Derzeit sind weltweit weit über 400 AKWs in 31 Ländern in Betrieb. Nach der Katastrophe von Fukushima schien es eine Zeit zunächst so, dass ein Umdenken stattfände. Das Gegenteil scheint jedoch der Fall zu sein. Jetzt hat Russland ein schwimmendes Atomkraftwerk mit dem Namen „Akademik Lomonossow“ eingeweiht. Es nimmt zur Zeit Kurs auf den russischen Marinehafen Murmansk, wo die zwei Reaktoren des Kraftwerks mit nuklearem Brennstoff ausgestattet werden sollen.
Das Nuklear-Kraftwerk soll im Arktischen Meer russische Außenposten mit Strom und Wärme versorgen sowie Meerwasserentsalzung betreiben. 200.000 Menschen sollen mit Strom versorgt werden können.
Umweltschützer kritisieren das Projekt als riskant
Auf der Webseite von Greenpeace liest man: „Abgebrannte, hochradioaktive Brennstäbe sollen dann bis zu zwölf Jahre an Bord lagern, um den Einsatzzeitraum auszudehnen. Ohne eigenen Motor und mit flachem Rumpf ist die schwimmende Konstruktion besonders anfällig für Stürme und raue See. Zudem ist die Anlage nach Auffassung von Greenpeace nicht ausreichend gegen terroristische Anschläge geschützt. „Ein kaum gesichertes Atomkraftwerk mit angeschlossenem Zwischenlager an der Küste herumschippern zu lassen, ist ein unakzeptables Sicherheitsrisiko.“
Weiter heisst es bei Greenpeace: „Klappt der Testlauf des schwimmenden Atomkraftwerks, will Russland in die Serienproduktion gehen. Rosatom hat bereits Ländern wie Algerien, Indonesien, Malaysia und Argentinien derartige AKW angeboten. Dabei sind die schwimmenden Reaktoren nicht nur gefährlich, sondern auch teuer. „Gerade in abgelegenen Gebieten sind erneuerbare Energien eine sichere und günstige Lösung. Auch in Sibirien kann eine Kombination aus Sonnen-, Wind- und Wasserkraft ein schwimmendes Atomproblem ersetzen.“
Man muss aber auch immer wieder betonen, dass die Entwicklung von Nuklearkraft auf das engste verbunden ist mit der Nutzung und der Entwicklung von Nuklearwaffen, die auch als Atom U-Boote und atombetriebene Zerstörer und Flugzeugträger die Existenz unseres Planeten bedrohen. Nuklearbetriebene Kriegsschiffe sind aufgrund ihres Verwendungszweckes noch mehr dem Untergang geweiht und somit für die Menschheit erheblich gefährlicher als ein als Kraftwerk gebautes und genutztes ziviles Schiff.
Solange die Menschheit nicht in der Lage ist eine weltweite Entspannungs- und Abrüstungspolitik durchzusetzen, wird auch die Nuklearfrage als solche keine Lösung finden. Eine wachsende Anzahl von Atommächten konkurriert um Märkte, Macht, Abschreckungspotential und strategische Vorteile.
Hier betreibt Russland und auch China eine Politik, die zwar abzulehnen ist, aber auch aus der Gesamtlage einer angespannten Bedrohungssituation heraus bewertet werden muss. Von welchen Staaten geht derzeit die größte Bedrohung aus? Tatsächlich hat doch die zerstörerische Politik der einseitigen militärischen Interventionen und der illegalen Regimewechsel, die von den USA, der NATO und ihren Verbündeten gefördert und praktiziert wird, die Möglichkeit einer militärischen Konfrontation zwischen atomar bewaffneten Staaten eskaliert. So wird Entspannungspolitik zur Unmöglichkeit.
Weltweit gibt es über 140 atomar-betriebene Kriegsschiffe, die meisten davon U-Boote. Die USA verfügen über 72, Russland über 38, Frankreich über 7, Grossbritannien über 12, China über 6 und Indien über 2 nuklear betriebene U-Boote.
