Die Menschheit steht an der letzten Weggabelung, sich der Dramatik der ökologischen und friedenspolitischen Krise bewusst zu werden, in der sie sich befindet. Das Buch „Die Ökokatastrophe“ ist ein Weckruf, den Ernst der Lage zur Kenntnis zu nehmen, die anstehenden Herkulesaufgaben anzunehmen, die Wachstumsideologie des globalen Kapitalismus und dessen strukturelle Friedlosigkeit als Krebsübel zu begreifen.
Alle denkbaren Lösungen der Menschheits- und Ökologieprobleme werden jedoch nur über einen konsequenten „Eliten“-Sturz zu haben sein, denn die Zentren der Macht sind es, die aus Ignoranz, Unfähigkeit, Bösartigkeit, Machtgier und systemischer Korruption alle Lösungen seit mehr als einer Generation verschleppen. Von den maßgeblichen Verursachern der Weltprobleme sind tief greifende Lösungen nicht zu erwarten. Im Gegenteil: Mit allen Mitteln der Manipulation und Propaganda versuchen die Zentren der Macht, ihre ökonomische und politische Herrschaft auf dem Weg in den Abgrund fortzusetzen.
Wer glaubt, jede Generation müsste das Rad der Geschichte neu erfinden, liegt falsch: Alle Aspekte, die in dem Rubikon-Buch „Die Ökokatastrophe“ angesprochen werden, waren in ihren Grundzügen bereits vor 30, 40 oder sogar schon vor 50 Jahren bekannt.
Viele Wissenschaftler und Schriftsteller wie Carl Amery, Hoimar von Ditfurth, Herbert Gruhl, Klaus Michael Meyer-Abich, Ernst Ulrich von Weizsäcker hatten sich zu ihrer Zeit bereits intensiv mit Umweltproblemen als Ergebnis der westlichen Wirtschafts- und Denkweise befasst. Die US-Regierung unter Präsident Carter gab bereits 1977 die große Umweltstudie – Global 2000 – in Auftrag, deren Ergebnisse im Jahr 1980 präsentiert wurden: über 1000 Seiten Umweltwissen.
Seit dieser Zeit konnte sich in den Herrschafts-Etagen niemand mehr damit herausreden, er oder sie habe nicht gewusst oder wissen können, wie es um die Gesundheit des Planeten steht. All diese Erkenntnisse aus den 1970er, -80er und -90er Jahren führten bis heute jedoch nicht zum erforderlichen fundamentalen Umdenken. Im Gegenteil, Global 2000 verschwand unter der Reagan-Administration in den Schubladen und es folgte nicht nur business as usual, sondern der Einstieg in die neoliberale Phase des Kapitalismus. Heute steht die Menschheit vor einem umweltpolitischen Desaster, weil sich die Zentren der Macht die letzten 40 Jahre weigerten, ein Wirtschaftssystem zu schaffen, das mit den Reproduktionsmöglichkeiten des Planeten in Einklang steht.
Da die Menschheit aufgrund der gigantischen Versäumnisse der herrschenden Klassen offensichtlich an der letzten Weiche steht, um den Planeten und damit sich selbst noch zu retten, hatten Autorinnen und Autoren, die Herausgeber Jens Wernicke und Dirk Pohlmann, das Rubikon-Lektorats- und Korrektorats-Team das Buch in einem großen Kraftakt in nur zwei Monaten auf den Buchmarkt gebracht. Alle Beteiligten haben sich zur Aufgabe gemacht, auf die Dramatik der Lage hinzuweisen, die keinen Aufschub mehr duldet. Die Fridays for Future-Bewegung und Extiction Rebellion haben das begriffen und setzen die Eliten unter Druck.
Doch leider werden ihre Aktivitäten von den ewigen Bedenkenträgern aus unterschiedlichen Lagern in den Schmutz gezogen, weil die Bewegungen Unterstützung „von der falschen Seite“ bekommen. Entscheidend ist meines Erachtens, dass junge Menschen aktiv werden und für zentrale Zukunftsanliegen auf die Straße gehen, zumal diese Bewegungen keinesfalls homogen sind. Und dass jede Bewegung – egal welchem Ziel sie sich verschreibt – unter den herrschenden politischen Umständen und Machtkonfiguration von Lobbygruppen und Geheimdiensten gesteuert, „begleitet“ und unterwandert wird, ist Fakt. Alles, was den Zentren der Macht ein Dorn im Auge ist, wird zersetzt. Das ist kein Grund, die herrschenden Cliquen nicht unter Druck zu setzen.
Der Sammelband unterscheidet sich von anderen Fachbüchern zur Umweltproblematik vor allem durch seinen radikalen Ansatz: Sämtliche Autoren und Autorinnen sind der Auffassung, dass es mit kosmetischen Korrekturen, mit „Green Capitalism“, diesen oder jenen Reförmchen nicht getan ist. Das gesamte Team ist davon überzeugt, dass der Westen einen kompletten Richtungswechsel seiner ökonomischen und politischen Systeme vornehmen muss.
Dieser ist jedoch nur dann zu bewerkstelligen, wenn die sogenannten Eliten – in welcher Form auch immer – abtreten sowie Machtzentren und politische Systeme völlig neu konfiguriert werden. Die parteienbasierten repräsentativen politischen Systemen des Westens haben ihr Totalversagen im Sinne einer positiven Menschheitsentwicklung im Einklang mit dem Planeten hinlänglich unter Beweis gestellt und befinden sich daher aktuell in ihrer größten legitimatorischen Krise nach dem 2. Weltkrieg.
