Eine Anti-Atomkraft-Demonstration mit rund 200 Teilnehmern fand am Samstag in der Innenstadt von Lingen statt.
Los ging es am Bahnhof, wo Gerd Schinkel an der Gitarre 2, 3 aktuelle Lieder spielte und einstimmende Reden gehalten wurden. Unter anderem wurde der Bürgermeister der Stadt Lingen von der ‚Initiative für den sofortigen Atomaustieg Münster‘ dafür kritisiert, keine Anfragen zu dem Unfall vom 6. Dezember letzten Jahres an den Betreiber Framatom gestellt zu haben und, dass die Bevölkerung nur dürftig, „scheibchenweise“ informiert wurde.
Zur Versammlung aufgerufen hatten der Elternverein Restrisiko Emsland, das Aktionsbündnis Münsterland und der Arbeitskreis Umwelt Schüttorf, gekommen waren auch Greenpeace Leer und einige Aktivisten von contrAtom.
Nach einem kurzen Fußmarsch durch die Fußgängerzone versammelte sich die Menge vor dem Rathaus, wo zwei junge Menschen das Vordach bestiegen hatten und ein Banner mit der Aufschrift „Nicht vergessen: Ein einziger Atomunfall, kann dir den ganzen Tag versauen!“ hielten. Auf dem Marktplatz endete der Protestmarsch.
Ein holländischer Atomkraftgegner, der mit 19 weiteren Unterstützern da war, wies noch einmal daraufhin, dass die vorherrschende Desinformation auf holländischer Seite zu erheblichen Irritationen rund um den Unfall im Dezember geführt hatte. Es war dort nämlich überhaupt nicht klar ob es sich in Lingen dabei um ein Atomkraftwerk oder eben um die Brennelemente Fabrik handelte.
Ein weiterer Redner erinnerte an den Widerstand beim Aufbau der Anlage, an die Bürgerinitiativen Emsland gegen Atomanlagen (BEGA) und daran das der Fokus in den Medien allein auf den Widerstand gegen das AKW in Lingen gelenkt wurde. 1989 änderte sich das, in diesem Jahr sammelte die BEGA über 6000 Unterschriften gegen die Brennelementefabrik, die Trockenkonversionsanlage von ANF und konnte dadurch die Genehmigung der Anlage bis Dezember 1994 verzögern. Abschließend redete eine Vertreterin der Organisation IPPNW.
Zu allem Überfluss hat die Demonstration wohl ein Nachspiel für die beiden jungen Aktivisten, da von der Stadt Lingen Antrag auf Strafverfolgung gestellt wurde.