1989, zu „Ende“ des Kalten Krieges gab es über 400 atombetriebene U-Boote – 300 davon wurden im Rahmen internationaler Abrüstungs-Verhandlungen verschrottet oder ausser Dienst gestellt. Warum wurde die 1989 angekündigte und eingeleitete Abrüstungspolitik nicht weitergeführt, nicht umgesetzt? Und wer ist dafür verantwortlich zu machen?
Westliche Interventionskriege und Regimechange verhindern Entspannung und bilden die Grundlage rückschrittlicher Nuklearpolitik vieler Länder
Die Satten USA, Russland, Frankreich und Japan befinden sich in einem rasanten Exportwettlauf von Nukleartechnologie und Einfluss. Diese Länder exportieren eine risikoreiche, hochgefährliche Technologie in andere Länder ohne ihrer Verantwortung wirklich gerecht zu werden. Fukushima, Le Hague, Tschernobyl, Hiroshima, Nagasaki, zahlreiche Nukleartests wie beispielsweise im Mururoa Atoll, Missbildungen und Leukämie durch den Einsatz von Uranmunition durch die NATO sollen hier nur Stichworte sein.
Russland hat die nördliche Karasee als Friedhof für Atommüll aus den Zeiten der Sowjetunion geerbt. Langfristig wird vor einer enormen Kontamination gewarnt.
Russland und Indien haben sich über den Bau einer ganzen Reihe von Kernkraftwerken geeinigt. Indien betreibt derzeit bereits über 20 Atomkraftwerke und liegt damit schon jetzt weltweit auf Platz 6. der Atom-Weltrangliste. Die AKWs stehen zumeist entweder in erdbebengefährdeten Gebieten oder an den tsunamigefährdeten Küsten.
Inzwischen hat sich Russland bereit erklärt, Japan in Fukushima bei der Schadensbegrenzung zu helfen. Dazu versprach Russland die neusten Techniken zur Dekontamination von Böden und zur Verarbeitung von radioaktiven Abfällen.
Noch bis 1982 versenkten westliche Staaten schwach- und mittelradioaktive Abfälle im Nordostatlantik, darunter auch Deutschland. Insgesamt wurden offiziellen Statistiken zufolge an 15 Stellen mehr als 100.000 Tonnen Atommüll in mehr als 222.000 Fässern verklappt und zwar Alpha-, Beta- und Gammastrahler. Die verantwortlichen Regierungen gingen angeblich davon aus, dass der radioaktive Abfall in 4.700 Metern Tiefe „beseitigt“ sei. Inzwischen wurde in den Versenkungsgebieten u.a. Plutonium 238 in Wasserproben, im Sediment und in Fischen nachgewiesen.
Ausserdem soll vor der Küste Somalias jahrelang neben Giftmüll auch europäischer Atommüll in großen Mengen verklappt worden sein.
Weiterhin gibt es massive Gefährdungslagen in den europäischen End- bzw. Zwischenlagern für Atommüll.
Man muss realistischerweise davon ausgehen, dass wahrscheinlich ausnahmslos alle Staaten ausser den Atommächten USA, Russland, Großbritannien, Frankreich, China, Indien, Pakistan, Israel und Nordkorea, die zur Zeit an Atomprogrammen arbeiten, dies tun um potentiell auch in den Besitz von Atomwaffen gelangen zu können. Vor dem Hintergrund einer globalen Bedrohungslage scheinen aufstrebende Staaten zunehmend die Strategie der ultimativen Selbstverteidigung zu wählen und Atomprogramme betreiben, um in der Zukunft besser und abschreckend gegen potenielle Aggressionen gerüstet zu sein.
Nur eine Entspannungspolitik und weltweit ausgehandelte Nichtangriffsabkommen, können diesen Teufelskreis durchbrechen und vielleicht auch eine Kehrtwende der globalen Energiepolitik möglich machen.