„Den Planeten zu retten, heißt die herrschenden Eliten zu stürzen.“
Die Autorinnen und Autoren des Buchs „Die Ökokatastrophe“ machen da weiter, wo die traditionellen Umwelt- oder Verbraucherorganisationen wie BUND, WWF, NABU, Foodwatch, Slowfood mit ihrer Analyse und Kritik aufhören. Diese Organisationen leisten zum Teil hervorragende Arbeit. Sie formulieren aber nicht die erforderliche Fundamentalkritik. Diese Verbände wollen offensichtlich mit den herrschenden Hasardeuren noch im Gespräch bleiben. Fragt sich, welche Hoffnungen da an irgendwelche, sich neu formierende Parteispitzen geknüpft werden sollen. Wer bis in die Spitzen der korrupten Parteiapparate aufgestiegen ist, ist nach manchmal jahrzehntelanger Ochsentour durch die Parteihierarchien menschlich bereits derart deformiert, dass er Teil des Systems geworden ist. Von diesen Parteien, wenn sie einmal in Regierungsfunktion eintreten, sollte niemand irgendetwas erwarten.
Extinction Rebellion ist da eine Ausnahme zivilgesellschaftlicher Umweltschutzorganisationen. Sie haben dieses System, in dem wir leben, als absolut toxisch entlarvt, das nicht dem Leben dient, sondern Krieg gegen das Leben führt. Genauso sehen das die Autoren dieses Buches. Die Herrschenden führen Krieg gegen diesen Planeten, gegen die Vielfalt des Lebens, gegen das Leben überhaupt und damit auch gegen 99 Prozent der Menschen. Wir halten dieses System für toxisch, lebensfeindlich und die sogenannten Verantwortungsträger in den Zentren der Macht für verantwortungslose Täter, die der Umweltzerstörung, Kriegstreiberei und Angstproduktion dienen. Das Schlimme dabei ist auch, dass die Herrschaftscliquen selbst die Frauen-Emanzipation dazu missbraucht haben, seelisch verkrüppelte Frauen in Führungspositionen – zum Beispiel grün angestrichener Kriegsparteien oder in Kriegsministerien – zu hieven, die bislang friedensunfähigen männlichen Psycho- und Soziopathen vorbehalten waren.
Diese Parteien sind Teil des Problems, nicht der Lösung. Wir müssen den Kapitalismus abschaffen und den mit ihm verbundenen Wettbewerbsterror. Denn Wettbewerb bedeutet im Kern nichts anderes als Krieg eines jeden gegen jeden im Innern und Krieg nach außen gegen Russland und China als große Rivalen der Weltbeherrschungsmacht USA und ihrer Vasallen.
Wir brauchen ein System der Kooperation und nicht der Konfrontation. Kooperation ist mit diesem Kapitalismus und seinen Institutionen wie dem Pentagon, den 17 angeschlossenen US-Geheimdiensten, der NATO und dem gesamten Kriegs- und Vasallenkomplex nicht zu haben, weil es sich um ein strukturelles Gewaltsystem handelt. Von einem strukturellen Gewaltsystem geht Zerstörung aus, nichts anderes.
Das Grundübel, in dem wir stecken, ist eine völlig aus dem Ruder gelaufene, alle Ökosysteme zerstörende Zivilisation. Die Basis dieses Systems ist der Amok laufende marktradikale Kapitalismus, der alle Ressourcen aufsaugt und alles zu Profit macht, was er irgendwie zur Ware erklären kann. Die herrschende parteien-basierte parlamentarische Demokratie, die nur ein scheindemokratisches Konstrukt ist, dient genau diesem marktradikalen Kapitalismus.
An wenigen Beispielen will ich die ganze Dramatik der aktuellen Situation skizzieren. Dazu einige Ergebnisse aus dem Living Planet Index:
- Plastikmüll: 2010 wurden zwischen 4,8 und 12,7 Millionen Tonnen Plastik von den Kontinenten und Schiffen in die Ozeane gespült,
- Korallenriffe: in den letzten 30 Jahren wurde die Hälfte der Korallenriffe in Flachwassergebieten zerstört. Geht die Vernichtungsrate im aktuellen Tempo weiter, werden um 2050 etwa 90 Prozent vernichtet sein.
- Mangroven: zwischen 30 und 50 Prozent der küstennahen Mangrovenwälder wurden in einem Zeitraum von nur 50 Jahren vernichtet.
- Biodiversitätsrückgang und Zusammenbruch der Insektenpopulationen: Betrachtet man die globale Biodiversität, das heißt die Populationsdichte tausender Wirbeltierarten weltweit, zeigt der jüngste Index einen Rückgang der Populationszahlen zwischen 1970 und 2014 um insgesamt 60 Prozent. Unmittelbar von Ausrottung bedroht sind nach Angaben der Roten Liste der Weltnaturschutzunion 27 Prozent der erfassten 80.000 bedrohten Arten. Die Population der untersuchten Arten im Tropengürtel von Mittel- und Südamerika ging von 1970 bis heute um 89 Prozent zurück. Die Ausrottungsrate der Arten ist aktuell etwa 1000-mal so hoch wie die geschichtliche Hintergrundsterbensrate der Arten.
