Da das COVID-19-Chaos in den meisten Ländern andauert, ist die Rolle von Müttern, Töchtern und Betreuerinnen am stärksten betroffen. Sie kümmern sich nicht nur um den Haushalt und die Kinder, die zu Hause unterrichtet werden, sondern arbeiten auch an vorderster Front und kümmern sich aktiv oder passiv um ihre jeweiligen Kommunen.
Weltweit machen Frauen die Mehrheit der Beschäftigten im Gesundheits- und Sozialwesen aus. Nahezu jede dritte Frau arbeitet in der Landwirtschaft, und Frauen leisten dreimal so viel unbezahlte Pflegearbeit zu Hause wie Männer. Zwei dieser Frauen erzählten IPS ihre Geschichten darüber, wie sie ihren Gemeinschaften auf ihre eigene Weise etwas zurückgeben.
Ferdousee Hossain ist Lehrerin im Ruhestand, Mutter von zwei und Großmutter von drei Kindern. Sie leitet einige Wohltätigkeitsorganisationen und zwei Schulen für Dorfbewohner*innen auf dem Land. In ihren späten 60ern hätte sie nie gedacht, dass sie in eine Situation wie COVID-19 geraten würde, in der sie so eingeschränkt und isoliert wäre. Sie fühlt sich allein, da sie ihre Familie und vor allem die Schulkinder nicht sehen kann.
Während des Fastenmonats Ramadan erreicht in den meisten muslimischen Ländern die Wohltätigkeitsarbeit ihren Höhepunkt, und es werden Spenden gesammelt, die die Mittel für das ganze Jahr sichern. Für ihr Wohltätigkeitsnetzwerk, in dem sie tatkräftig mitarbeitet, war es sehr schwierig, das alles zu koordinieren, aber sie hat sich daran gewöhnt, auch weiterhin jenen zu helfen, die am stärksten betroffen sind.
Dank Ferdousee können im Bezirk Barisal in Bangladesch sieben Familien mit 45 Mitgliedern und ein Waisenhaus mit 52 Kindern unter 15 Jahren überleben, die sich in den letzten zwei Monaten alle in sozialer Distanzierung übten.
In ihren eigenen Worten an IPS Ferdousee sagt Ferdousee: „Ich habe unbegrenzte Internetdaten auf unsere Mobiltelefone geladen und ich rufe jede Familie täglich an, liefere und koordiniere die Hilfsmaßnahmen, damit sie überleben können. Da ich in der Hauptstadt Dhaka bin, nutze ich Videoanrufe, um mir persönlich ein Bild von der Lage in den Dörfern zu machen und mich bei der zuständigen Teamleitung zu erkundigen. Gestern brauchte ein Mädchen 60 Dollar (5000 Takas) für Sofortmedizin und die Behandlung einer Person, die mit Krebs kämpft. Ein 18 Monate altes Kind brauchte Milchpulver und Notfallversorgung.
„Wir haben getrennte Fonds für solche plötzlichen Notwendigkeiten eingerichtet. Ich habe eine Kette von „Vermittler*innen“ gebildet, und unser Team verteilt Lebensmittel und tägliche Hilfsgüter nach Absprache mit anderen Mitgliedern. Ich muss für das Team, das an der Front arbeitet, aus eigener Tasche zahlen, aber in der gegenwärtigen Situation ist das das Mindeste, was ich tun kann“, fügt sie hinzu.
Laut Ferdousee ist es schwierig, Bargeld zu schicken, weil es gestohlen werden kann. „Wir haben es auch schon mit Betrug zu tun gehabt, bei dem Leute Namen fälschen und telefonisch überwiesenes Geld kassieren. Wir stellen also sicher, dass kein Bargeld verteilt wird. Diese Menschen leben unter der Armutsgrenze, und an einem normalen Tag verdienen sie vielleicht weniger als 7 Dollar, womit sie einen vierköpfigen Haushalt ernähren müssen.
Mit dem COVID-19-Lockdown sind Straßenverkäufer*innen, kleine Unternehmen, Rikscha-Fahrer*innen und Haushaltshilfen ohne Arbeit. Viele haben sich entschieden, in ihre Dörfer zurückzukehren, um sich vor dem Hungertod zu retten. Lokale Hilfsorganisationen haben ihre Arbeit intensiviert, aber viele sind immer noch ohne Arbeit und wissen nicht, woher sie Hilfe und / oder Nahrung bekommen.
