Der Bundesverband Menschen für Tierrechte e.V. begrüßt die aktuelle Initiative der US-Umweltbehörde EPA zur Reduzierung von Tierversuchen, in der 2035 als konkretes Ausstiegsdatum für Giftigkeitstests an Säugetieren genannt wird.
Nach Ansicht des Verbandes ist dies eine „schallende Ohrfeige“ für Deutschland, das sich bisher einem Ausstiegsplan verweigert.
Nach der neuen Richtlinie, die der EPA-Chef Andrew Wheeler am 9. September 2019 unterzeichnete, soll die US-Umweltbehörde die Zahl der Giftigkeitstests an Säugetieren sowie deren Finanzierung durch Steuergelder bis 2025 um 30 Prozent zu reduzieren. Bis 2035 sollen die sogenannten Toxizitätstests in den USA beendet und nur noch in Ausnahmefällen möglich sein. Die Behörde wurde angewiesen, alle vorhandenen Ressourcen zu nutzen, um Tierversuche messbar zu reduzieren. Dabei soll der Schutz der menschlichen Gesundheit und der Umwelt gewährleistet sein. Darüber hinaus fördert die EPA die Erforschung tierversuchsfreier Methoden mit 4,25 Millionen US-Dollar (1). Schon in diesem Jahr soll die Behörde zudem eine jährliche Konferenz zu neuen tierfreien Methoden durchführen.
Nur Niederlande haben bisher systematischen Abbauplan
In Europa haben bisher nur die Niederlande 2016 einen systematischen Abbauplan für Tierversuche vorgelegt (2). Dieser umfasst konkrete Meilensteine und strategische Maßnahmen, wie ein schrittweiser Ausstieg aus dem Tierversuch gelingen kann. Danach könnten Tierversuche für regulatorische Sicherheitstests für Chemikalien, Lebensmittelzusätze, Pestizide und Tier- und Humanmedizinprodukte unter Einhaltung des gleichen Sicherheitsniveaus bis 2025 beendet werden, sofern die Entwicklung der fehlenden komplexen tierversuchsfreien Tests angekurbelt wird.
US-Ausstiegsplan ist „schallende Ohrfeige“ für Deutschland
„Nach den Niederlanden haben nun auch die USA ein konkretes Ausstiegsdatum gesetzt, um die grausamen Giftigkeitstests an Säugetieren zu beenden. Das ist eine schallende Ohrfeige für den vermeintlichen Tierschutzmusterknaben Deutschland, das die niederländische Initiative bisher noch nicht einmal unterstützt, von einem eigenen Ausstiegsplan ganz zu schweigen. Dies ist aus ethischen Gründen verwerflich. Hinzu kommt, dass die Regierung die Bevölkerung gefährdet, weil sie immer noch auf eine Risikoabschätzung auf Basis von unzuverlässigen Tierversuchen setzt. Außerdem droht Deutschland wissenschaftlich den Anschluss bei der Entwicklung neuer humanspezifischer Verfahren zu verpassen. Das ist unverantwortlich“, kritisiert Christina Ledermann, Vorsitzende von Menschen für Tierrechte.
Jährlich fallen in Deutschland ungefähr ein Viertel aller „Versuchstiere“ gesetzlich vorgeschriebenen Versuchen zum Opfer. Laut Bundesstatistik waren das 2017 insgesamt 556.946 Tiere, der Großteil davon Mäuse und Ratten. Knapp die Hälfte davon starb für Giftigkeits- und Sicherheitsprüfungen.
Der Verband hat vor Jahren schon ein Konzept für einen Ausstieg aus dem Tierversuch vorgestellt.
Das vollständige Dokument zum US-Ausstieg finden Sie unter: www.epa.gov
(1) Fünf US-Universitäten erhalten Stipendien aus dem „Science to Achieve Results Program“ zur Erforschung tierversuchsfreier Verfahren. Weitere Informationen unter: https://cfpub.epa.gov/ncer_abstracts/index.cfm/fuseaction/recipients.display/rfa_id/642/records_per_page/ALL
(2) Abbauplan der Niederlande unter: www.ncadierproevenbeleid.nl
Weitere aktuelle Meldung zum Thema: Ganz im Gegensatz zu den Niederlanden und den USA droht Deutschland nun eine Klage vor dem Europäischen Gerichtshof, da es die EU-Tierversuchsrichtlinie nicht korrekt umgesetzt hat. Weitere Infos dazu gibt es in dieser Pressemitteilung des Bundesverbands Menschen für Tierrechte.