- Regenwälder: werden in einem bislang nicht gekannten Ausmaß vernichtet.
- Auf die Vernichtung von weit über 1 Milliarde Tiere, den Tot vieler Menschen als Folge der Brände in Australien sei nur am Rande hingewiesen.
Das alles ist den herrschenden politischen Akteuren doch bekannt. Und weil sie nichts gegen diese katastrophalen Entwicklungen tun, spreche ich von organisierter politischer Kriminalität, die jede noch so abstruse Verschwörungstheorie in den Schatten stellt. Diejenigen, die sich an angeblichen Verschwörungstheorien und Verschwörungstheoretikern delektieren – manche werden von der EU finanziert und tragen Professorentitel –, müssten sich auf die tief greifenden Verschwörungspraktiken der Machtzentren konzentrieren, wären sie nicht Teil des Problems und zu opportunistisch.
Als nützliche Lakaien sind diese Ignoranten nicht daran interessiert, sich mit den Akteuren des sterbenden Planeten, des bevorstehenden Zivilisationskollapses und der ständigen Angst- und Kriegstreiberei anzulegen.
Und die herrschenden Eliten möchten auch noch beim Totentanz des toxischen Systems gerne den Takt bestimmen. Sie werden garantiert noch so lange weitermachen, bis der letzte Fisch gegessen und das letzte Gewässer vergiftet ist, weil sie wie die Junkies an der Nadel des Wachstums hängen und davon ausgehen, nicht selbst betroffen zu sein. So ist es auch kein Zufall, dass sich die Reichen und Superreichen, denen das toxische System dient, bereits ihre Spezialbunker bauen lassen, in denen irgendwann die physische Fäulnis der seelischen folgen wird.
Diskutieren wir über das Falsche?
Aus meiner Sicht diskutieren wir in den westlichen Gesellschaften aktuell völlig verengt. Das ist kein Zufall. Die große Ökologie-Problematik wird reduziert auf die Klimadebatte. Konkreter ausgedrückt: Die große Ökologie-Debatte findet gar nicht statt, sie darf gar nicht geführt werden, weil sonst das ganze System ins Schleudern geriete und möglicherweise auch diejenigen, die ich wohlstandsverwahrlost nenne, nachdenklich würden. Um genau das zu verhindern, wurde der Internetkrieg vom Zaun gebrochen.
Aktuell stehen allein die Fragen im Raum, ob es eine Klimakrise überhaupt gibt und ob sie Menschen gemacht ist. Das ist ein grandios eingestieltes Ablenkungsmanöver, nichts anderes. Ganze Hassdebatten werden losgetreten, neue unversöhnliche Gräben werden aufgerissen, die emotionalisierte Meute würde sich am liebsten die Augen ausstechen – die Geheimdienste wissen, wie man so etwas macht. Sie haben die Aufgabe, die Gesellschaften zu steuern, dissidente Gruppen zu zersetzen – und das im Sinne der „Eliten“.
Die Engführung der Debatte in den Korridor „Klimawandel ja oder nein“, wird gezielt gesteuert. Denn das ganze kapitalistische System lebt davon, dass wir so weitermachen wie bisher, und verkauft uns das als Freiheit.
Diese Engführung ist eine Meisterleistung der psychologischen Kriegsführung und Propaganda, weil allerletzte Gewissheit erst dann erbracht ist, wenn den Menschen in den Küstenregionen das Wasser bis zum Hals steht, auch noch der letzte Gletscher, die Antarktis und die Arktis sowie die Permafrostgebiete aufgetaut sind. Die Menschheit hat schon heute absolute Gewissheit darüber, wie sehr der Zivilisationsprozess die Natur in einem irreversiblen Ausmaß geschädigt hat. Insoweit ist die Engführung auf die Klimadebatte eine perfekte Meisterleistung der Informationskrieger.
Die große Beschleunigung
Die große Beschleunigung, die die Wissenschaftler um Will Steffen in ihrem Artikel „The trajectory of the Anthropocene: The Great Acceleration” beschrieben haben, bezieht sich auf den fundamentalen Wandel der Zivilisation durch die Entfesselung der Produktivkräfte in Folge der industriellen Revolution ab etwa 1750. Parallel zu dieser Entwicklung von Wissenschaft und Produktion lief ein gigantischer Naturverbrauch, der bis heute anhält, ja noch zunimmt.
Die Wissenschaftler stellen in einer großen Vielzahl von Einzelstatistiken mit Exponentialkurven dar, dass der Planet insbesondere ab 1950, mit einer nochmaligen Beschleunigung seit 1970, infolge des zweckrationalen Denkens zum Rohstofflager und Müllplaneten wurde. Aus diesen Statistiken wird deutlich, dass es in dem jetzigen Stil unmöglich weitergehen kann. Da die Erde ein ökosphärisches Gesamtsystem ist, werden sehr viele Kurven auf einmal kollabieren.
Da stellt sich die alleinige Frage: Wie viel Zeit bleibt der Menschheit noch bis zum totalen Kollaps – wenn sie nicht sofort lernt, sich mit der Natur zu versöhnen?
