Die Ubuntu-Philosophie ist ein Begriff, der aus der afrikanischen Sprache stammt. Die Präsentatorin Helena Diez-Fuente hat das zweite weltweite Forum zu urbaner Gewalt in Madrid eröffnet und dabei daran erinnert, dass diese Lebensphilosophie eine Alternative zum Kapitalismus darstellt, in der die Existenz des Individuums an die anderer Individuen sowie an die Existenz der Gemeinschaft, in der das Individuum lebt, gekoppelt ist.
Obwohl die Einweihungszeremonie eher angepasst und stereotyp erschien, ist es vielleicht richtig und nur natürlich, dem Publikum das zu bieten, was es hören möchte.
Unterschiedlich hingegen waren die Eindrücke, die wir beim Anhören der konkreten Aktivitäten in den Vierteln Madrids bekamen, und die von den Menschen dort, die tatsächlich in Armut leben, durchgeführt wurden, so zum Beispiel auch das Proyecto Mosaicos (Projekt Mosaik) des sozialen Theaters „La Rueda“, von dem noch weiter unten in diesem Artikel gesprochen wird.
Doch es ist nur recht und gut, auch davon zu berichten, was im großen Saal des Kulturzentrums Matadero vor zahlreichen Fernsehkameras und über sechshundert Zuschauern gesagt wurde.
Forum Madrid: die Einweihungszeremonie
Der rote Faden, der sich durch mehrere der Eröffnungsreden zog, dreht sich um das Schlüsselwort „dezentralisieren“. Der Begriff wurde vom Bürgermeister von Bukarest, Gabriela Firea, und vom Belgier Patrick Keuleers, einem Beamten des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen, verwendet, der sich für die Existenz einer „Beziehung zwischen Frieden und Partizipation“ einsetzte, und schließlich auch vom ehemaligen UNESCO-Generaldirektor Federico Mayor Zagagoza, der noch explizierter forderte, „Bürger, die heute mehr Zuschauer als Akteure sind, mit einzubeziehen“ und in dieser Richtung auch „die Regierenden und Verantwortlichen zu erziehen“. Die öffentliche Anklage von Mpho Franklyn Parks Tau, dem ehemaligen Bürgermeister von Johannesburg, war mir wichtig: „Die lokalen Regierungen dürfen sich nicht darauf beschränken, lediglich die Folgen von Gewalt zu bewältigen“. Die tunesische Friedensnobelpreisträgerin von 2015, Widet Bouchmaoui, argumentierte, dass „der Dialog aus der Krise führen und Konflikte lösen kann“.
Forum Madrid: Plenardebatte über Aporophobie
Emilio Martinez, Professor für Ethik an der Universität Murcia, Carlos Gimenez vom Institut Demos Paz, der Volksabgeordnete Javier Moliner Gargallo und Sara Gimenez, Aktivistin der Stiftung des Sekretariats für Sinti und Roma, diskutierten im Auditorium das Thema Aporophobie, die Angst vor den Armen. Auch hier schien es eher banal, einem Abgeordneten der spanischen Rechten zuzuhören, der sagte, dass „jeder eine Chance haben muss“ oder der „Respekt vor dem Menschen“ zu gewährleisten ist, unabhängig davon, woher er oder sie kommt. Professor Martinez argumentierte, dass „eine schlechte Bildung und mangelndes Wissen dazu beitragen, falsche Vorurteile und die Ideologie der Überlegenheit“ von jemandem gegenüber anderen zu schaffen.
Die Anklage von Carlos Gimenez ist konkreter: „Populismus muss Feinde fabrizieren, jemanden ausschließen“ und „Rassismus, Fremdenfeindlichkeit nützen der Politik“. Auch Professor Martinez stimmte zu, dass Populismus „eine reale Gefahr“ ist. Sara Gimenez sagte es eindeutig und klar: „Bestimmte Debatten dürfen nicht zugelassen werden“!
Carlos Gimenez gab jedoch zu, dass „viele Menschen geblendet sind, weil sie leiden“. Emilio Martinez schloss mit einer Einladung zum „Sokratischen Dialog – Maieutik (Anmerkung der Redaktion) – zur Konfliktlösung“ und beschuldigte das römische Konzept des „do ut des“ („Ich gebe, damit du gibst“), des direkten Profits, dem unsere Gesellschaft folgt.
Forum Madrid: die Hauptstadt experimentiert mit dem sozialen Theater in den Stadtvierteln
„Gewalt und Koexistenz in Stadtvierteln“ war das Thema, das schließlich von „La Ruenda“ vorgeschlagen wurde.
Das Projekt dieses in fünf Stadtteilen Madrids erprobten Sozialtheaters wurde in Argentinien geboren und wurde als Beitrag zur Bekämpfung der strukturellen Gewalt in den Städten angeboten. Die Themen der Arbeit des Gemeinschaftstheaters sind das Zusammenleben, das Gefühl der Gemeinschaft und die Schaffung einer Identität für das Stadtviertel selbst.
Das Projekt begann zunächst mit der Identifizierung der Vereine und Kollektive, die in den jeweiligen Stadtvierteln tätig sind, und dem Kennenlernen der Menschen, die auf der Straße leben. Es sammelt die Geschichten des täglichen Lebens in der Nachbarschaft und stellt mit einer spontanen Methode die Emotionen dar und befreit dadurch die Menschen vom Druck der gelebten traumatischen Erfahrungen (Katharsis-Effekt), transformiert und kommentiert sie sogar, und macht aber auch die Bewohner zu Protagonisten und schafft so Vertrauen in ihnen.
Die den Teilnehmern des Treffens im Rahmen des Forums vorgeschlagenen Aktivitäten waren erfahrungsorientiert und erweckten konkret ein typisches Nachbarschaftstreffen zum Leben. Etwas, das nichts mit traditionellem Theater zu tun hat.
Wer will, kann das auf der Webseite des Proyecto Mosaicos und der von La Ruenda vertiefen, oder einfach das folgende Video – auf Spanisch – ansehen, das während des Treffens vorgeführt wurde.
Der Autor entschuldigt sich, falls eine Aussage nicht dem entspricht, was die Sprecher in ihrer Muttersprache gesagt haben. Er hat jedoch alle Anstrengungen unternommen, um die Simultanübersetzung ins Französische sowie die Interventionen auf Spanisch so gut wie möglich zu verstehen.
Übersetzung aus dem Italienischen von Pressenza München