Die Bundestagswahl wirft ihre Schatten voraus und nicht von ungefähr werden die beiden Bereiche welche am Meisten erodieren: Sozialversicherung und Gesundheitswesen, von den Politikern aller Coleur für ihre Versprechen bemüht.

Um Anspruch und Wirklichkeit auf Herz und Nieren zu prüfen boten zwei relevante Veranstaltungen zu diesen Segmenten profunde Gelegenheit.

Eine Gemeinschaftsabend von KAB und Kolping, Pfarreiengemeinschaft, AK Erwachsenenbildung, Verband kinderreicher Familien Deutschland e. V. und KEB Katholische Erwachsenenbildung Kaufbeuren-Ostallgäu bildete am 27. April den Auftakt.

Dr. Jürgen Borchert, ehemaliger Sozialrichter und Buchautor, legte unter dem Titel „Rabenvater Staat: wie Familien systematisch benachteiligt werden“ ebenso schonungs-, als lückenlos dokumentiert offen, wie über Jahrzehnte wider besseren Wissens Deutschlands Zukunft verspielt wird.
Borchert geißelte in klaren, auf Lieschen Müller und Karl Mustermann gerichteten Ausführungen, dass die Politik längst an die, in der Spitze sogar ihre eigenen Gesetze schreibenden, Lobbyisten abgegeben hat und eigentlich nur mehr mit dem Prinzip “Augen zu und durch“ von Legislaturperiode zu Legislaturperiode laviert.

Über alle Parteigrenzen hinweg sind seine pragmatischen und nicht nur die anwesende, am Thema sehr interessierte Zuhörerschaft überzeugenden Lösungsansätze ebenso bekannt, wie sie negiert werden, indem – absolut unverständlich – mit eigenen, zum internationalen Standard nicht vergleichbaren Zahlen operiert wird und höchstrichterliche Vorgaben ausgeblendet bleiben.

So verlieren wir Jahr für Jahr eine Vielzahl an high Potentials, denen ebenso eine Vielzahl von für einen High Tec Standort wie Deutschland bei Weitem zu schlecht Ausgebildete gegenüber stehen.

Am simplen Beispiel der Putzfrau – oder genderkonform auch des Putzmannes – die sachgerecht eine Treppe von oben her putzen und nicht nur an einigen wenigen Flächen der unteren Absätze wischen, macht der ebenso kompetente, wie authentische Streiter für die unerlässlichen Änderungen bewusst, dass dies auch für die Einkommensstufen gilt.

Bliebt es bei den Ungerechtigkeiten zu Lasten der Geringverdiener und Kindererzieher, wird das Sozialversicherung der jetzigen Konstellation seiner Einschätzung nach die nächste Legislaturperiode nicht überleben.

Anstelle an die Wurzel der Ursachen Hand anzulegen, wir derzeit jedoch nur an einigen nebensächlichen Stellschrauben gedreht, indem – O-Ton Borchert – “Juristen versuchen das Wasser bergauf zu führen, während gerade Alles den Bach herunter geht.

Ob es im Gesundheitswesen anders oder ebenso lächerlich und vorsinnflutlich zugeht, darüber sollte am 28. und 29. April das immerhin schon 15. BGF Gesundheitsforum im Leonardo Royal Hotel München Aufschluss geben. Überaus herzlich engagiert ist Prof. Dr. Andreas H. Grün als Kongresspräsident mit der BMG Bayerisches Gesundheitsmanagement GmbH rühriger Veranstalter.

Unter dem Motto “Diagnose und Therapie – Demografie, medizinischer Fortschritt, Systembrüche, Versorgungsfinanzierung, Management und Forschung – eine Analyse und Bewertung im Wahljahr 2017“ gab – eingebettet in politische Eröffnung und Schluss-Session ein hoch kompetentes Referentenfeld Einblick in die Situation und vor Allem Nöte des deutschen Gesundheitswesens.

Pontius Pilatus würde sich die Hände reiben, könnte erleben, wie – seinem Beispiel folgend – das Augenmerk nahezu Aller nur darauf gerichtet ist, die eigenen Pfründe im Focus habend, billigend in Kauf zu nehmen, dass der eigentlich als darin befindlich deklarierte Patient das Nachsehen hat.

Nach über Jahrzehnte gleiche Diskussionen wird immer wieder erkennbar, dass die überbordende Bürokratie ein Haupthemmnis und die politischen Vorgaben handwerklich so schlecht sind, dass ernsthaft Niemand je davon ausgehen konnte, dass sie als tragfähig zu sehen sind.

