Während das Land Oberösterreich Großindustrielle mit Millionenbeträgen sponsert, will die Landesregierung 30% bei psychisch kranken Menschen im Freizeitbereich kürzen. Eine Betroffene berichtet.

Was hat es mit dem Kahlschlag im Kommunikationsbereich psychisch erkrankter Menschen auf sich?

Wie so viele andere demokratische Errungenschaften, ist auch die Demokratische Psychiatrie massiv gefährdet.

Es begann Anfang der 80-er Jahre. Ausgehend von Italien – „Freizeit heilt“ sagte Franco Basaglia, die psychiatrischen Großkrankenhäuser wurden in Stadtteil-Gesundheitszentren umgewandelt etc. In Linz wurde die Demokratische Psychiatrie umgesetzt von einem Team hochqualifizierter und hochmotivierter Beschäftigter im Sozial- und Gesundheitsbereich.

1981 kam das Basaglia-Haus (ein Übergangswohnheim), schon zwei Jahre darauf der erste Treffpunkt für Betroffene, der „Frustschutzkeller“, das zeigt, wie wichtig so eine Einrichtung ist. Parallel dazu entstand „pro people“ von pro mente, nach einem international bewährtem Modell.

Jetzt konnten Menschen – oft zum ersten Mal – in Urlaub fahren, ihre sportlichen und künstlerischen Fähigkeiten entfalten. Um sich selbst und anderen zu begegnen, brauchen psychisch kranke Menschen qualifizierte Betreuung, oft über einen längeren Zeitraum hinweg. Das alles ist „Freizeit und Kommunikation“ – und das kostet natürlich etwas. Da soll jetzt eingespart werden, und zwar 30% verteilt über die Jahre von 2019 – 2022. Eine Katastrophe. Es gibt ab nächstem Jahr keinen betreuten Urlaub mehr, irgendwann ist dann keine vernünftige Betreuung mehr möglich. Es geht ja nicht nur um psychiatrische Nachsorge, sondern die Krisen sollen schon im Vorhinein abgefangen werden, dass man gar nicht erst ins Krankenhaus muss.

Es ist immer die Rede davon, dass unser Budget ausgeglichen ist und Investitionen möglich sind. Da spüren wir aber nichts davon. Wir wissen doch alle, dass genug Geld da wäre. „Freizeit und Kommunikation“ ist wie Arbeit ein Menschenrecht. Weil Menschen mehr sind als nur Arbeitskräfte.

Grete Seyr
(September 2019)

Www.solidarwerkstatt.at 

 

Der Originalartikel kann hier besucht werden