften sind. Sie zeigen das Scheitern des gegenwärtigen Systems, seines „Wirtschaftswachstums“, seiner „menschlichen Entwicklung“, seiner Kriegslogik.
Weder Krieg noch Armut sind unvermeidlich.
Laut SIPRI gaben die Regierungen der Welt im Jahr 2019 mehr als 1,9 Billionen Dollar für Rüstung aus (38% davon allein von den Vereinigten Staaten), das sind mehr als 5 Milliarden Dollar pro Tag. Um anzugreifen, zu töten, stärker zu werden – nicht um Leben zu retten, nicht um die Umwelt zu schützen, nicht um die Erde zu retten…
Niemand wird durch Schicksal oder Zufall arm geboren. Heute müssen sich mehr als 90% der Menschheit mit weniger als 10% der Güter der Welt begnügen, weil die dominante Wirtschaft, die von den Prinzipien der kapitalistischen Gesellschaft regiert wird, jede Form des materiellen und immateriellen Lebens zum Nutzen der Stärksten, der Eroberer, der dominanten Krieger vermarktet, privatisiert, dereguliert, liberalisiert und finanziert hat, während das Leben, die Würde, die Freiheit und die Gerechtigkeit allen gehören müssen.
Die Welt muss sich verändern
Wir müssen das System jetzt ändern, und zwar von Grund auf.
Wir können nicht weiterhin dem Gebot des Wirtschaftswachstums gehorchen, das darin besteht, die Bewohner der Erde zu zwingen, ihre Quarantäne rasch zu verlassen und in die zweite Phase des „Pandemie-Managements“ einzutreten, „mit dem Virus zu leben“. Man kann nicht einfach das Risiko von Gesundheitsverlust und Tod eingehen – wenn auch mit gewissen Vorsichtsmaßnahmen – bloß um wieder an die Arbeit zu gehen und die gleiche wirtschaftliche Produktions- und Konsummaschine von vorher wieder in Gang zu setzen, ohne die Grundprinzipien und Schlüsselmechanismen des gescheiterten Systems zu verändern.
Es scheint weder klug noch richtig, zur Arbeit in Sklaverei, die erniedrigt und ausschließt, zurückzukehren, wieder nur ein unverantwortlicher, passiver Käufer und Konsument in der Masse zu sein und unwürdiges Geld zu verdienen, das alles, sogar die Menschen selber, zu einer Ressource reduziert, die profitabel gemacht werden soll.
ERSTER VORSCHLAG
Handeln gegen Ungleichheit und Ausgrenzung, die Hunger und Not erzeugen.
Für eine neue Regulierung von Arbeit und Wirtschaft
ERKLÄREN WIR ARMUT ALS ILLEGAL. SIE IST EIN PRODUKT DES SYSTEMS, DAS DEM IMPERATIV EINES UNGERECHTEN UND RÄUBERISCHEN WIRTSCHAFTSWACHSTUMS IM INTERESSE DER MÄCHTIGEN DIENT.
Wir schlagen vor, uns zu weigern, in den „Wertschöpfungsketten“ unserer Fabriken, Bauernhöfe, Büros, Schulen, Universitäten, Krankenhäuser usw. gefangen zu bleiben. Wir dürfen nicht an die Orte des Raubbaus und Diebstahls des Lebens der Vergangenheit zurückkehren, nur um im Namen des BIP (Bruttoinlandsprodukt) und des ROI (Return on Investment; etwa „Kapitalrentabilität“) zu funktionieren.
Wir brauchen neue Arbeitsregeln, die als Bedingung für die „Rückkehr an den Arbeitsplatz“ definiert werden müssen. Es muss jenen wirtschaftlichen Aktivitäten Vorrang eingeräumt werden, die sich auf den Schutz und die Förderung gemeinsamer öffentlicher Güter und Dienstleistungen von grundlegendem Interesse für das Leben konzentrieren, beginnend mit einem großen globalen Programm für Wasser und eine öffentliche und freie Wasserversorgung als treibende Kraft für einen groß angelegten wirtschaftlichen und sozialen Wandel in den Bereichen Gesundheit, Landwirtschaft, Ernährung, Wohnungsbau, Stadterneuerung, Umwelt- und Ressourcenmanagement, öffentlicher Verkehr und anderer natürlicher und kultureller Gemeinschaftsgüter.
