Im Deutsche Welle-Interview fordert die Friedensnobelpreisträgerin Shirin Ebadi die Menschen im Iran zum zivilen Ungehorsam auf. Nur so könne die Regierung dazu gebracht werden, den Willen des Volkes zu respektieren.
Deutsche Welle: Die Anti-Regierungs-Proteste im Iran scheinen aufgrund der massiven Polizeipräsenz abzuflauen. Denken Sie, dass die Demonstrationen das Potenzial haben, zu einer flächendeckenden Bewegung zu werden?
Shirin Ebadi: Laut der Verfassung hat die iranische Bevölkerung das Recht, auf die Straße zu gehen. Nach dieser benötigt man für Aufmärsche und Versammlungen keine Genehmigung. Aber die iranische Regierung hat die Rechte der Menschen immer ignoriert. Im Moment ist die Zahl derer, die auf die Straße gehen, rückläufig. Das hat mit der Unterdrückung und der Gewaltanwendung von Seiten der Regierung zu tun.
Allerdings muss ich sagen, dass in den kleineren Städten noch immer Demonstrationen stattfinden. Sogar diejenigen, die eigentlich schon in ihre Häuser zurückgekehrt waren, gehen wieder auf die Straßen und machen weiter.
Sie rufen laut, dass sie Hunger haben und dass ihnen jede wirtschaftliche Perspektive fehlt. Die Regierung kann die Hungrigen nicht auf ewig ignorieren, sie muss den Leuten Gehör schenken. (…)
Das gesamte Interview, geführt von Shabnam von Hein, finden Sie hier.
Shirin Ebadi ist eine iranische Anwältin und Menschenrechtsaktivistin, die 2003 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde.