Mehr als 25000, meist Schüler*innen und Student*innen, haben sich in Berlin erneut versammelt, um dem Klimastreik „Fridays for Future“ sicht- und hörbaren Ausdruck zu verleihen.
Die meisten Teilnehmenden befanden sich, da noch nicht ausgewachsen, nicht auf meiner Augenhöhe. Deshalb waren auch die meisten Pappschilder direkt vor meiner Nase. Abgesehen von dem physischen Aspekt fühlte ich mich mit meiner Generation angesichts der Freude, Entschlossenheit und des Willens dieser Kinder und Jugendlichen, die Verantwortung und die Zukunft selbst in die Hand zu nehmen, wie ein Zwerg.
„Wir sind die Generation, die das Klimachaos ändern kann und muss“ sagte die Aktivistin Luisa Neubauer, „denn wir sind globaler, vernetzter und agiler als die Generation vor uns“.
Die Initiatorin der weltweiten Bewegung, die 16-jährige schwedische Klimaschutz-Aktivistin Greta Thunberg, nahm ebenfalls an der Protestaktion in Berlin teil, wo sie an der Abschlusskundgebung vor dem Brandenburger Tor eine Rede hielt.
Danach besuchte sie zusammen mit Luisa Neubauer das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) und traf sich mit Wissenschaftler*innen, um über die Klimaforschung, den Wandel und seine Folgen zu sprechen.
Am Samstag erhielt Greta Thunberg den „Goldene Kamera“- Sonderpreis, den sie jenen Menschen widmete, die sich für den Hambacher Forst einsetzen, und dass fossile Energieträger im Boden bleiben. An der Gala, die vom ZDF live übertragen wurde, rief Greta die anwesenden Stars und Sternchen dazu auf, ihren großen Einfluss, den sie auf so viele Menschen haben, zu nutzen und sich für den Klimaschutz einzusetzen.
Es sei eine komische Welt, in der Kinder ihre Ausbildung opfern müssten, um gegen die Zerstörung ihrer Zukunft zu protestieren, sagte Thunberg. Und in der sich Stars nicht für Umwelt- und Klimaschutz engagierten, weil sie „dann nicht mehr um die Welt fliegen könnten, um ihre Lieblingsrestaurants, Strände und Yogaseminare zu besuchen“.
Während ich am Freitag bei der Demonstration für Klimaschutz mitlief und in die Gesichter der anderen Teilnehmenden schaute, hörte ich innerlich wie ein Echo die Worte von Silo (Mario Rodríguez Cobos) in seiner Ansprache im 2004:
„Aber nichts von dem Gesagten wird Gehör finden. Die Ereignisse selbst werden jedoch dazu führen, […] dass die Kinder ihren Eltern deren Heuchelei vorhalten werden; dass jeder sich selbst Vorwürfe machen wird, wegen des Widerspruchs, den man in sich selbst und in denen, die einen umgeben, verursacht.
Wir sind am Ende einer dunklen historischen Epoche und nichts wird so bleiben, wie es war. Nach und nach nähert sich die Morgendämmerung eines neuen Tages; die Kulturen werden beginnen, sich zu verständigen; die Völker werden eine zunehmende Sehnsucht nach Fortschritt für alle spüren, und zwar aus der Erkenntnis heraus, dass der Fortschritt für ein paar wenige in einem Fortschritt für niemanden endet. Ja, es wird Frieden geben, und man wird aus einer Notwendigkeit heraus verstehen, dass eine universelle menschliche Nation bereits am Entstehen ist.“
Fotoreportage: Reto Thumiger, Pressenza