Wir sprechen hier über einen Zeithorizont von wenigen Jahrzehnten, innerhalb dessen die Menschheit möglicherweise noch über gewisse Handlungsoptionen verfügt, die uns vielleicht vor absolut fatalen Entwicklungen bewahren. Die Zeichen die wir heute schon sehen, müssen wir nur richtig interpretieren und die erforderlichen Rückschlüsse daraus ziehen. Davon sind wir jedoch weit entfernt. Aber zumindest einige der jungen Leute haben verstanden, dass ihre Zukunft auf dem Spiel steht. Die Realitäten des Klimawandels zeichnen sich aber bereits ab. Der Planet wird die Menschheit ausspucken wie einen faulen Apfel, zumindest die überwiegende Mehrheit, wenn sie nicht zur Vernunft kommt.
Überbevölkerung als Problem?
Die Überbevölkerung ist sicher ein Problem – ob sie das größte Problem ist, ist eine ganz andere Frage. Bei einer halbwegs gerechten Verteilung des Reichtums auf der Welt müsste nicht die Hälfte der Weltbevölkerung im Elend leben und das Problem der Überbevölkerung wäre sicher auch nicht mehr so drückend wie heute, weil sich die Menschheit dann nicht so exzessiv vermehren würde. Nach dem letzten Oxfam-Bericht aus dem Jahr 2019 besitzen 26 Milliardäre auf dieser Welt so viel wie 3,5 Milliarden Menschen. Was ist das eigentlich für eine Welt? Was ist das für ein politisches System, das so etwas zulässt? Das ist nichts anderes als die Inszenierung der Hölle auf dieser Erde.
Ein ganz anderer Punkt ist, ob die Weltbevölkerung, wenn sie weiter so macht wie bisher, tatsächlich im Jahr 2050 auf etwa 10 oder 11 Milliarden kommen wird. Es kann auch ohne weiteres sein, dass im Laufe der kommenden 20 Jahre die totale Ökologiekrise im Kombipack mit der Klimakrise und neuen Kriegen eine dermaßen hohe Zerstörungskraft entfaltet, dass diese hohe Bevölkerungszahl bis 2050 gar nicht erreicht wird. Alle Zukunftsprojektion beinhalten erhebliche Unsicherheitsfaktoren.
Alles ist bekannt
Alles worüber wir hier reden, ist den Herrschenden lange bekannt. Die ganzen Reformen werden den Menschen aus rein kosmetischen Gründen als Karotte vor die Nase gehalten. Sie dienen als Beruhigungspillen und führen zu gar nichts. Sie verschleppen allenfalls die erforderliche ökonomische politische und kulturelle Revolution. Der ganze Hype um die E-Mobilität, die hirnrissige CO2-Steuer, die die Steuerlast der breiten Bevölkerung noch weiter erhöht. Selbst wenn die Herrschenden etwas Vernunft annähmen und die Gelder einer CO2-Steuer ausschließlich dem Umweltschutz zuführten, würde das an den Verheerungen der aktuellen Todesökonomie immer noch nichts ändern. Aber sie werden die Einnahmen aus der CO2-Steuer, die sie der Bevölkerung abpressen, in Militarisierung und Aufrüstung und die Entwicklung eines Polizeistaats stecken.
Das Umwelt-Assessment der EU
Auch in der EU haben umweltpolitische Beschränkungen, die über symbolische Politik hinausgehen, gar keinen Platz. Die neoliberalen Staats- und Regierungschefs und deren Regierungsapparate haben die EU zu dem gemacht, was sie heute ist, das heißt, diese EU ist eigentlich nichts anderes als die Fortführung des Desaster-Kapitalismus auf höherer Stufe. Sie ist das Projekt der Herrschaftseliten, um den marktradikalen Kapitalismus bis zum Exzess zu treiben.
Und nun kommt der Bericht der Europäischen Umweltagentur über den „Zustand der Umwelt in Europa 2020“. Da lesen wir:
„Kurswechsel dringend erforderlich, um dem Klimawandel zu begegnen, die Zerstörung der Umwelt zu stoppen und künftigen Wohlstand zu sichern.“
Da kann man nur sagen: Dumm gelaufen! Der Zustand der Natur in Europa ist die logische Konsequenz dieses Wirtschaftssystems. Aber so deutlich wird das selbstverständlich in diesem Umweltbericht nicht gesagt. Es wird immer noch versucht, den marktradikalen Kapitalismus mit der Natur zu versöhnen, was aber zum Scheitern verurteilt ist. Dennoch lohnt sich der Blick in diesen Bericht.
Er zeigt sehr deutlich, dass alle bedeutungsvollen Parameter bereits für 2020 auf rot stehen, das heißt, negative Trends und Entwicklungen dominieren. Dies gilt unter anderem für
- die geschützten Arten und Lebensräume für Vögel und Schmetterlinge,
- die Wasserökosysteme und Feuchtgebiete,
- den Zustand der Meeresökosysteme und der Meeresbiodiversität,
- den Zustand der Böden,
- die Verunreinigung durch Chemikalien und Auswirkungen auf die Ökosysteme,
- den Klimawandel und Auswirkungen auf die Ökosysteme,
- die Emission von Chemikalien,
- die Belastung des Oberflächen- und Grundwassers,
- die Konzentration von Schadstoffen in der Luft,
- die Lärmbelastung der Bevölkerung und deren gesundheitliche Auswirkungen,
- die Wasserverschmutzung durch Chemikalien und die Risiken für die Gesundheit.
