Am 06. August, dem Hiroshima Gedenktag begann erneut meine 4-tägige Fastenaktion in Büchel in der Vulkan-Eifel in Deutschland für eine atomwaffenfreie Welt. Im Fliegerhorst der deutschen Luftwaffe in Büchel werden US-Atomwaffen gelagert.
Nach einer schönen Nacht am Lagerfeuer im Friedenscamp neben dem deutsch-amerikanischen Militärstützpunkt haben wir uns um 08.15 Uhr auf der mit Kunstobjekten gefüllten Friedenswiese auf der anderen Straßenseite versammelt, um zu gedenken und zu demonstrieren.
Der SWR und ein japanischer Korrespondent der Kyodo News in Tokyo begleiteten die Versammlung als Elke Koller die Friedensglocke anschlug und den Massenmord durch „Little Boy“ 1945 beschrieb. Kurz darauf schritten wir zum Haupttor des Atombombenlagers und verlasen auf dem Kreisel die Namen von Opfern des ersten Atombomben Abwurfs. Der Mann aus Japan war gerührt, dort ebenfalls die Kraniche zu sehen, die nach dieser Tragödie zu einem Symbol der Hoffnung wurden.
Vertreter der SPD, Grüne und die Linke waren hinzugekommen und ich übersetzte knapp ins Englische, was für den Reporter wichtig sein mochte. Um ca. 16.30 Uhr wurde die friedliche Versammlung aufgelöst und endete mit einer freundlichen Verabschiedung.
Am Mittwoch, dem zweiten Tag, saß ich lange Zeit allein zwischen Friedenscamp und Militärbasis; ich habe eine Fahne mit durchgestrichenem Bomber aufgestellt und ein kleines Pappschild Trump und dem Spruch „grab him by the nukes“ in der Hand. Ich lief mit einer Peace-Fahne rum und malte ein wenig mit Abtönfarbe auf dem Gehweg vor dem Zaun. Am späten Nachmittag kam Pfarrer Mathias Engelke mit seiner Frau an. Er fastet jedes Jahr einen Tag länger und ist jetzt bei 10 Tagen angekommen. Wir kennen uns schon einige Jahre. Er rundete das Gedenken mit einer Abendandacht und mit anschließender Schweigeminute ab.
Am Donnerstag wurde am späten Vormittag ein ökumenisches 24-Stunden-Gebet begonnen. Die Idee stammt aus Holland, wo die Staatsgewalt zwar in Kirchen eindringen, jedoch keinen Gottesdienst unterbrechen darf.
Da ich kein sehr kirchlicher Mensch bin, finde ich Raum für offene Assoziationen aller Beteiligten wichtig und drumherum gab es natürlich jede Menge Gesang, Instrumentalmusik, Lesungen, christliche Gedanken und Gebete.
Für Pastor Rüdiger Lancell aus Cochem sowie die Pastoralreferentin Veronika Rass bot diese Aktionsform den optimalen Rahmen, um ihrem Engagement Ausdruck zu verleihen, aber auch andere Gläubige hatten ihre Stunden gut vorbereitet. Derart wurden tatsächlich Stunde um Stunde am stark befahrenen Kreisel mit einer andächtigen Stimmung erfüllt.
Für mich war allerdings um 24 Uhr Schicht im Schacht, da ich fror und hungrig war, zog es mich noch kurz ans Lagerfeuer im Friedenscamp, wo noch eine weitere kleine Gruppe von Aktivisten saß. Um 7.30 Uhr am nächsten Freitagmorgen saßen immer noch Menschen vor dem Tor und hielten einen Gottesdienst nach dem anderen ab.
Um 10 Uhr war die offizielle Abschluss-Gedenkveranstaltung. Weitere Personen trafen ein und viele Friedenssymbole wurden aufgestellt. Die Kerzen der Opfer von Nagasaki wurden in den Kreisel gestellt und unter anderem ließ Marion Küpker die 22 Wochen in Büchel Revue passieren.
Ich machte Fotos und spürte, dass auch diese Präsenz in diesem Jahr nicht wirkungslos blieb. Sowohl Protestanten wie Katholiken sind Atomwaffen ein Dorn im Auge und scheinbar kommt Bewegung in die Kirchen (https://justitia-et-pax.de/jp/aktuelles/20190618_pm_atomwaffen.php).
Die Polizei ließ die Fastenden und Betenden in Ruhe, das Militär patrouillierte aber verstärkt am Haupttor und durch die 24-stündige Präsenz wurde sichergestellt, dass jeder, der rein oder raus ging, das Gedenken bemerken musste.
80-90% der Bevölkerung wollen keine Atomwaffen in Deutschland, es bleibt noch Zeit zu handeln um 2 Minuten vor 12.
Petition für die Unterzeichnung des UN-Atomwaffen-Verbots: https://aktion.nuclearban.de/node/9?source=atomwaffenfrei