Fitti hat sich schnell von dem Schock erholt, dass der Putsch gegen Angela Merkel und AKK nicht gelungen ist.
Fitti Merz, der Randalebruder aus der Briloner Eisküche, hat tatsächlich wieder Blut geleckt. Alle, die die Wirkung kennen, bezeugen, dass es zwar geschmacklich und olfaktorisch sehr ambivalent anfängt, mit dem sanguinen[1] Konsum, dass die psychedelische Wirkung jedoch recht schnell das Süß-Saure und das Stinken überstrahlt.
Deshalb hat sich Fitti auch so schnell von dem Schock erholt, dass der Putsch gegen Angela Merkel und AKK nicht gelungen ist.
Als er für die Kulisse noch aufstehen und wie ein fairer Verlierer der obsiegenden Konkurrentin applaudieren musste, wirkte seine Physiognomie wie die eines Huhnes bei schwerem Gewitter. Aber was ein chronischer Blutsäufer ist, der erholt sich schnell.
Und schon schickte der lange Schlackel Angie einen Brief und bot großzügig seine Dienste als Minister an. Insider kolportieren, dass er wohl Gefallen an dem Ministerium der Verteidigung hätte.
Zum einen, weil die Auftragsvergabepraxis der jetzigen Ministerin penetrant die Aura von Korruption versprühe und ihre Halbwertzeit aufgrund dessen noch einmal gesunken sei. Zum anderen, weil der Fitti noch heute seinen Jugendtraum pflegt, dabei sein zu dürfen, wenn es darum geht, dem zotteligen russischen Bären einmal so richtig den Pelz zu verbrennen. Dass die kalte Maria aus der Uckermark ihm jetzt den Traum verwehrt hat, bedeutet nicht, dass der Fitti ihn nicht weiter träumt.
Welche Träume bleiben einem eingefleischten Atlantiker denn sonst noch? Der freie Westen?
Ob die gesamte Mischpoke, die sich hinter der hochtrabenden Chiffre „Andenpakt“ verbirgt, den finalen Schlag bereits überwunden hat, ist mehr als fraglich. Am schlimmsten muss es wohl die Revolverschnauze aus dem Badenerland getroffen haben. Um die Welt gingen die Bilder, wie er verzweifelt den Kopf geschüttelt hat, ob der Dummheit seiner Parteifreunde, der Merkel-Doublette mit dem Kürzel eines Schnellfeuergewehrs, AKK, das Vertrauen ausgesprochen zu haben.
Da wurde dem Wolfi bewusst, dass er eigentlich Radio hört, und immer denselben Satz, den er seinerseits fälschlicherweise einem historischen Fußballspiel in der Schweiz zugeordnet hatte: Das Spiel ist aus! Ich werd‘ verrückt, das Spiel ist aus!
So schön war alles eingefädelt, die Knallchargen von Koch bis Öttinger in Stellung gebracht und mit dem Fitti ein richtiger Joker aus dem Chapeau Claque[2] gezogen. Aber es ist nicht aufgegangen. Mein etwas zum Ordinären neigender Nachbar sagt immer, wenn die richtig großen Scheißhaufen verladen werden, dann ist der Wolfi immer mitten drin.
Entweder, so der Nachbar, und, ich wage es kaum auszusprechen, der Mann ist Lehrer, entweder er putscht oder er zieht ein ganzes Volk über den Tisch.
Geputscht hat er nun zweimal, einmal gegen den Kanzler der Einheit und einmal gegen dessen „Mädchen“. Und ein Volk über den Tisch gezogen hat er nun auch zweimal, einmal die Ostdeutschen mit dem Einigungsvertrag und einmal die Griechen mit dem Rettungspaket. Wenn alle guten Dinge drei sind, so der Pädagoge, dann gute Nacht Germanistan!
Na ja, ganz so dramatisch muss es nicht beleuchtet werden. Obwohl – der Wille von Fitti, doch noch Minister werden zu wollen, das hat schon etwas sehr Notorisches. Der ganze Klüngel, der da den Putschplänen von Schäubles Wolfi aufgesessen ist, scheint so ein Konvolut aus am Stolz zerbrochenen Machismo[3] aus dem letzten Jahrtausend zu sein.
Darüber können auch die bereits in jungen Jahren auf der Karriereleiter völlig durchgescheuerten Talente nicht hinwegtäuschen, die von Es Annegret, dem Schnellfeuergewehr, als Hoffnungsträger verkauft werden.
Doch tief im Innern lieben wir alle das Theater. Ein kleiner Trost muss sein.
Quellen und Anmerkungen:
[1] Sanguinisch bedeutet feurig, impulsiv, lebendig, lebhaft, schwungvoll, temperamentvoll, vital.
[2] Der Chapeau Claque (Klappzylinder) ist ein klassischer zylinderförmiger Hut, der zusammengeklappt werden kann.
[3] Machismo steht für ein übersteigertes Gefühl männlicher Überlegenheit und Vitalität.
Über den Autor: Gerhard Mersmann studierte Politologie und Literaturwissenschaften, war als Personalentwickler tätig und als Leiter von Changeprozessen in der Kommunalverwaltung. Außerdem als Regierungsberater in Indonesien nach dem Sturz von Haji Mohamed Suharto. Gerhard Mersmann ist Geschäftsführer eines Studieninstituts und Blogger. Auf Form7 schreibt er pointiert über das politische und gesellschaftliche Geschehen und wirft einen kritischen Blick auf das Handeln der Akteure. Sein Beitrag erschien erstmals auf seinem Blog.