Und bis 2030 stehen zusätzlich die Treibhausgasemissionen und Reduktionsbemühungen, die Energieeffizienz und die erneuerbaren Energiequellen auf rot.
Alle diese Informationen stammen aus der Feder der EU-Umwelt-Fachbehörde und sind keine Schwarzmalerei „abgedrehter Ökologiespinner“. Das zeigt: Die EU auf der Grundlage des marktradikalen Kapitalismus ist komplett unfähig, die eigenen Umweltstandards auch nur näherungsweise zu erreichen. Das bestätigt sie schwarz auf weiß. Und so steht die Frage im Raum: Was muss noch passieren, damit der Europäische Rat, die nationalen Staats- und Regierungschefs zur Vernunft kommen? Da dies offensichtlich ausgeschlossen ist, müssen die Menschen ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen.
Während die EU ihre umweltpolitischen Ziele für 2020 nicht erreicht, geschweige denn für 2030, entwirft Ursula von der Leyen als neue EU-Kommissionspräsidenten einen großen Multi-Billionen-Plan für einen „Green New Deal“. Doch der ist nichts anderes als die Fortsetzung der alten Wachstumspolitik in neuen Schläuchen. Auf diese Weise werden die bereits bestehenden Probleme nur noch weiter verschleppt.
Statt Billionen in einen „Green New Deal“ zu werfen, den die Bevölkerungen der EU bezahlen, sollten gigantische Investitionen in Aufräumarbeiten der Altschäden fließen und zur Erneuerung einer naturnahen Landwirtschaft erfolgen. Zudem müsste ein völlig neues Wirtschaftskonzept entwickelt werden, das von den Grenzen des Planeten her denkt. Aber davon ist diese Zivilisation Lichtjahre entfernt.
Hüter eines Systems der Ausbeutung
Der ganze Teufelskreis, in dem wir uns heute bewegen und der die Ökosysteme des Planeten an den Rand ihres Zusammenbruchs geführt hat, begann bereits vor Jahrhunderten mit dem Aufkommen des Kapitalismus. Der aufstrebende Kapitalismus und das mit ihm verbundene zweckrationale Denken erklärte die Natur zum ausplünderbaren Rohstofflager, gab sie der Nutzung und Vernutzung preis. Basis ist bis heute die Ideologie der Neoliberalen, die sich immer noch an dieses Denken klammern, weil sie ihr totales Scheitern nicht zugeben können – sogar um den Preis ihres eigenen Untergangs. Gleichzeitig machen sie den Planeten über die Externalisierung von Kosten zum Müllplaneten.
Das heißt, die neoliberalen Hasardeure haben dafür gesorgt, dass wir mindestens 30 Jahre verloren haben, um die erforderliche ökosoziale Wende einzuleiten. Chris Hedges hat absolut recht, wenn er sagt, dass die herrschenden Eliten im kapitalistischen System zum Zweck der Ausbeutung ausgebildet wurden.
Genau dazu wurde die neoliberale Transformation des gesamten Bildungswesens eingeleitet über Pisa und Bologna-Prozess, um genau die Funktionseliten heranzubilden, die der Fortschreibung des kapitalistischen Systems dienen. Wie richtig die Aussage von Chris Hedges ist, kann man daran sehen, dass Kanzlerin Angela Merkel bereits vor Jahren gesagt hat: Der „Staat ist der Hüter der Ordnung“. Und damit meinte sie die marktradikale Agenda, an der die herrschende Politik so intensiv mitgestrickt hat.
Militär und Klimawandel
Und weil das Militär in seinen Planungen der Zivilgesellschaft häufig um Jahrzehnte voraus ist, hat das Pentagon den Klimawandel längst als Fakt akzeptiert, weil es sich in seiner Handlungskompetenz, in seiner Kernaufgabe, Russland und China zu bekämpfen, generell Kriege zu führen, massiv eingeschränkt sieht.
In einer Studie des Pentagon aus dem Jahr 2003 werden mögliche Ursachen und Effekte eines plötzlichen Klimawandels beschrieben. Klimawandel wird als nationales und internationales Sicherheitsproblem mit potentiellen Auswirkungen auf die Missionen des Verteidigungsministeriums interpretiert. Seit der Zeit sind viele Studien aus dem Militärumfeld erschienen.
Erste Analysen datieren aus dem Jahr 1996, dann folgen die Jahre 2003, 2007, 2014, 2015, 2018 und 2019. Das Pentagon versucht, soweit möglich, die nächsten 20 Jahre vorauszusehen. Die Oberbefehlshaber der sechs Unified Combatant Commands auf 4.000 Stützpunkten in den USA und circa 1.000 internationalen sind angewiesen, alle klimarelevanten Daten zentral zu melden. Als Hauptrisikofaktoren werden in dem Papier „Report on Effects of a Changing Climate to the Department of Defense“ vom Januar 2019 genannt: Überschwemmungen, Dürre, Desertifikation, Waldbrände, auftauender Permafrost, ferner Wasserknappheit, Kampf um Ressourcen, Hungersnöte, zerfallende Staaten.
