Aufruf von Dieter Duhm, Mitbegründer von Kommunen alternativer Lebensformen wie dem ZEGG in Brandenburg oder Tamera in Portugal.

Liebe Freunde in aller Welt,

Der Kampf um Standing Rock ist wohl vorerst beendet. Die Ölindustrie hat mit Hilfe von
Donald Trump und einigen Banken ihre Interessen durchgesetzt, die Pipelines werden gebaut. Wir
beten für die wenigen, die vor Ort noch die Stellung halten. Viele Tausende aus aller Welt und allen
Kulturen hatten sich im letzten Jahr bei eisiger Kälte auf dem Gelände versammelt, um sich dem
Widerstand anzuschließen. Jetzt sind die meisten wieder weg. War auch dies nur eine vorübergehende
Episode in dem Jahrhundertkampf der imperialen Mächte gegen das Leben?

Was wäre, wenn die vielen verschiedenen Stämme und Gruppen, die dort aus allen Kontinenten
zusammengekommen waren, für ihre weitere Zusammenarbeit ein gemeinsames Ziel hätten, nämlich
den konkreten Aufbau einer nachkapitalistischen Welt? Wir können die bestehenden Strukturen dauerhaft nur dadurch überwinden, dass wir eine tiefe Überzeugung aufbauen für das, was danach kommen soll. Was also soll kommen?

Gibt es eine Strategie, mit der wir dauerhaft die bestehende Gewalt überwinden können, die Macht der
Banken, der Ölkonzerne, der pharmazeutischen Industrie, der Rüstungsindustrie und ihrer Ministranten
in den Regierungen? Wenn es sie gibt, dann besteht darin der zukünftige Schutz für alle Standing
Rocks der Welt. Die Thematik von Standing Rock ist längst ein Thema der ganzen Erde geworden.
Gibt es eine Macht, mit der ein Leben in Liebe und Vertrauen gegen die Macht der Gewehre durchgesetzt
werden kann? Das ist die revolutionäre und die ethische Frage unserer Zeit. Unsere Antwort
heißt: Ja, die gibt es.

Hinter allen Katastrophen, die wir heute erleben, formieren sich Kräfte für eine globale
Erneuerung im Sinne einer gewaltfreien Weltgesellschaft. Sie könnte in absehbarer Zeit Wirklichkeit
werden. „Das glaube ich nicht“, ist oft die zu schnelle Reaktion. Aber wer hätte vor 30 Jahren an
selbstfahrende Autos geglaubt? Der Mensch ist fähig, das zu verwirklichen, woran er glaubt und was
er in seiner Vision sehen kann. Das gilt für alle Bereiche unseres Lebens vom Extremsport über
Forschung und Technologie bis zur Möglichkeit einer totalen Vernichtung. Warum also nicht auch für
die globale Heilung und einen globalen Frieden?

Das gegenwärtige Elend auf der Erde zwingt uns zu neuen Maßstäben in der Friedensarbeit. Die
unfasslichen Vorgänge in Aleppo und Mossul, in Somalia oder Südsudan, in den Schlauchbooten der
Flüchtlinge oder in den verwilderten Ehen unserer eigenen Kultur, in Kinderpornografie und sexueller
Gewalt – all dies verlangt einen tieferen Blick und eine tiefere Umschaltung unserer eigenen Denkgewohnheiten.

250 Millionen Kinder leben im Krieg, 50 Millionen Kinder sind auf der Flucht, auf der Suche
nach neuer Heimat. Die Menschheit befindet sich in einer apokalyptischen Situation, das materialistische Zeitalter geht seiner Selbstvernichtung entgegen. Auf der einen Seite stehen wir am Rand eines dritten Weltkriegs – und auf der anderen Seite am Beginn einer neuen Zivilisation. Von diesem Epochenwechsel hängt das Leben von Milliarden Menschen und Tieren ab. Wir können unseren
Kindern und Kindeskindern eine lebenswerte Zukunft liefern, wenn wir aktiv eintreten in diesen
großen Wandel auf der Erde. Worin besteht dieser Wandel?

Wir leben in zwei Realitäten: in der Realität einer globalen Kriegswelt und in einem anderen System
der Realität, welches wir die „Heilige Matrix“ nennen. „Defend the Sacred“ war und ist die Losung der
Sioux in Dakota. Es ist auch unsere. Die Heilige Matrix enthält die heiligen und die heilenden Kräfte
des Lebens. Den Übergang von der einen zur anderen Realität nennen wir Transformation. Wir stehen
vor einem planetarischen Systemwechsel. Die neue Zivilisation basiert auf der Grundlage der Heiligen
Matrix. Dies ist auch die Grundlage der neuen Gemeinschaften. Wir haben das Projekt der globalen
Heilungsbiotope gegründet, damit sich viele Gruppen der Erde auf dieser Grundlage verbinden
können.

