Angesichts der aktuellen SIPRI-Zahlen kritisiert die Internationale Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen (ICAN) die weltweite nukleare Aufrüstung. „Alle Atomwaffenstaaten modernisieren ihre Arsenale und rüsten so massiv auf. Selbst der leichte Rückgang in der Anzahl der Sprengköpfe kann über diesen Trend nicht hinwegtäuschen“, sagt Anne Balzer von ICAN Deutschland.
„Die neuen, kleineren Atomwaffen haben immer noch ein größeres Vernichtungspotenzial als die Bombe von Hiroshima. Wenn die modernen Waffen besser gesteuert werden können, kann das die psychologische Schwelle für den Einsatz senken – dadurch wird die Welt noch unsicherer. Die Mehrheit der Staatengemeinschaft spricht sich für einen anderen Weg aus: für Sicherheit durch Abrüstung und das völkerrechtliche Verbot von Atomwaffen. Auch die Bundesregierung muss dem UN-Abkommen endlich beitreten und so ein Zeichen gegen die Aufrüstung setzen.“
Das International Peace Research Institut (SIPRI) hat heute die aktuellen Zahlen zu den weltweiten Atomwaffenarsenalen veröffentlicht. Die Ergebnisse zeigen: Alle Staaten mit Atomwaffen modernisieren ihre Arsenale und entwickeln neue Waffen. Derzeit besitzen neun Staaten Atomwaffen: USA, Russland, Großbritannien, Frankreich, China, Indien, Pakistan, Israel und Nordkorea. Insgesamt existieren in diesen Staaten 14.465 nukleare Sprengköpfe, das sind 460 weniger als im Vorjahr. Der leichte Rückgang ist auf das New Start Abkommen, eine bilaterale Übereinkunft zwischen Russland und den USA, zurückzuführen.
Gleichzeitig investieren beide Staaten langfristig in die Modernisierung ihrer nuklearen Sprengköpfe, Raketen und Trägersysteme. Auch Atomwaffenstaaten mit kleineren Arsenalen, dazu zählen China, Indien, Pakistan und Nordkorea, bauen bestehende Waffenarsenale aus. So arbeiten unter anderem Indien und Pakistan an neuen Land-, See- und Luftgestützten Trägersystemen. Nordkorea hat laut der SIPRI-Studie unerwartet schnellen Fortschritt im Test neuer Trägersysteme für Langstreckenraketen gemacht.
ICAN hat sich maßgeblich für den Vertrag zum Verbot von Atomwaffen eingesetzt und dafür im vergangenen Jahr den Friedensnobelpreis erhalten. Das Abkommen wurde vor rund einem Jahr bei den Vereinten Nationen von 122 Staaten beschlossen. Es verbietet unter anderem Besitz, Stationierung, Einsatz und Herstellung von Atomwaffen. Sobald 50 Staaten ratifiziert haben, tritt es in Kraft.