In den USA selbst sind bereits viele Militäreinsätze erfolgt, um die Folgen von Hurrikan-Katastrophen, die damit verbundenen Überschwemmungen, Infrastruktur-Zerstörungen zu mildern und bei der Desasterkontrolle zu helfen. Das Militär ist nicht der Samariterbund der Zivilgesellschaft, damit hier kein Missverständnis entsteht. Nicht nur die Kriegsmaschine der USA, sondern das Militär weltweit stellt sich auf den Klimawandel und die absehbaren Folgen für die militärische Operationabilität ein – denn das ist das, was das Militär interessiert.
Ist eine post-globalistische Welt denkbar?
Eine sich ent-globalisierende Welt ist kein Rückfall in die Steinzeit, sondern die Grundvoraussetzung dafür, dass das Leben auf diesem Planeten wieder eine Chance bekommt. Eine Heilung des Planeten führt über die Ent-Globalisierung. Dass diese nicht von heute auf morgen realisiert werden kann, ist klar.
Die Autoren des Buches behaupten nicht, sie könnten den Planeten retten. Sie sind allerdings davon überzeugt, dass die Voraussetzung, diesen Planeten und das Leben auf diesem Planeten zu retten, gleichbedeutend damit ist, die herrschenden Eliten zu stürzen.
Die „Eliten“ werden nicht diejenigen sein, die uns aus diesem Desaster herausführen. Sicher nicht. Das können die Völker nur selbst tun. Sie müssen erkennen, dass sie vom Propagandaapparat der Herrschenden in Schach gehalten werden. Wenn es nicht gelingt, das Steuer herumzureißen, ist aus unserer Sicht vorprogrammiert, was der amerikanische Schriftsteller Roy Scranton „Sterben lernen im Anthropozän“ nannte. Damit meinte er nicht ein einzelnes Individuum, sondern die gesamte Zivilisation.
Die Papstenzyklika Laudato si‘ – ein sozialrevolutionäres Dokument
Auf einer höheren Ebene landen wir bei fundamentalen ethisch-moralischen und damit philosophischen Fragen. Diese müssen zugunsten des Lebens beantwortet werden, wenn der Mensch auf diesem Planeten eine Zukunft haben möchte. Es ist wohl kaum ein Zufall, dass sich der aktuelle Papst in der Tradition des Franz von Assisi, 1182 bis 1228, sieht. Dieser ist in die Geschichtsschreibung nicht nur als Ordensgründer und Heiliger eingegangen, sondern auch als Träger des Humanismus, des ganzheitlichen Denkens mit Respekt vor dem Leben.
Wenn wir einmal die religiösen Aspekte der Enzyklika Laudato si´ außer Acht lassen, so handelt es sich um ein kraftvolles Manifest gegen die Rücksichtslosigkeit unserer aktuellen Wirtschaftsweise, um einen lauten Schrei gegen die Zerstörung des gemeinsamen Hauses oder „unserer Schwester“, wie der Papst den Planeten nennt. Die Schrift ist ein Manifest gegen Machthaber, gegen Dummheit, Gleichgültigkeit und Ignoranz, gegen Gefühllosigkeit und Zweckrationalismus. Die Enzyklika ist eine einzige Anklage gegen den Wahnsinn unserer Zeit und gegen die selbstverschuldeten Dramen dieser Zivilisation. Vor allen Dingen schreibt Franziskus, dass diejenigen, die die politische und ökonomische Macht besitzen, offensichtlich darauf erpicht sind, die Probleme zu verschweigen und die Symptome zu verbergen, die bereits überall sichtbar sind.
Das Manifest reduziert sich nicht nur auf den Klimawandel, sondern ist eine umfassende Schau auf die aktuellen Umweltprobleme. Papst Franziskus befasst sich unter anderem mit
- der Wasserfrage,
- dem Verlust der biologischen Vielfalt,
- der allgemeinen Verschlechterung der Lebensqualität und
- dem sozialen Niedergang.
Der Papst wendet sich auch den weltweiten sozialen Ungerechtigkeiten zu, vor allen Dingen setzt er sich mit der Ignoranz der Mächtigen in Ökonomie und Politik auseinander sowie der Gleichgültigkeit der Öffentlichkeit gegenüber den auf sie zu rollenden Zukunftsproblemen. Er prangert die Unterwerfung der Politik unter das Technologiedenken und das Finanzwesen an. Vor allem verbindet er die Zerstörung des Planeten und die Ansprüche der Herrschenden auf immer weitere Ressourcen und Wachstum mit der Kriegsfrage, mit der Gefährlichkeit der Zunahme internationaler Konflikte. Er geißelt Scheinreformen, die uns immer weiter gefangen halten in der aktuellen Krisenzirkulation, und die scheinbar logischen Lösungen, die einzig und allein dazu da sind, auf dem zerstörerischen Weg noch eine Weile weiter zu gehen. Der Papst erteilt all jenen eine grundsätzliche Absage, die glauben, die aktuelle gigantische Krise mit technischen Programmen und Reförmchen lösen zu können.
Trotz aller hervorragenden Dinge, die der technologische Fortschritt im positiven Sinne zur Entwicklung der Menschheitsgesellschaft beigetragen hätte, müsste unbedingt auch die negative Seite der gesamten Technologie-Entwicklung, des technologisch orientierten Denkens gesehen werden. Diese Wissenschaften hätten uns auch in eine große Misere geführt. Vor allen Dingen hätte der Mensch im Laufe seiner Entwicklung nicht vermocht, das technologische Wachstum mit echter Verantwortlichkeit, mit einer Gewissensbildung und ethischen Bildung zu verbinden. Wir laufen Gefahr, dass die Technologie zur Gewalt und zur Macht über den Menschen selbst ausartet.
