Das Europäische Humanistische Forum in Madrid rückt näher und wir möchten im Vorfeld weitere RednerInnnen im Interview vorstellen.
Alex Ross emigrierte aus den schwäbisch-bayrischen Bergen in die Lüneburger Heide. Nach dem Abitur zog sie nach Hamburg, um ein Handwerk zu erlernen. Alex gibt sich als Autorin dem Schreiben hin und als Künstlerin der kreativen Malerei.
Alex, du engagierst dich als Freiwillige beim Online Magazin „Neue Debatte“. Wie kommt das und warum bei Neue Debatte?
Im Jahr 2016 bin ich auf die Friedensdemo am 8. Oktober in Berlin aufmerksam geworden. Ich hatte beschlossen mich nach Menschen umzuschauen, die ähnliche Ansichten zu Welt und Geschehen haben wie ich und bin an besagtem Tag in einen vom Hamburger Forum organisierten Bus eingestiegen. Dort habe ich meine ersten Kontakte in die Friedensbewegung geknüpft. Man kam ins Gespräch; in vier Stunden haben wir uns über vieles unterhalten und eben auch um Möglichkeiten zur Veröffentlichungen meiner schriftstellerischen Arbeit. Mir wurde die Neue Debatte empfohlen und einige Tage später sah ich meinen Dreiteiler „Rassismus im Alltag“ bei diesem Online-Magazin veröffentlicht. Der Start war gemacht.
Du bereicherst Neue Debatte vor allem mit Kunstprosa und dabei geht es viel um Selbstreflexion. Woraus schöpfst du, was inspiriert dich?
Mich fasziniert das menschliche Verhalten. Was tut der Mensch, wie tut er es und dadurch möchte ich das Warum finden. Es gibt sehr viel Literatur bezüglich dieser Forschungen, die sehr spannend ist. Aber oft ist es so, dass es zu wissenschaftlich ist. Ich möchte die Komplexität unserer Wundermaschine „Gehirn“ in einem literarischen Licht betrachten. Ich beobachte mein Umfeld, sehe etwas was ich nicht verstehe und setzte mich mit Zettel und Stift damit auseinander. Es ist ein schöner Weg sich selbst dadurch zu betrachten, die schönen und unschönen Seiten an sich wahr zu nehmen und daraus zu lernen.
Du bist auch Aktivistin und wirst als Rednerin bei der Podiumsdiskussion ‚Unabhängiger Journalismus und sozialer Aktivismus‘ teilnehmen. Warum glaubst du, dass dies ein wichtiges Thema ist, worüber man sprechen sollte?
Als ich mein Abitur machte, wurde mir gesagt ich müsse jetzt Zeitung lesen und mich informieren, weil das sehr wichtig und erwachsen sei … ich habe nie Bock drauf gehabt und immer eine innere Abneigung verspürt. Ich habe mich wenig über die größten Medienanstalten informiert, weil ich gesehen habe, dass vieles, was mich interessiert, nie berichtet wurde. Es wurde über Probleme in allen Varianten berichtet, meist negativ und mit Werbung unterfüttert.
Berichte darüber, was in der Welt passiert, sollten so gut es geht objektiv sein und ohne Hintergedanken der Manipulation und das ist nicht der Fall. Schon allein, wenn ein Medium auf die Wertschöpfung durch Werbung angewiesen ist, läuft etwas falsch. Die Menschen brauchen die Möglichkeit sich zu informieren ohne Stimmen in Form von Bildern, Bannern, Videos, etc. an der Seite zu haben, die einem reinreden. Mir geht Werbung ziemlich auf die Nerven, wenn etwas gut ist, dann sprechen die Argumente für sich, dann brauche ich nichts, was mir vormacht, wie geil es doch ist.
Der Slogan des Forums lautet: “Was uns verbindet – auf dem Weg zu einer Universellen Menschlichen Nation”. Was bedeutet das für dich?
Ich kann die Welt der Menschen nicht im Alleingang ändern. Das kann keiner von uns. Wir merken alle, wie falsch das Hamsterrad ist, in dem wir laufen. Man muss sich nur morgens in die U-Bahn setzten und in die Gesichter schauen. Es ist ein Elend. Aber alleine geht‘s eben nicht. Wir haben uns ein System erschaffen, was auf Gier basiert. Das ist eine Seite des Menschen.
Diese Geschichte wird uns immer wieder erzählt. „So ist der Mensch nun mal.“ Wir können eine andere Geschichte erzählen. Eine Geschichte von gegenseitiger Hilfe, Zusammenarbeit, Schönheiten, Freiheit und Liebe. Das sind auch Seiten des Menschen.