Worte wie DANKE helfen der Welt, nein zu Gewalt zu sagen. Jeder von uns sollte dazu beitragen, eine Kultur der Dankbarkeit zu verbreiten, denn Dankbarkeit schafft ein friedvolles Gleichgewicht zwischen uns Weltbewohnern.
In Interviews zum Beispiel hören wir, wie öffentliche Persönlichkeiten dem Publikum für ihren Erfolg danken, in einer anderen Sendung, einem Nachrichtenjournal, dankte eine Mutter öffentlich den Ärzten dafür, das Leben ihres Kindes gerettet zu haben. Die Fähigkeit zur Dankbarkeit ist nicht nur ein gesellschaftlicher Ausdruck guter Erziehung, sondern geht weit über alle Regeln hinaus und vermittelt einen tieferen Sinn. Wenn wir Danke sagen, erkennen wir etwas Wichtiges an und geben Dingen einen Wert – dem Guten, dem Kostbaren, einer „Gabe“, die wir von einem anderen Menschen empfangen haben. Wenn wir jemandem danken, ist dieser andere Mensch für uns bedeutungsvoll. Wir geben ihm eine wichtige Rolle in unserem Leben und wertschätzen damit auch uns selbst. Auf diese Weise gehen wir Beziehungen auf der Grundlage gegenseitiger Wertschätzung ein, wir nähern uns unseren Mitmenschen, die uns entgegen gekommen sind.
Sokrates, einer der wichtigsten Vertreter der westlichen Philosophie, der sich intensiv mit dem Begriff der Innerlichkeit beschäftigte und den das Orakel von Delphi als weisesten Mann Griechenlands bezeichnete, lebte fünf Jahrhunderte vor Christus und legte bereits damals ein wichtiges Zeugnis darüber ab, was Dankbarkeit gegenüber einem anderen Menschen bedeutet. Obendrein galt seine Dankbarkeit einer Frau, was in jener Zeit eine besonders große Bedeutung hatte. Ich denke dabei an den berühmten Dialog aus dem Symposion, von dem sein Schüler Platon berichtete. In dieser Schrift geht es um die universelle Liebe. Sie berichtet von einem Gastmahl, bei dem die Natur des Eros, dessen Geburt und dessen verschiedene Erscheinungsformen auf der Welt gefeiert werden. Sokrates sagt in dem Dialog: „Die Rede über die Liebe, welche ich von einer Frau aus Mantineia, der Diotima, hörte, die in diesen sowie in vielen anderen Dingen weise war […] und die mich auch die die Liebe betreffenden Dinge lehrte“ . Die Priesterin Diotima – also eine Frau – machte dem Philosophen ein Geschenk, indem sie mit ihm ihr Wissen über die Liebe teilte. Sokrates zollte dieser Gabe öffentlich Anerkennung und brachte damit eine ewige Dankbarkeit zum Ausdruck, die bis in unsere heutige Zeit hinein reicht. Hier treffen zwei sehr wichtige Werte aufeinander – Dankbarkeit und das höchste Gefühl, das ein Mensch erstreben kann. Daher müssen wir für die universelle Liebe dankbar sein, denn nur so können wir im Zeichen des friedlichen Miteinanders leben. Nur, wenn wir in unseren zwischenmenschlichen Beziehungen Raum für Liebe lassen, können wir uns auch gegen Umweltzerstörung, Machtmissbrauch und Krieg entscheiden und – unter dem Schutz des Eros – in Frieden leben.
Leider haben viele das Danken verlernt, für einige scheint es aus der Mode gekommen zu sein. Möglicherweise erliegen sie dem Trugschluss, mit Dankbarkeit unterwürfig zu wirken, dabei bringt Dankbarkeit die wichtige Fähigkeit zum Ausdruck, Demut zu zeigen. Wer Demut zeigen kann, ist nicht unterwürfig, sondern vielmehr jemand, der seine eigenen Grenzen erkennt, und damit ein Mensch auf dem Weg zu innerem Wachstum. Dankbarkeit ist ein natürliches Gegengift gegen Arroganz. Sie bedeutet, dem anderen entgegen zu gehen, um sich in die Augen zu schauen, einen Dialog zu führen und realen Kontakt zu leben. Dankbarkeit ist eine Hommage an jene, die unsere Fähigkeiten anzuerkennen wussten. „Danke“ ist somit ein Wort, das jede Form von Aggressivität ausschließt, ein Nein zu Gewalt und das Bekenntnis, eine Person zu sein, die Respekt zollt und auch verdient. Dankbarkeit ist ein Geschenk, das größte Geschenk.
Übersetzung aus dem Italienischen von Jeannette Carolin Corell vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam erstellt. Wir suchen Freiwillige!