Die Ideologie der Technik-Logik, der Technik-Rationalität sei in der globalisierten Welt derart dominant, dass sie sowohl nach der Natur als auch nach dem Menschsein selbst greife. In Abschnitt 114 weist Papst Franziskus auf die Dringlichkeit einer kulturellen Revolution hin. Bedauerlicherweise geht Franziskus aber der Eigentumsfrage nicht auf den Grund. Die Eigentumsordnung müssen wir allerdings radikal in Frage stellen, die Ungerechtigkeit, Gewalt und Kriege in sich trägt.
Nach Franziskus befinden wir uns nicht etwa in zwei Krisen nebeneinander, einer Umweltkrise und einer Gesellschaftskrise, sondern in einer einzigen und komplexen Krise, einer sozial-ökologischen Krise. Deren Lösung könne nur im Sinne eines ganzheitlichen Ansatzes gefunden werden.
Wenn man sich dann die sogenannte Christlich Demokratische Partei in diesem Lande anschaut, so verkörpert sie in allem den absolut diabolisch-toxischen Gegensatz zu dem, was Papst Franziskus fordert oder was noch irgendeine Verbindung zum christlichen Denken hat. Die CDU ist ein Sammelbecken von Wachstumsfetischisten, ökologischen Hasardeuren, Kriegstreibern, Polizeistaatsfreunden, Eroberern und Imperialisten. Sie ist die finsterste Reaktion. Nach innen spalten CDU-Politiker die Gesellschaft durch Wettbewerbsterror, Konsumwahn und ungeordnete Zuwanderung, nach außen durch Warenexportkrieg und die Vorbereitung von Angriffskriegen.
Und so ist es auch kein Zufall, dass Aktivisten von Greenpeace im Rahmen einer Satire-Aktion das C aus dem Schriftzug der CDU wegtrugen. Sie hätten auch noch das D entfernen müssen, denn diese Partei hat mit Demokratie genauso wenig zu tun wie mit christlichen Werten. Dann bliebe einzig das U übrig. Eine Union des Krieges nach innen und nach außen. Doch dasselbe gilt für alle Herrschaftsparteien.
Die Menschheit hat es aktuell mit drei von den herrschenden ökonomischen und politischen Akteuren verursachten Großkrisen zu tun:
- einer gigantischen Finanzkrise,
- der planetaren Ökologiekrise und
- der lauernden Kriegsgefahr durch die Welteroberungsobzession der USA und ihrer Vasallen.
Was kann der einzelne tun?
Natürlich muss jeder grundsätzlich sein eigenes Konsumverhalten hinterfragen, wenn ihm oder ihr die Umwelt und der Planet überhaupt etwas bedeuten. Wir, die Autoren, sind auch davon überzeugt, dass das erforderliche neue System nicht auf der Grundlage freiwilliger Selbstbeschränkung basieren kann. Die freiwillige Selbstbeschränkung der Industrie trug ja auch nicht zur Rettung der Umwelt bei, sondern war nur eine Nebelkerze, um immer schön so weiterzumachen wie bisher.
„Den Planeten zu retten“, bedeutet, im eigenen Leben fundamentale Änderungen zu vollziehen und die nie endende Eskalationsspirale der Ansprüche zu verlassen. Wer glaubt, zehn ausgerissene Hühnerschenkel für 2,98 Euro kaufen zu müssen, kann das im Rahmen seiner freien Kaufentscheidung tun. Nur sollte er sich dessen bewusst sein, dass er sich zum verantwortungslos-integralen Teil einer mörderischen Quälfleischindustrie macht. Deren Tentakel führen bis in die Zerstörung der Regenwälder, weil auf den dort vom Leben bereinigten Flächen genau die Futtermittel angebaut werden, die diese Quälfleischindustrie benötigt.
Diejenigen, die in diesem Kontext von der aufziehenden Ökodiktatur reden, sind genau diejenigen, die entweder noch nicht erkannt haben, dass sie in einer realen Kapital-Diktatur leben oder die es sich dort wohlig eingerichtet haben.
Auch sie werden irgendwann merken, dass das System an seine Grenzen gekommen ist. In einer Klassengesellschaft sind die Vorteile und die Nachteile immer ungleich verteilt, insofern werden die Reichen und Superreichen Umweltschäden in aller Regel eher kompensieren können, als diejenigen, die schon jetzt nichts mehr zu verlieren haben. Wer immer noch glaubt, nach dem falschen Freiheitsbegriff der Marktradikalen leben zu sollen, macht dies auf Kosten anderer Menschen, der Natur und des gesamten Planeten. Der Begriff Ökodiktatur ist aus meiner Sicht der zweitdümmste Begriff, der nach dem Begriff „Alternativlosigkeit“ Eingang in die Sprache gefunden hat.