Die Protokolle für die Rückkehr an den Arbeitsplatz sollten sich nicht nur auf gesundheitliche Vorsorgemaßnahmen beschränken. Arbeit muss von Aktivitäten befreit werden, die umweltverschmutzend, gefährlich und schädlich für die Gesundheit und Sicherheit der Bürger und für die Umwelt sind, wie z.B. bestimmte chemische Produktionen, Bergbau, Waffenindustrie usw. Der irrationale Fluss von Produkten durch den internationalen Handel muss reduziert werden. Der Druck zur Re-Territorialisierung der Produktion auf regionale und lokale Ebene und zur Selbstverwaltung nimmt zu. Die Nähe zwischen Produktion und Verbraucher macht letztere aufmerksamer, bewusster, verantwortungsvoller, stärker auf einen nüchternen Umgang mit Ressourcen bedacht, und verringert Verschwendung und Überschussproduktion.
Die Globalisierung der letzten Jahrzehnte muss aufgegeben werden. Die Weltwirtschaft der kommenden Jahrzehnte braucht keine Armee von Spezialisierungen und Berufen, die nur dafür sorgen, dass Spekulationsfinanzierung, Steuerhinterziehung und Steuerparadiese funktionieren und gedeihen. Viele der Banken- und Versicherungsfunktionen müssen verschwinden. Arbeit muss zum Synonym für Gleichberechtigung und Würde werden.
ZWEITER VORSCHLAG
Handeln für Wissenschaft und Technologie im Dienste des Lebens für alle Bewohner der globalen Gemeinschaft und des Lebens auf der Erde
GLOBALE KAMPAGNE FÜR DIE ENTWICKLUNG, HERSTELLUNG UND VERWENDUNG EINES GEMEINSAMEN, ÖFFENTLICHEN UND KOSTENLOSEN IMPFSTOFFS GEGEN COVID-19
Die Manipulation von Lebewesen zu privaten und gewinnorientierten Zwecken ist unmoralisch und inakzeptabel. Es ist an der Zeit, den Sprung zu einer Gesellschaft (und einer Wirtschaft) zu vollziehen, die in der Lage ist, Wissen (Wissenschaft) und seine Anwendung (Technologie) als gemeinsames Gut und Dienst – res publica – zu schätzen und zu fördern, primär in Verantwortung für menschliche Gemeinschaften, und nicht für Ziele wie Krieg und Markteroberung.
Der Impfstoff soll die Frucht der Zusammenarbeit und Solidarität zwischen Wissenschaftlern und Völkern der Erde sein, und nicht der Konkurrenz zwischen Universitäten und Unternehmen im Namen des Profits und Gewinns. Der Impfstoff darf keine schwerwiegenden unerwünschten Wirkungen haben.
Die Menschheit braucht keinen Krieg um Impfstoffe. Es gibt keinen Grund, warum der oder die künftigen Impfstoffe mindestens 17-20 Jahre lang im Privatbesitz von Pharmaunternehmen sein sollten. Bekanntlich handeln diese eindeutig im Interesse der Eigentümer ihres Kapitals, indem sie (durch öffentliche Subventionen und Regulierungen) Arzneimittel herstellen und vermarkten, die in erster Linie zur Behandlung von Patienten bestimmt sind, die den von den Unternehmen festgelegten Preis zahlen können. Geld versklavt weiterhin die Gesundheit. Es ist nicht wahr, dass Wissenschaft und Wirtschaft den Menschen dienen. Es gibt andere Hauptprofiteure vor dem Volk.
Aus diesen Gründen schlägt die Vereinigung Agora des Habitants de la Terre, die in mehreren Ländern auf der ganzen Welt aktiv ist (von Argentinien bis Belgien, von Chile bis Frankreich, von Brasilien bis Kamerun, von Kanada bis Italien, Portugal, Deutschland, Indien usw.), den Start einer transnationalen Kampagne vor, die auf die Annahme eines globalen Protokolls über ein gemeinsames öffentliches Patent für den Impfstoff gegen Covid-19 abzielt.
