Die Erwartungen auf spürbares Abbremsen der Erderwärmung wurden wieder einmal nicht erfüllt. Die Schwerpunkte der Agenda der Bonner Konferenz, so informierte man uns, lagen vorwiegend in technologischen Bereichen der Messungen, einheitlicher Ausgangspunkte, Regelwerke etc., etc., etc. Gab es nicht andere Schwerpunkte?
Nach dem Ausstieg der USA Administration aus dem Pariser Vertragswerk taktierte die Gruppe der westlichen Industrieländer. Sie legte sich nicht fest, blieb unverbindlich oder bremste gar in den nachfolgenden Debatten um die Senkung der Stickoxyde beim Dieselskandal. Wie gehabt soll die nächste Konferenz in Katowice wirkende Beschlüsse bringen. Anerkennenswert aber war die Teilnahme einzelner Bundesstaaten der USA.
Weshalb ist eigentlich die Rüstungsindustrie als Rohstoff- und Energiefresser ohne jeden Entwicklungswert kein Tagesordnungspunkt einer Umweltkonferenz? Oder Versorgemassnahmen für Klimaflüchtlinge?
Ursachen für Umweltschäden werden seit Jahrzehnten debattiert. Zu erinnern sei an die Studie des Club of Rom „Grenzen des Wachstums“ aus dem Jahr 1974. Danach wechselten sich Umweltkonferenzen in größerer Zahl ab. Dennoch stieg die durchschnittliche Erwärmung weiter an. Weltweit wird das Wachstum unvermindert und undifferenziert als Heilsbotschaft betrachtet. Zweifel gibt es nicht, dass Wachstum zur Sicherung der Ernährung, für würdige Wohnverhältnisse, für Schulen, für die Wissenschaft erforderlich ist. Auch das Wachstum der realen Produktivität und Maßnahmen zum Friedenserhalt werden benötigt. Nicht gebraucht wird Wachstum der Militärmaschinerie oder des reinen Geldvermögens für Eliten der Gesellschaft.
China scheint Lehren aus den weltweiten Umweltprognosen zu ziehen, meinen einige Umweltexperten. Die Regierung des Landes gestaltet umweltbewusst wirtschaftliche Prozesse für die Zukunft. Hier erfüllt der gesetzgebende Staat seine Rolle mit langfristigen Plänen für die großen Strukturen. Pläne die wissenschaftlich begründet, materiell und finanziell in ihren Zeitschritten bilanziert sind. Dass die Pläne demokratisch mit den Beteiligten aus China abgestimmt sind, kann vorausgesetzt werden.
Einige Länder Lateinamerikas suchen Alternativen. Sie weichen vom üblichen Wachstumspfad des Neoliberalismus ab und verschaffen der sozialen Entwicklung und der Ökologie größere Spielräume. Im praktischen und schneller lösbaren Bereich ist beispielsweise der Vorschlag Ekuadors zur UN-Konferenz zum Klimawandel (COP 21) vom November 2015: „Das Erdöl im artenreichen Nationalpark Yasuni solle nicht gefördert werden. Es brauche, schlug Präsident Rafael Correa vor, einen verbindlichen Weltvertrag, der die Technologien, die den Klimawandel und die Auswirkungen abschwächen. Es bestehe seit Jahren eine ökologische Schuld der Industrieländer, die vom Verursacher bezahlt werden müssten“.
Tiefgreifender und weltweit beispielshaft waren die Schaffung neuer Verfassungen in Bolivien, Venezuela, Ecuador, die die Natur, der Pachas Mama, zum Rechtssubjekt erhoben haben. Die Magna Charta dieser Länder, die den großen Rahmen des Zusammenlebens beschreibt und die die gesellschaftlichen Werte bestimmen, fördert grundsätzlich ein ökologisches Bewusstsein zur Beachtung der natürlichen Prozesse.
Die Natur entwickelt sich jeweils gemäß den herrschenden physikalischen und chemischen Bedingungen in der Welt. Sie braucht den Menschen nicht. Der Mensch lebt aber mit ihr und von der Natur, so wie sie real ist. Multiple vom Menschen gemachte Faktoren wirken auf die Gesetze der Natur ein. Die Tagesordnungen der Umweltkonferenzen sollten die Komplexität der Ursachen und ihre Konsequenzen erkennen lassen.