Ich persönlich bin davon überzeugt, dass jede basisdemokratische, außerparlamentarische Bewegung absolut wichtig ist. Der Parlamentsbetrieb wurde ja nicht dazu ersonnen, die wirklichen Interessen der Menschen zu vertreten, sondern die Interessen der Oligarchen zu bedienen. Zur Bestätigung dieser Aussage reicht der Blick auf die letzten 30 Jahre und die Erkenntnis, wie sich Deutschland aber auch die EU in ein Eliten-Projekt gewandelt haben. Nur jeder außerparlamentarischen Bewegung muss völlig klar sein, von den Kräften der Finsternis zerrüttet, gespalten und schließlich in ihrer Stoßkraft geschwächt – wenn nicht sogar – zerlegt zu werden. Je stärker eine antikapitalistische Ökologie- und Friedensbewegungen wird, desto stärker nehmen Geheimdienste, Think Tanks der Herrschenden, reaktionäre Gewerkschaften, Herrschaftscliquen in den Parteien und vor allen Dingen die Denunziationskolonnen der herrschenden Medienindustrie massiv Einfluss auf deren Entwicklung.
Maximal problematisch wird es dann, wenn eine Basisbewegung für Umweltschutz und Frieden, wie die Grünen, in die Realpolitik des Parlamentsbetriebes einsteigt.
Das geht grundsätzlich schief, weil die Korruptionspraktiken des herrschenden Politikbetriebes immer dafür sorgen werden, dass von den eigentlichen Anliegen einer solchen Bewegung nichts mehr übrig bleibt – diese zumindest keine Chance haben, jemals in praktische Politik umgesetzt zu werden. Das ist die Lehre der letzten Dekaden.
Der ganze Prozess der Entwicklung der grünen Bewegung in Deutschland sollte uns hier Mahnung sein. In dieser Partei haben sich die übelsten Russlandhasserinen und Kriegstreiberinnen in die Spitze geboxt und übertreffen an Dummheit und Ignoranz sogar ihre männlichen Kollegen. Von dem ursprünglichen Friedenskonzept dieser grünen Bewegung ist im Verlaufe des Korruptionsprozesses nichts mehr übrig geblieben und was den Umweltschutzaspekt anbelangt ist diese Partei längst zur Verteidigerin des marktradikalen Kapitalismus degeneriert. Vor allem muss jede Basisbewegung, die es mit Ökologie und Frieden ernst meint, ihre Forderungen verbinden mit einer fundamentalen Veränderung des politischen Systems, das mit der Parteienherrschaft bricht.
Sicher sind wir uns darin einig, dass individuelle Verhaltensänderungen den Planeten nicht retten werden. Die Einflussmöglichkeiten des Einzelnen in dieser absolut verfahrenen Situation sind zwar begrenzt, das heißt jedoch nicht, dass lethargisches Abwarten statthaft wäre.
Ich kann die Menschen gut verstehen, die darüber nachdenken, was sie selbst im positiven Sinne tun können. Ich möchte ihnen nur einige Ratschläge geben:
- Werfen Sie alle Paybackkarten und Zeitungsbeilagen mit Sonderangeboten sofort in den Müll. Was für Sie aktuell billig ist, ist für jemand anderen mit Garantie teuer. Diese ganzen Instrumente wurden doch nur erfunden, um Sie zum Shopping anzuregen.
- Schließen Sie keine versklavenden Konsumentenkredite ab.
- Verzichten Sie auf Folterfleisch aus Massentierhaltung. Die Ära, in der unsere Väter in der Nachkriegszeit stolz waren, jeden Tag ein gutes Stück Fleisch essen zu können, muss vorbei sein. Von „gut“ kann bei diesem Fleisch nun wirklich keine Rede mehr sein. Zudem fördert hoher Fleischkonsum Herz-Kreislauf-Erkrankungen und bringt Sie letztlich früher ins Grab. Und bedenken Sie, wer viel Fleisch isst, isst den Regenwald gleich mit auf und die Menschen, die von dort vertrieben wurden.
- Verabschieden Sie sich vom Gebrauch von Einmalartikeln und verzichten Sie auf jede Art von Plastik.
- Reißen Sie alle versiegelten Flächen auf, wo immer Sie können. Manche Vorgärten mit dem vielen Steingeröll ähneln toter Mondlandschaft. Pflanzen Sie so viele einheimische Blumen und Kräuter an, wie es Ihnen möglich ist.
- Das Wichtigste zum Schluss: Entziehen sie sich dem Einfluss der herrschenden Massenmedien, wo sie nur können, denn diese sind Herrschaftsmedien. Sie sind die Propagandamaschinen, die die Menschen zu dummen willenlosen Konsumenten erzogen haben, die ihnen einreden, sie könnten sowieso nichts machen, die ihnen die neuen Kriege schmackhaft machen, die sie dazu anregen, neue teure Elektroautos zu kaufen, die ihnen einen Billigflug aufschwatzen und ihnen erzählen, die Klimakatastrophe und die Ökokatastrophe sei eine Erfindung von Spinnern. Das heißt, der wichtigste Akt der Selbstbefreiung geht über Hygienemaßnahmen des eigenen Geistes, um zu erkennen, in welche Manipulations-, Lügen- und Gewaltkonstrukte die Herrschenden und ihre Medien uns einspinnen, um uns nach ihrem Bilde zu formen und vom aktiven Handeln abzuhalten.
Das Buch kann hier als Taschenbuch oder E-Book bestellt werden.
Redaktionelle Anmerkung:
Der Beitrag von Ullrich Mies erschien erstmals auf Rubikon – Magazin für die kritische Masse. Er steht unter der Creative Commons Lizenz 4.0 und wurde von unserem Partner Neue Debatte übernommen.