„Wir fragen herum, holen uns Informationen aus zuverlässigen Quellen und lassen dann Lieferungen an ihre Tür bringen“, sagt Hossain und fügt hinzu: „Eine der Dorfschulen, die ich leite, hatte 250 Kinder. Jetzt sind die meisten zu Hause geblieben. Davon sind 52 Kinder Waisenkinder und leben im angrenzenden Waisenhaus. Wir sorgen also dafür, dass sie Nahrung und Sicherheit haben und dass eine Routine vorhanden ist. Nur zwei Lehrer*innen, die auf dem Gelände wohnen, gehen Lebensmittel einkaufen, wobei wir immer auf soziale Distanz achten. Es sind Spenden aus Nordamerika und Kanada eingegangen, und ich hoffe, noch mehr zu erhalten.
Ruksana Akhter aus dem Distrikt Khulna, eine Ärztin und Mutter von drei Kindern, sagte, sie sei seit mehr als 15 Jahren im Gesundheitswesen tätig. Als die Nachricht von COVID-19 bekannt wurde, mussten sie als Familie harte Entscheidungen treffen.
Ruksana erklärte gegenüber IPS: „Jede Nacht, wenn ich nach Hause komme, bekomme ich Angst um mein eigenes Leben und um meine Kinder. Ich warte draußen und meine ältere Tochter hilft mir, mich abzuspritzen. Bisher wurden in Bangladesch über zehntausend Fälle gemeldet, und es könnte sich noch mehr ausbreiten. Ich arbeite auf der Entbindungsstation und diene an der Front. Man hat uns zwar PSA zur Verfügung gestellt, aber die Maßnahmen sind immer noch unzureichend“.
„Ich bin die einzige Erwachsene in diesem Haus, und meine Tochter ist erst 17 Jahre alt. Ich mache mir Sorgen, was passiert, wenn ich infiziert werde? Ihr Vater arbeitet in der Coronavirus-Zelle und betreut die Patient*innen Tag und Nacht. Er hat das Haus verlassen, um uns zu beschützen, und wohnt im Krankenhausquartier. Seit mehr als zwei Monaten habe ich ihn nicht mehr gesehen.
Rukhsana sagte: „Es ist eine Erleichterung zu wissen, dass die Menschen überleben, aber jedes Mal, wenn das Telefon nachts klingelt, läuft mir ein Schauer über den Rücken, und ich atme tief durch, bevor ich ans Telefon gehe. Wir sind im Gesundheitswesen tätig, und das Land ist auf unsere Dienste angewiesen“, so Rukhsana.
„Es ist eine Herausforderung und mental belastend für uns“, fuhr sie fort. „Eine*r meiner Freund*innen ist gestorben, und eine andere Kollegin, die selbst Ärztin ist, kämpft jetzt gegen das Coronavirus. Als Mutter muss ich geistig stabil bleiben und lächelnd zu meinen Kindern zurückkehren. Als Ehefrau muss ich meinen Mann am Telefon unterstützen, damit er motiviert bleibt. Wir reden manchmal, wenn er Zeit findet, aber ich spüre seine Verzweiflung.
Das wirtschaftliche Empowerment von Frauen steigert die Produktivität, erhöht die wirtschaftliche Diversifizierung und die Einkommensgleichheit zusätzlich zu anderen positiven Entwicklungsergebnissen. Die Befähigung von Frauen in der Wirtschaft und die Überwindung der geschlechtsspezifischen Unterschiede in der Arbeitswelt sind der Schlüssel zur Verwirklichung der Agenda für nachhaltige Entwicklung bis 2030. Die Vereinten Nationen haben geplant, bis 2030 schrittweise ein Einkommenswachstum der untersten 40 Prozent der Bevölkerung zu erreichen und aufrechtzuerhalten, das über dem nationalen Durchschnitt liegt. Daraus lässt sich schlussfolgern, dass eine bessere Unterstützung von Frauen, insbesondere in Entwicklungsländern, einen Wachstumseffekt bewirken wird.
Bericht von Fairuz Ahmed, übersetzt aus dem Englischen von Elena Heim vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam. Wir suchen Freiwillige!