Was ist die Heilige Matrix?

Es gibt einen Film, den wir alle im Internet anschauen können („Herr der Krokodile“). Er zeigt
die Liebe zwischen einem Mann und einem Krokodil. Die beiden sind in einer so zärtlichen Intimität
miteinander verbunden, wie man sie sich kaum unter Menschen vorstellen kann. Der Kuss dieses
Mannes auf das Maul des ausgewachsenen Krokodils wirkt so jenseitig, dass man es nicht glauben
kann, bevor man es gesehen hat. Aber diese Geschichte ist nicht jenseitig, sondern irdisch und real. Sie
steht nur außerhalb aller gelernten Vorstellungen und Angst-Projektionen. Diese Geschichte steht nicht
allein. Die Tierforschung belegt sie durch unzählige weitere Beispiele. Man lese zum Beispiel das
Buch „Die große Gemeinschaft der Schöpfung“. Wir haben viele ähnliche Beispiele in Tamera
erlebt. Simon (9 Jahre) begegnet nachts einem Wildschwein mit seinen Jungen und bleibt vollkommen
angstlos. Als er am nächsten Tag von einem Klassenkameraden aus der Nachbarschaft gefragt wird,
warum er keine Angst gehabt hätte, sagt er: „Die Wildschweine sind doch genau wie wir.“ Daraufhin
sagt der Nachbarjunge: „Dann will ich mit dir in Tamera die Wildschweine pflegen.“ Der sechsjährige
Aaron stolpert über einen angeleinten kleinen Terrier, der heftig nach ihm schnappt. Aaron schreit
kurz, dann sagt er: „Der Hund ist nicht böse, er war genauso erschrocken wie ich.“

Hier ist eine Welt des Kontaktes mit Tieren beschrieben, die uns ein neues Tor öffnet. Alle
diese realen Ereignisse zeigen die reale Möglichkeit einer anderen Welt, in der es keine Angst und
keine Feindschaft gibt. Sie zeigen, wozu das Leben fähig ist, wenn es nicht durch die Interferenzen
von Angst und Gewalt zerstört wird. Es ist die Welt der Heiligen Matrix, die als reale Möglichkeit
hinter allen Dingen steht und auf Abruf wartet. Diese Welt ist das entelechiale Grundmuster des
Lebens, das Ziel einer neuen planetarischen Zivilisation. Die Welt ist eine potentielle Liebesaffaire.
Die Liebe ist das höchste Kulturgut und die heilige Seite des Seins. Sie ist als genetische Basis
eingeschrieben in unsere Zellkerne, sie ist die Kerninformation allen Lebens, alles strebt nach Einheit.
Der Jesuitenpater und Paläontologe Teilhard de Chardin hat geschrieben: „Mit den Kräften der Liebe
suchen die Fragmente der Welt einander, auf dass die Welt sich vollende.“

Wir können diese Welt vielleicht nicht gleich manifestieren; wir können aber die Voraussetzungen
erkennen, aus denen sie von selber entsteht. Im Falle unseres Krokodils war es eine einfache
Vorgeschichte: Der Mann fand das kleine Krokodil verletzt am Flußufer, nahm es zu sich und pflegte
es zwei Jahre lang gesund. Er hat gesagt: Es braucht nicht nur die Nahrung, es braucht auch meine
Liebe. Als es gesund war, wollte er es wieder in das Wildwasser entlassen, aber das Tier schwamm
sogleich zu ihm zurück. Von da an blieben sie unzertrennliche Freunde. – Können wir uns vorstellen,
dass neue Gemeinschaften auf der Erde entstehen, wo Menschen und Tiere, Kinder und Eltern in
solcher Freundschaft aufwachsen? Gemeinschaften, in denen es keine Angst und keine Feindschaft
mehr gibt unter Menschen und allen Mitgeschöpfen? Können wir uns eine Welt vorstellen, in der das
Konzept der Feindschaft vollkommen erloschen ist? Sind wir in der Lage, die ethischen, sozialen,
ökologischen und spirituellen Voraussetzungen zu erkennen und zu erschaffen, aus denen eine solche
Welt tatsächlich hervorgeht? Ist es nicht ein naheliegender Gedanke, einen solchen Versuch zu starten?
Wenn wir heute kraft digitaler Technologie einen Roboter fast punktgenau auf einem fernen Kometen
absetzen, wenn wir digitale Waffensysteme entwickeln, die jeden Gegner vernichten können, könnten
wir dann nicht auch Systeme des Lebens entwickeln, in denen keine Waffen mehr benötigt werden,
weil eine höhere Kraft unsere Leidenschaften steuert?

