Die Europäische Kommission will die Automobilhersteller dazu verpflichten, mindestens 15 Prozent aller Neuwagen in Europa bis zum Jahr 2030 mit einem Elektromotor oder anderen emissionsfreien Motoren auszustatten. Das berichtete vergangene Woche die FAZ in ihrer Online-Ausgabe. Doch ein Sprecher der Kommission dementierte. Robert Manoutschehri schreibt über das Verwirrspiel um den Feinstaub.

Mindestens 15 Prozent aller Neuwagen-Zulassungen in Europa sollen bis zum Jahr 2030 mit einem Elektromotor oder anderen emissionsfreien Motoren ausgestattet sein.

Dazu will die EU Kommission, so war es am Dienstag in einem Exklusiv-Bericht der Online-Ausgabe der Frankfurter Allgemeinen Zeitung zu lesen, die Automobilhersteller verpflichten, um den Ausbau der Elektromobilität anzukurbeln.

Unabhängig davon sollen die Hersteller den CO2-Ausstoß zwischen 2021 und 2030 noch um ein Drittel verringern, um den Zielen des Pariser Klimaabkommens näher zu kommen.

Konkrete Vorschläge dazu will die Kommission Anfang November bei der Konferenz „Die Finanzierung der Energiewende für Arbeitsplätze, Wachstum und Investitionen“ in Brüssel vorlegen.

Das Thema wurde schon mehrfach kontrovers debattiert. Doch bislang wollte sich niemand festlegen. Die Meldung über eine verbindliche Quote kam daher überraschend. Auch für die Nachrichtenagentur Reuters.

Die fragte bei der Pressestelle der Kommission in Brüssel nach. Ein Sprecher dementierte den Bericht der FAZ. Eine Quote für Elektroautos soll im Gesetzesentwurf zur künftigen CO2-Reduktion der Autoindustrie nicht vorgeschlagen werden.

Jährlich 428.000 Feinstaub-Tote laut EUA-Bericht

Dass die Notwendigkeit für verbindliche Vorgaben an die Industrie höchste Dringlichkeit besitzt, zeigte der jüngste Bericht der Europäischen Umweltagentur (EUA), wonach die meisten Stadtbewohner schlechter, eigentlich sogar tödlicher Luftqualität ausgesetzt sind.

Sieben Prozent der EU-Bürger in städtischen Gebieten waren demnach mehr Feinstaub ausgesetzt als die EU Jahresgrenzwerte erlauben. Gemäß WHO-Richtlinien atmeten im Jahr 2015 sogar 80 Prozent der EU-Bürger zu viel Feinstaub ein.

Feinstaub (PM 2,5) ist nach wie vor Ursache Nummer 1 für den vorzeitigen Tod von jährlich über 428.000 Menschen in 41 europäischen Ländern. Allein in Deutschland sterben jährlich rund 66.000 Menschen vorzeitig durch Feinstaub. Als die größten Emittenten von Luftschadstoffen wurden Straßenverkehr, Landwirtschaft, Heizkraftwerke (Kohle), Industrie und Haushalte ausgemacht.

Die hohen Luft-Schadstoff-Konzentrationen schädigen Boden, Pflanzen, Wälder und Gewässer, haben aber auch erhebliche Auswirkungen auf die Gesundheit der Menschen, wobei die größte Belastung von Feinstaubpartikeln, Stickstoffdioxid (NO2) und bodennahem Ozon (O3) ausgeht. Deutliche Auswirkungen sind auch auf die Wirtschaft zu verfolgen: die Kosten für medizinische Versorgung steigen und die Produktivität der Arbeitnehmer wird gemindert.

„Durch Investitionen in saubereren Verkehr, sauberere Energie und Landwirtschaft können wir sowohl die Luftverschmutzung bekämpfen, als auch unsere Lebensqualität verbessern“, erklärte der Exekutivdirektor der EUA, Hans Bruyninckx dazu. „Jeder hat das Recht auf reine Luft, auch Menschen, die in den Städten leben.“

Die wichtigsten Ergebnisse

  • Feinstaub Partikel: 2015 waren 7 % der städtischen Bevölkerung (in den EU-28 Staaten) PM2,5-Konzentrationen ausgesetzt, die über dem EU-Jahresgrenzwert lagen. Bei rund 82 % überstiegen diese Expositionswerte die strengeren Leitlinien der WHO. 2014 waren Expositionen gegenüber PM2,5-Konzentrationen Ursache für den vorzeitigen Tod von schätzungsweise 428.000 Menschen in 41 europäischen Ländern.
  • Stickstoffdioxid: 2015 waren 9 % der städtischen Bevölkerung in der EU der 28 NO2-Konzentrationen ausgesetzt, die über dem EU-Jahresgrenzwert und den WHO-Leitlinien lagen. 2014 waren Expositionen gegenüber Stickstoffdioxid Ursache für den vorzeitigen Tod von schätzungsweise 78 000 Menschen in 41 europäischen Ländern.
  • Bodennahes Ozon: 2015 waren 30 % der städtischen Bevölkerung in der EU der 28 O3-Konzentrationen ausgesetzt, die über dem EU-Sollwert lagen. Bei rund 95 % überstiegen diese Expositionswerte die strengeren Leitlinien der WHO. 2014 waren Expositionen gegenüber O3 Ursache für den vorzeitigen Tod von schätzungsweise 14 400 Menschen in 41 europäischen Ländern.

Zum Hintergrund: Der Jahresbericht der EUA zur Luftqualität in Europa „Air quality in Europe – 2017“ basiert auf den Daten von über 2.500 Überwachungsstationen aus dem Jahr 2015. Der Bericht kann über diesen Link abgerufen werden.


Über den Autor: Robert Manoutschehri ist Fotograf, Journalist, Texter und Grafikdesigner aus Österreicher. Er engagiert sich ehrenamtlich für zahlreiche Bürgerinitiativen und NGO’s und berichtet regelmäßig über die Entwicklungen auf dem afrikanischen Kontinent und die weltweiten Auswirkungen des Klimawandels. Er lebt in Wien.

Der Originalartikel kann hier besucht werden