Erneut richtet sich ein Protest der East Side Gallery – Retter gegen eine Entscheidung des Berliner Senats. Dieser hatte Ende März beschlossen, neben der Galerie auch den hinter der East Side Gallery gelegen Freiraum an die Stiftung Berliner Mauer zu übertragen. Unbemerkt von der Öffentlichkeit werde der Allgemeinheit ein zentraler Ort kollektiven Demokratiegedächtnisses entzogen, so die Aktivisten.
„In den Monaten bis zu den ersten freien DDR-Volkskammerwahlen im März 1990 begannen die Menschen in der DDR, Demokratie in ihrer reinsten Form zu leben“, schwärmt Jordi Pérez von der Initiative East Side Gallery – A Monument to Joy. „Die Herrschaft ging in diesen Monaten nicht bloß vom Volk aus, wie es unsere heutige Rechtsordnung bestimmt, sondern das Volk herrschte in Form von »Runden Tischen« selbst. Und genau hieran müssen wir uns erinnern können, wenn wir unsere Zukunft selbstbestimmt und emanzipiert in die eigenen Hände nehmen wollen“, fährt er enthusiastisch fort.
Die Initiative warnt, dass der gesetzliche Auftrag der Stiftung Berliner Mauer ein derartiges Erinnern jedoch verbiete. Der gesetzliche Auftrag bestehe im Kern darin, die Schrecken der Berliner Mauer sowie der Teilung zu dokumentieren und zu vermitteln. Darüber hinaus müsse die Stiftung ein würdiges Gedenken der Opfer kommunistischer Gewaltherrschaft ermöglichen.
„In einem derart starren Korsett“, fährt Pérez resigniert fort, „bleibt nur wenig Raum, um der Bedeutung des Zeitraums bis zu den ersten freien Volkskammerwahlen gerecht zu werden. Vielleicht sollen wir uns aber auch nicht an diese Sternstunde direkter Demokratie erinnern und werden absichtlich verdrängt.“
Aus dieser Befürchtung heraus wird die Inititive „East Side Gallery – A Living Monument to Joy“, unterstützt durch die Fahrende Gerüchteküche, als Teil der Demonstration „Gegen Verdrängung und #Mietenwahnsinn“ am kommenden Samstag darauf aufmerksam machen, dass in Berlin nicht nur die Menschen aufgrund von Spekulation und prekären Löhnen verdrängt werden, sondern auch Freiräume für die Kunst, des schlichten Seins und Orte des kollektiven Gedächtnisses wie die “East Side Gallery” betroffen sind.