Der rätselhafte Name der Künstlerinnengruppe Island between us entstand aus der Idee, sich Inseln der Zusammenarbeit zu erschließen, zu denen die Mitglieder aus unterschiedlichen geografischen und stilistischen Richtungen aufbrechen. Die Orte sollten fern des heimischen Ateliers liegen. Es gilt, Neues, Unbekanntes zu entdecken. Dabei steht nicht unbedingt der Gedanke des künstlerischen Austausches im Vordergrund. Jede hat ihr Zimmer für sich allein zum Arbeiten – in Skagaströnd war es nur ein Tisch, weiß aber die anderen in der Nähe, fühlt sich also nicht einsam gestrandet.

Ihre Alchemie spürten die Künstlerinnen zum ersten Mal in der Küche des Künstlerhauses Lukas in Ahrenshoop, wo sie sich als Stipendiatinnen 2008 begegneten und neben gutem Essen auch eine Portion Schalk als verbindendes Element fanden und fortan kultivierten.

Ihre bisherigen Ausstellungen zeigen, dass sie mehr sind als eine Gruppe ungefähr gleichaltriger Frauen. Ihre Spielweise ist ähnlich. Stets schaffen sie sensible Verbindungen. Es liegt ihnen daran, Gruppenarbeit zu liefern, obwohl jede für sich allein brillieren könnte. Aber das ist vielleicht das Geheimnis dieses souveränen Umgangs miteinander. Sie stehen sich nicht im Weg. Die Qualität ihrer Arbeiten ist gleichwertig. Keine stiehlt der anderen die Show.

Gefundene Dinge spielen eine Rolle. Im Heimatmuseum Münnerstadt arbeitete jede von ihnen mit einem Gegenstand aus dem Archiv des Museums. Die Objekte wurden in stilisierten Räumen präsentiert. Sie alle sind auf die gleiche maßvolle Art in Szene gesetzt. Sie lassen die Zärtlichkeit spüren, mit denen sie zwar öffentlich ausgestellt, doch auf diese Weise geschützt werden sollen, vor Entwertung und Zerstörung, vor dem Vergessen eines Lebensalltags, in den sie integriert waren.

2019 lebten Island between us ihre Inselexistenz für einen Monat in einem Haus auf Island, das seit 30 Jahren leer stand und nicht nur den Sperrmüll und Krempel der einstigen Bewohner barg, sondern zu einer Mülldeponie im Ort geworden war. Die Künstlerinnen räumten aus und auf, sie bargen Fundstücke. Dias von Sehenswürdigkeiten in Moskau, kyrillisch beschriftet, Briefmarken und Papiergirlanden sind einige dieser Dinge, die zu Kunstwerken transformiert wurden. Die Nummer 4.1. im Titel der Ausstellung weist darauf hin, dass es der vierte gemeinsame Inselaufenthalt der Gruppe war.

X25-9 transformer
SUSANNE BRITZ | MIA HOCHREIN
Februar – 21. März 2020
Eröffnung am Donnerstag, 20. Februar 2020, 19 Uhr
Insel-Galerie Berlin
Laudatio: Beate Klompmaker

Susanne Britz, jüngstes Mitglied des Trägervereins der Galerie, Xanthippe e.V., schließt mit der Kuration der Ausstellung X25-9 transformer den Reigen der X25-Reihe, anlässlich des 25jährigen Bestehens des Vereins im Jahr 2018 begonnen, ab. Als Partnerin hat sie Mia Hochrein mitgebracht.
Überdeutlich und mit versteckter Ironie transformieren die Künstlerinnen Alltagsobjekte in pseudowissenschaftliche und pseudofaktische Kontexte. Diese skulpturalen Behauptungen entpuppen sich bei näherer Betrachtung als surreale Bedeutungsverschiebungen. Mia Hochrein verwendet bevorzugt textiles Material: Die Vorhänge einer verlassenen Wohnung, abgelegte Arbeitskittel, die Schlafanzüge aus dem Erbe ihrer Mutter. Sie belauscht diese Stoffe eines Lebens, transformiert sie in eine neue Erzählung und rettet so ihren Wert und ihre Bedeutung. Susanne Britz installiert ihre Laboranordnungen in einem Crossover mit fotografischen und zeichnerischen Elementen mit dem für ihre Handschrift typischen Witz und verblüffender Poesie.

Zwei Ausstellungen der Künstlerinnen-Gruppe Island between us in Berlin

INSEL-Kabinett 10 SKAGASTRÖND 4.1
STEPHANIE KRUMBHOLZ | INES MEIER | CHRISTIANE GERDA SCHMIDT | HRAFNHILDUR SIGURDARDOTTIRFebruar – 21. März 2020
Eröffnung am Donnerstag, 20. Februar 2020, 19 Uhr
Insel-Galerie Berlin
Projektvorstellung: Stephanie Krumbholz

Susanne Britz, geboren 1974 in Neuwied am Rhein, lebt und arbeitet seit 2005 in Berlin. Sie studierte Bildende Kunst, Philosophie und Chemie an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz. 2018 erhielt sie den Losito Kunstpreis. http://www.susannebritz.de

Mia Hochrein, geboren 1955 in Münnerstadt, lebt und arbeitet dort. Sie studierte Freie Kunst und Visuelle Kommunikation an der Kunsthochschule Kassel. Sie war Meisterschülerin von Ralf Busz. 2014 erhielt sie den Kunstpreis der Stadt Markheidenfeld. http://miahochrein.de

Stephanie Krumbholz, 1967 in Berlin geboren, lebt und arbeitet dort. Sie studierte Malerei an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee. Sie war Meisterschülerin von Werner Liebmann. 2016 erhielt sie den Kunstpreis des Freundeskreises – Neues Kunsthaus Ahrenshoop. http://www.stephanie-krumbholz.de

Ines Meier, 1982 in Zittau geboren, lebt und arbeitet in Berlin. Sie studierte Fotografie an der Hochschule für Bildende Künste, Braunschweig und an der École nationale supérieure des beaux-arts Paris. Sie war Meisterschülerin von Dörte Eißfeldt. 2018 gewann sie den Filmpreis für internationale Zusammenarbeit der Robert-Bosch-Stiftung. https://lichtung-berlin.de/

Christiane Gerda Schmidt, 1966 in Dortmund geboren, lebt und arbeitet in Köln. Sie studierte Visuelle Kommunikation, Malerei und Grafik an der Fachhochschule Dortmund. Ihre Arbeiten (Malerei/Zeichnung/Druck/Collage) werden durch die Galerie Zadra, Luxemburg und Australien, vertreten. Sie ist Mitglied im Bund Bildender Künstler Köln und der GEDOK Köln. http://www.christiane-g-schmidt.de

Hrafnhildur Sigurdardottir, in  Garðabær auf Island geboren, lebt und arbeitet in Reykjavik. Sie studierte am Island College of Art and Crafts textile Gestaltung und Bildhauerei an der Universität von Colorado, wo sie mit einem MFA abschloss. 2005 war sie für den „Nordic Award in Textiles“ nominiert, einer der höchsten Preise dieser Art in Nordeuropa. 2010 war sie Vorsitzende des SIM (Association of Icelandic Visual Artists). Sie ist noch immer Mitglied der Vereinigung.