Unverdrossen wird weiter der Begriff der Reform strapaziert, obwohl alle bisherigen kosmetischen Stümpereien sich ausnehmen, als würde man einen Totalschaden am Fahrzeug mit dem Lackstift beheben wollen.

Während der Zug erkennbar für Alle auf den Abgrund zusteuert, wird weiter über Fahrplanänderungen debattiert, anstelle Weichenstellungen und Kurswechsel ins Auge zu fassen.

Statt Abschottung der einzelnen Sektoren ist tatsächliche Cooperation mehr denn je, das Credo der Stunde!

Muss bsw. eine Nationalmannschaft aus den unterschiedlichsten Vereinsinteressen kommend, gemeinsam und auf den Punkt Leistung bringen, verstehen es die unterschiedlichen Sektoren mit dem gemeinsam definierten Interesse – dem Patientenwohl – in diesem für das Gemeinwohl so wichtigen Segment zum absoluten Unverständnis nicht.

Wie sollen international Kriege und Waffengewalt auf Verhandlungsebene verhindert werden, wenn es nicht einmal zwischen Bund und Ländern eine Einigung in Finanzierungsfragen der Krankenhäuser gibt und dieses nicht der Bevölkerung bewusst gemacht, sondern einfach nur ausgesessen wird?

Nicht nachvollziehbar, dass der internationale Vergleich nur zu gerne auf “rein staatlich wie England oder rein privat wie USA will Niemand“ verkürzt wird und so intelligente Modelle wie Singapur und durchaus auch Kuba ausgeblendet bleiben.

Gewichtige Faktoren, wie Demografie und Prävention sind zudem noch immer höchst stiefmütterlich behandelt. Besonders angesichts leerer Kassen ist es absolut unverständlich, dass die Einspareffekte der Prävention nicht genutzt werden, zumal allgemein zu ungesund gelebt, bei Verlust der Gesundheit jedoch sofortige Bestversorgung erwartet wird.

Hierbei ist die Bevölkerung mitzunehmen und in eine offene Diskussion einzubinden, sowie die Ärzte zeitlich zu schonen für die Aufgaben, welche sie nicht delegieren können.

Ebenso lassen die widerstreitenden Situationen der einzelnen Sektoren auf den, von allen Beteiligten verbal immer im Mittelpunkt gesehenen, Patienten zu viele Nachteile einwirken, bleiben zudem regionale Besonderheiten zu wenig berücksichtigt!

Wie bei den Referenten waren auch von der Politik mit Melanie Huml, der Bayerischen Staatsministerin für Gesundheit und Pflege, sowie Hermann Gröhe, dem Bundesgesundheitsminister, hochkarätigste Vertreter präsent, ließen aber dennoch die Frage offen ob und wie angesichts High Noon das Waterloo des deutschen Gesundheitssystemes noch vermieden werden kann.

Dies kann nur auf Daseinsfürsorge, Eigenverantwortung und Wettbewerb aufgebaut gelingen!

Es stünde daher dem BGF Gesundheitsforum, als einer eingeführten und hoch kompetenten Veranstaltung mehr, als nur gut zu Gesicht, wenn seine Potentiale nicht verpuffen, sondern bsw. in einer Resolution dokumentiert und so zur Messlatte der Branche/Szene würden, den es gilt einen gordischen Knoten endlich zu durchschlagen!

Im eigenen Fazit wurde so die letzte Feinjustierung für ein vorbereitetes Angebot und dessen zeitnahem Markteintritt möglich, um damit einen Ziel führenden Mosaikstein beizutragen.

Anm. der Redaktion: Dieser Artikel stammt aus dem Jahr 2017, hat aber angesichts der Coron-Krise nichts an Aktualität nichts verloren: ganz im Gegenteil.


Erich Neumann ist freier investigativer Journalist mit Schwerpunkt auf Wirtschaftskriminalität, unterdrückte Pressefreiheit, Politverflechtungen, Justizdefizite, sowie Medienunternehmer im Justiz- und Gesundheitsbereich. Im exklusiven Interview mit Pressenza erzählt er von seinen Erfahrungen, Missstände und Defizite von Justiz und Politik an den Tag zu bringen. Er ist über seine Webseite erreichbar: www.cmp-medien.de.