Seit dem 9. August findet in Brasiliens Hauptstadt das „Nationale Forum indigener Frauen“ statt. Unter dem Titel „Territorium: unser Körper, unser Geist“ diskutieren 2.000 indigene Frauen über Möglichkeiten, ihre Rechte durchzusetzen. Sie vernetzen sich, um Widerstand gegen die Regierung des rechtsextremen Präsidenten Jair Bolsonaro zu leisten. Dieser hat immer wieder erklärt, indigene Rechte massiv einschränken und indigenes Land den großen Agrarkonzernen zuschlagen zu wollen. Zum Abschluss des Treffens am heutigen 14. August ist ein indigener Frauenmarsch in Brasília geplant.
„Brasiliens Indigene leisten beeindruckenden Widerstand gegen die repressive Politik Bolsonaros, die ihre fundamentalen Rechte und ihre Lebensweise bedroht“, erklärt Regina Sonk, Referentin für indigene Völker bei der Gesellschaft für bedrohte Völker. „Frauen spielen in dieser Bewegung eine wichtige Rolle. Ihre Bedeutung für die Verteidigung ihrer Rechte sichtbar zu machen und ihren Einsatz anzuerkennen ist unser aller Verantwortung – und wird auch anderen sozialen Bewegungen als Vorbild dienen.“
Das „Nationale Forum indigener Frauen“ wurde im April auf dem indigenen Protestcamp „Acampamento Terra Livre“ (ATL) geplant und beschlossen. „Beim ATL standen indigene Landrechte im Vordergrund, die unter Bolsonaro besonders bedroht sind“, erinnert Sonk, die im April am Protestcamp teilgenommen hat. „Die Indigenenbehörde für Landverteilung FUNAI wurde faktisch entmachtet. Seitdem hat die Abholzung des Regenwaldes beispiellose Ausmaße erreicht. Angriffe auf indigene Führer nehmen zu, Handlungsspielräume für NGOs schwinden.“ Darum sei es besonders wichtig, dass das Frauenforum an die Forderungen des ATL anknüpft und mit Märschen und anderen Aktionen auch international auf die bedrohliche Lage aufmerksam macht.
Hunderte indigene Frauen besetzten am Montag das Gebäude des Spezialsekretariats für indigene Gesundheit (SESAI) in Brasília. Sie fordern eine bessere Finanzierung der Behörde. Die Regierung Bolsonaro hatte die Zahlungen für mehrere Monate komplett eingestellt. Dadurch war die Gesundheitsversorgung von tausenden indigenen Menschen in abgelegenen Gebieten massiv eingeschränkt. Frauen, Kinder und ältere Menschen sind für ihre medizinische Versorgung besonders auf die SESAI angewiesen. Auf einer Kundgebung vor der Behörde sagte die indigenen Anführerin Sônia Guajajara am Montag: „Wir widersetzen uns, um zu existieren. Hier in Brasília sind wir Frauen aus insgesamt 115 indigenen Nationen, die gemeinsam die Praktiken dieser Regierung nicht akzeptieren werden. Für unsere Vorfahren und zukünftige Generationen werden wir unsere Rechte auch weiterhin verteidigen.“
Im Rahmen des Forums vernetzen sich die indigenen Frauen nicht nur untereinander. Es sind auch gemeinsame Aktionen mit der (nicht-indigenen) Arbeiterinnenbewegung „Margaridas“ geplant, unter anderem ein gemeinsamer Abschlussmarsch.