Wo jetzt Eukalptusplantagen abgebrannt sind, können bald Modelle für biologische Vielfalt und sozialen Reichtum stehen!
Am 17. Juni, während einer frühen Hitzewelle Portugals, bricht 200 km nördlich von Lissabon ein verheerender Waldbrand aus, der über 60 Menschen den Tod bringt. Über 1700 Feuerwehrleute sind im Einsatz. Es ist der verheerendste Waldbrand seit über 50 Jahren.
Bereits im Sommer 2016 gab es in Portugal über 10.000 Waldbrände, 117.000 Hektar Wald verbrannten. Mehr als die Hälfte aller Waldbrände Europas geschahen in Portugal, das wiederholt den Europäischen Hilfs- und Solidaritätsfonds angehen musste. Jedes Feuer bedeutet eine Katastrophe für alle betroffenen Menschen und Ökosysteme. Die Brände zerstören nicht nur die wirtschaftliche Lebensgrundlage von Bauern und Landbesitzern, sondern auch die Heimat von zahllosen Pflanzen und Tieren und reduzieren unser kostbarstes Gut, die biologische Vielfalt.
Die Feuer sind eine direkte Folge sommerlicher Trockenheit, sinkender Grundwasserspiegel und der einseitigen Anpflanzung von Pinien- und Eukalyptusmonokulturen im Auftrag der Großindustrie. Eine gut gepflegte, fruchtbare Landschaft mit Feldern und Wäldern in Mischkultur, mit Bächen und Quellen, die während des ganzen Sommers fließen, brennt nicht so einfach ab. Aktuelle Luftaufnahmen zeigen: Inmitten der verbrannten Monokulturen überstanden Inseln von Mischwald das Feuer.
Ältere Menschen in Portugal erinnern sich noch an Bäche und Quellen, die ganzjährig flossen, an Sommergewitter, die das Land auch im Hochsommer erfrischten, und an Mischkulturen von Bäumen, Weiden und kleinen Feldern. In den Dörfern gab es lebendige Gemeinschaften und gegenseitige Hilfe. Diese Wirklichkeit kann wieder hergestellt werden. Es ist möglich, die Landschaft zu regenerieren und gleichzeitig eine ökonomische Basis für seine Bewohner zu erstellen: indem wir die regionalen Wasserkreisläufe wieder herstellen, indem wir Lebens-, Arbeits- und Ausbildungsmöglichkeiten aufs Land bringen und Menschen wieder lernen, miteinander in Gemeinschaft zu leben und mit der Natur zu kooperieren.
Noch sehen die Pläne anders aus: Kaum sind die Brände gelöscht, drängt die Papierindustrie, die zerstörte Landschaft wieder aufzuforsten – ausgerechnet mit Eukalyptus und Pinienmonokulturen, die die Ausbreitung des Flächenbrände erst möglich gemacht haben. Was für ein Wahnsinn! Jetzt haben wir die Chance, aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen. Verteidigen wir, was uns heilig ist! Schützen wir unser Land, die Tiere und Wälder vor der global gesteuerten Gier der Großindustrie.
Lasst uns jetzt beginnen, mit der Natur zu kooperieren und die verbrannten Landschaften wieder restaurieren – ihrer Natur gemäß! Feuer und Wasser, biologische Vielfalt, Tier, Mensch und Dorfgemeinschaft: Sie alle wollen den Platz im natürlichen Biotop einnehmen, der ihrem Wesen entspricht. Wo jetzt verbrannte Erde schwelt, könnten Modelle für ökologischen und sozialen Reichtum entstehen.
Wir bitten Landbesitzer, Regierungen und Unternehmer: Investiert nicht in die weitere Zerstörung, sondern in die Wiederbelebung unseres Landes als Heimat für Mensch und Tier.
Wir laden die internationale Jugend ein: Helft mit, Modellregionen für biologische Vielfalt, für ökologische und soziale Nachhaltigkeit aufzubauen!
Um Waldbrände nachhaltig aufzuhalten, müssen wir das Winterregenwasser auf dem Land behalten. Ein Beispiel dafür ist die Wasserretentionslandschaft von Tamera im Landkreis Odemira, die mit der Hilfe des Permakultur-Experten Sepp Holzer (Österreich) schon vor zehn Jahren aufgebaut wurde: Die früher sommertrockene Landschaft hat sich in ein fruchtbares Tal mit kleinen Seen und Teichen verwandelt, die durch das Winterregenwasser gefüllt werden und von Terrassen umgeben sind, auf denen ganzjährig Obst und Gemüse wachsen. Anstatt Straßen und Dörfer flussabwärts zu überfluten, wird das Regenwasser hinter Erddämmen gesammelt, sinkt in den Boden ein, stabilisiert den Grundwasserspiegel und speist die Gärten. Kein Grundwasser wird zur Bewässerung gebraucht, nur Regenwasser.
Wenn dieses Prinzip, kombiniert mit einer zeitgemäßen Form des Montado – der traditionellen Mischkultur aus Korkeichen, Gärten und Tierhaltung – im ganzen Land angewendet würde, würden weniger Grundstücke verbrennen.
Zu einer funktionierenden Wasserretentionslandschaft gehören Menschen, Dörfer und Gemeinschaften, die sie pflegen, die mit der Natur kooperieren und von ihrem Erträgen leben können. Lasst uns jetzt handeln, stark, wirksam und gemeinsam, überall in Portugal! Lasst uns wie die Indianer von Standing Rock verteidigen, was uns heilig ist: unsere Wälder, unsere Küsten, die Gemeinschaft, das Leben.