Zum dritten Mal traf sich am Donnerstag, den 23.8. die Berliner Meetup-Gruppe #Aufstehen im Coop Antikriegscafé in Berlin-Mitte. Einige bekannte Gesichter vom letzten Treffen, einige waren neu hinzugekommen. Das Treffen war auch wieder im Terminkalender der Tageszeitung junge Welt angekündigt, zwei Gäste hatten so den Weg ins Coop gefunden. Die junge Welt hatte über das erste Treffen berichtet.
Ein Berlinbesucher vom Bodensee hatte zufällig das Plakat vor der Tür gesehen, und zwei der Neuen waren über die Verteiler der Nachdenkseiten-Gesprächsrunde in Berlin auf das Treffen aufmerksam geworden. Insgesamt waren 15 Gäste gekommen.
Die Gruppe diskutierte über zwei Stunden lang über die neusten Entwicklungen der Bewegung, über Reaktionen und Presseberichte. Über die Kernpunkte der Sammlungsbewegung, über mögliche Aktionsformen zur Verbreitung und über die Möglichkeit, auch jetzt schon, noch vor dem offiziellen Start am 4. September konkrete Aktionen zu beginnen.
Einer der Stammgäste, ein Aktivist, der eindringlich immer wieder die Notwendigkeit ökologischer Grundforderungen betont, übernahm die Moderation. Diese soll rotierend übernommen werden, so der Konsens in der Runde. Von einer Teilnehmerin wurde die Notwendigkeit betont, dass man einen Weg finden müsse, um wegzukommen von falschen Begrifflichkeiten, sowohl innerhalb der linken Debatte, als auch in der politischen Berichterstattung. Es müsse eine echte Aufklärung über die neoliberal ausgehöhlte Sprache und ihre wirklichen Absichten stattfinden. Außerdem müsse die soziale Frage und die Absage der Agenda 2010 im Mittelpunkt der Initiative stehen.
Ein Diskutant ging dann auf die Äußerungen von Antje Vollmer ein. Sie hatte als #Aufstehen Gründungsmitglied vor kurzem in einem Interview ausgeführt, dass sie selbst von einer Art Basisgruppe kommend zu den Grünen gestossen war und erst sehr spät, schon als Parlamentarierin, tatsächlich den Grünen beitrat. Und da dies bei einigen der Grünen so gewesen wäre, wäre dadurch am Anfang jener frische Wind in die Partei getragen worden, den wir jetzt vermissen. Hier handelt es sich um etwas was Peter Brandt. ein weiteres Aufstehen-Gründungsmitglied etwas umständlicher ausgedrückt, auf alle drei Parteien (ROT-ROT-Grün) bezogen, feststellt: „Dass die Parteien aus sich selbst heraus den Weg zur Masse des Volkes nicht mehr finden.“ Und gerade deswegen brauchen wir ja eine Sammlungsbewegung.
Ein anderer brachte seine Befürchtung zum Ausdruck, dass die Dämonisierung von Putin und Assad nicht konkret genug angesprochen werden könnte, so wie auch Sahra Wagenknecht dazu in der Vergangenheit immer wieder allzu verhalten argumentiert habe. Weiter sagte der Teilnehmer, er hätte die absolute Verurteilung und Dämonisierung Erdogans vor dem Hintergrund der türkischen Finanzkrise nicht ganz nachvollziehen können, weil dies den geopolitischen Aspekt vermissen lasse. Die Abwendung der Türkei weg von der NATO und hin zu China sei insgesamt eher positiv zu bewerten. Eine andere Teilnehmerin wiederum hatte Verständnis für den verbalen Affront gegen Erdogan, aufgrund seiner brutalen Vorgehensweise gegen die kurdische Bevölkerung.
Auch in der Frage nach der Bedeutung internationaler Vernetzung schieden sich die Geister ein wenig. Einige hielten die Fokussierung auf nationale und soziale Probleme für vorrangig, während von zwei Teilnehmern insbesondere die Bedeutung der internationalen Verknüpfung hervorgehoben wurde. Als möglicher Anknüpfungspunkt für #Aufstehen wurde auch der Name der US-Grünen Jill Stein erwähnt. Diese Idee wurde von einem der Stammgäste des Coop, einem US-Amerikaner aus Washington DC in die Runde geworfen. Er hatte Jill Stein bei den letzten Präsidentschaftswahlen seine Stimme gegeben, er schätze diese Politikerin als eine sehr ehrliche und aufrechte Frau.