„Wissenschaft (und Wirtschaft) für die Gesundheit der Erdbewohner“
Für einen gemeinsamen, öffentlichen und kostenlosen Impfstoff gegen Covid-19
Für ein Weltbündnis der Bürger
Wir schlagen vor, dass die Kampagne von einem globalen Netzwerk von zivilgesellschaftlichen Vereinigungen, Bewegungen und Institutionen konzipiert, geplant und geleitet wird. Das Netzwerk soll im Mai aufgebaut werden, damit es im Juni 2020 gestartet werden kann.
Indirektes Ziel der Kampagne ist es, zu verhindern, dass der/die Covid-19-Impfstoff(e) zu einem weiteren Akt der wirtschaftlichen, sozialen und politischen Enteignung von Leben durch mächtige private Akteure unter Mitwirkung von nationalen und internationalen öffentlicher Behörden wird/werden.
Die Wissenschaft muss aufhören, ein Instrument zu sein, das in erster Linie im Dienste von Krieg, Macht und Ungleichheit eingesetzt wird. Wissen ist eine „res publica“, ein öffentliches Gut, durch das gerechte, verantwortungsbewusste, „reiche“, freudige, freie, friedliche und brüderliche menschliche Gemeinschaften aufgebaut werden sollen.
Dieses Manifest ist eine Einladung an alle, die diese Vorschläge teilen, ihre Unterstützung und ihr Festhalten an der Kampagne „Ein gemeinsamer, öffentlicher, freier und globaler Impfstoff gegen Covid-19“ zum Ausdruck zu bringen, insbesondere angesichts der Dringlichkeit.
DANKE, in Solidarität
Agorà degli Abitanti della Terra (Agora der BewohnerInnen der Erde)
Erstunterzeichner:
Alain Adriaens (Belgien) , Jean Paul Amadou Zigaou (Kamerun), Marcos P. Arruda (Brasilien), Guido Barbera (Italien) , Marccelo Barros (Brasilien) Fabián Bicciré (Argentinien), Alberto Botto (Argentinien), Jacques Brodeur (Kanada), Bernard Cassen (Frankreich), Roberto Colombo (Italien), Alejandro Huala Canuman (Chile) , Francesco Comina (Italien), Alain Dangoisse (Belgien) , Ina Darmstaedter (Deutschland), Armando Di Nardi (Brasilien), Amadou Emanuel (Kamerun), Anibal Faccendini (Argentinien), Jorge Fandermole (Argentinien), Alfio Foti y Emanuele Villa (Italien), Pierre Galand (Belgien), Philippe Giroul (Kanada), Fatoumata Kane Ki-Zerbo (Senegal /Burkina Faso ), Felicien Illunga (Kongo), Luis Infanti de la Mora (Chile), Miguel Lacabana (UK/Argentinien), Mady Ledant (Belgien), Jorge Llonc ( Argentinien) Flavio Lotti (Italien), Gustavo Marini (Argentinien), Eliane Mandine (Frankreich), Monastero del Bene Comune (Luca Cecchi, Paola Libanti, Silvano Nicoletto) (Italien), Maria Palatine (Deutschland), Alfonso Pecoraro Scanio (Italien), Riccardo Petrella (Italien), Jean-Yves Proulx (Kanada), Roberto Savio (Italien) , Roberto Musacchio (Italien), Anne Rondelet (Belgien), Bernard Tirtiaux (Belgien), Pietro Pizzuti (Belgien), Domenico Rizzuti (Italien), María Eugenia Schmuck ( Argentinien), Université du Bien Commun (Cristina Bertelli, Claire Dehove, Corinne Ducrey, Jean-Pascal Derumier,Annie Flexer,Gilles Yovan) (Frankreich), Luiz Carlos Vena (Brasilien), Philippe Veniel (Frankreich), José Vermandere (Belgien), Alejandro Vila (Argentinien).
Über den Autor:
Agorà degli Abitanti della Terra (Agora der BewohnerInnen der Erde) ist eine breit angelegte Initiative, die darauf abzielt, die Menschheit als Hauptakteur bei der politischen, sozialen und wirtschaftlichen Regulierung auf globaler Ebene anzuerkennen.