Ein weiteres Thema waren die Medien. Alternative deutsche Medien, Zeitungen wie die junge Welt könnten endlich zusammen den deutschsprachigen russischen Medien die Chance bekommen, sich als Stimme dieser neuen Bewegung Schulter an Schulter zu präsentieren und damit auch allgemein mehr Akzeptanz gewinnen. Schlechte Berichterstattung in den Medien über #aufstehen sei im Endeffekt immer auch positiv, weil die Beachtung dadurch allgemein größer werde.
Angesprochen wurde auch noch die Möglichkeit, Berliner Läden, Spätis, Imbisse u.a. zu finden, die bereit wären, als Unterstützer und Multiplikatoren zu agieren, mit einem Plakat im Fenster, Auslegen von Infomaterial, als Treffpunkte usw. So könnte man #Aufstehen sichtbar Unterstützung in die Öffentlichkeit rücken, auf der Strasse dokumentieren.
Besonders betont wurde auch die Bedeutung von Basisgruppen. Es wurde in die Runde gefragt, ob es bereits andere Gruppen gäbe. Der Besucher vom Bodensee sprach über einen Diskussionskreis, der sich in seiner Stadt gebildet habe, nachdem man Flugblätter auf einer Demo verteilt habe. Er brachte den Gedanken auf, diesen seinen Diskussionskreis in eine Art Aufstehen-Runde umzuformen. In diesem Zusammenhang würden auch die diversen Gesprächskreise der Nachdenkseiten erwähnt.
Dieser kurze Bericht hier soll nur etwas von der Stimmung wiedergeben, die innerhalb der Gruppe durchweg optimistisch war. Betont wurde auch der positive Effekt der entstehen könnte, wenn Leute aus einem sehr linken Milieu sich öffentlich neben Menschen stellen würden, die eher aus konservativeren Zusammenhängen kommen. Einer der Teilnehmer hatte zuvor betont, wie stark er die Ablehnung gegen alles Linke, auch in seinem persönlichen Umfeld beobachte, und auch deshalb brauche man dringend Anknüpfungspunkte speziell für diese Menschen.
Bei diesem dritten Treffen der Basisgruppe herrschte Konsens darüber, dass die harmonische und ergiebige Diskussion u.a. nur deshalb möglich war, weil sich alle zuvor darauf geeinigt hatten, die Flüchtlingsfrage zunächst weitestgehend auszuklammern. Das sollte auch für die kommenden Treffen gelten. Bei den vorhergehenden Treffen, waren Kritiker des Bündnisses in der Runde, die immer wieder speziell diesen Punkt, die Flüchtlingsfrage sehr kontrovers diskutieren wollten. Und das obwohl wiederholt klargestellt wurde, dass alle Teilnehmer der Basisgruppe den Einsatz für die Rettung von Ertrinkenden im Mittelmeer unterstützen.
Schliesslich trugen sich alle in die Teilnehmerliste ein. Ein Foto wurde gemacht. Es wurde beschlossen einen e-mail Verteiler einzurichten. Von einer Teilnehmerin wurde noch angemerkt, dass sie die Gesprächsatmosphäre als sehr angenehm empfunden habe und sich auf das nächste Treffen freue. Für das nächste Treffen nahm man sich vor
einige Kernpunkte der Gruppe zusammenzutragen, um diese dann auch in Form eines Flyers und online verbreiten zu können.
Bei den längeren Gesprächen in kleinen Gruppen später an der Theke des Antikriegscafé, wurden dann noch die Namen weiterer potentieller prominenter Unterstützer gehandelt. Jürgen Todenhöfer, Peter Gauweiler, Gerhard Schröder. Würde das zu weit gehen? Einige Teilnehmer blieben und diskutierten noch sehr lange und man kam sich manchmal bereits ein wenig wie Teil einer Familie vor.
Hier die Webseite der Basisgruppe:
http://www.coopcafeberlin.de/ex/aufstehen/