Es entsteht ein globales Netzwerk auf der Erde, welches diesen Gedanken verwirklichen will, wir
gaben ihm den Namen „Terra Nova“. Es ist nicht gebunden an eine spezielle Gruppe, sondern an die
Welt-Information der Heiligen Matrix.

Information ist ein zentraler Rohstoff der Welt. Alles wird durch Information gesteuert. Wie weit wir
damit kommen können, zeigen die seltsamen Erfolge der digitalen Konzerne im Silicon Valley. Es
scheint eine Reise ohne Grenzen zu sein. dasselbe gilt, wenn wir unser Leben von den Informationen
der Heiligen Matrix steuern lassen. Es beginnt eine Reise ohne Grenzen – aber in anderer Richtung.
Von den Basis-Informationen hängt es ab, ob auf der Erde Krieg oder Frieden entsteht, ob wir krank
werden oder gesund bleiben, ob wir in unseren Beziehungen eifersüchtig und mörderisch sind oder
solidarisch. Eine menschliche Zivilisation, die seit Jahrtausenden Krieg führt, hat die Basis-Information
von Misstrauen und Krieg in ihrem Erbgedächtnis. Sie reagiert auf die Informationen der Heiligen Matrix mit Abwehr, mit Hohn und Gewalt. Aber mit dieser Abwehr ist sie im Moment dabei, sich
selbst zu vernichten. Auch die gegenwärtigen Hightech-Konzerne werden sich nicht halten können,
wenn sie wie bisher weiterarbeiten, ohne ihre ethischen Voraussetzungen zu überprüfen. Im System
einer mehrtausendjährigen Kriegsgeschichte ragen die Informationen traumatischer Erfahrungen bis
heute in das kollektive Unbewusste der gesamten Menschheit – und in das private Leben jedes
Einzelnen. Auch in unserem privaten Leben hängt alles davon ab, auf welche Seite wir uns stellen und
welcher Information wir folgen wollen. Das System der Gewalt bezieht seine Macht aus einem
kollektiven Untergrund der Angst. Diesen Untergrund müssen wir erkennen und auflösen.

Unsere höhere Seele ist zu allem fähig, wenn der höhere Wille entsteht. Ob eine dauerhafte
Liebesbeziehung entsteht oder nicht, hängt ab von den Informationen, die wir in uns einlassen und die
dann unseren Bordcomputer steuern. Dasselbe gilt für den Organismus der ganzen Menschheit:
Welchen Weg sie weiterhin nehmen wird, hängt davon ab, welche Informationen wir in ihren Informationskörper eingeben. Was da in der Liebesgeschichte zwischen Mensch und Krokodil gezeigt
wird, ist tatsächlich ein planetarisches Thema. Das geht so ungemein tief. Im Bild der Heiligen Matrix
steckt eine Möglichkeit der Rettung, an die wir uns erst gewöhnen müssen. Sie ist so „jenseitig“ und
so real wie die Liebe zwischen Mensch und Krokodil. Und doch ahnen wir tief die Wahrheit oder die
Möglichkeit einer solchen planetarischen Liebesaffaire. Wir spüren, dass es so eine Welt der Liebe
geben könnte und dass wir sie verwirklichen können, wenn wir uns darüber verständigen. Wenn es an
einem Ort gelingt, wird es an vielen Orten gelingen.

Die heilige Allianz des Lebens umfasst alle Wesen, alle sind an dieses Grundmuster angeschlossen,
alle tragen dieses Bild wie eine Urerinnerung in ihrer Seele, es ist eingebaut in das
entelechiale Programm der Menschheit. Wenn also eine Gruppe von Menschen eine neue Lebensordnung im Sinne der Heiligen Matrix aufbaut, dann aktiviert sie ein Bild des Lebens, welches (latent) in allen Zeitgenossen enthalten ist. Sobald das Bild in realer Lebenspraxis verwirklicht wird, kann es überall empfangen werden, denn das kollektive Bewusstsein der Menschheit gerät in einen „angeregten Zustand“. Überall sind Sensoren, die das Bild aufnehmen; überall sind Kräfte, die es umsetzen.

Denn das Bild wird zellulär überall verstanden und geliebt. Es geht um das Geheimnis der Heilung
durch den Kontakt mit dem Heilstrom des Lebens. Ein krankes Kind kann gesund werden, wenn sich
der kleine Hund zu ihm legt.

Wir sehen eine völlig andere Funktionslogik des Lebens dort, wo zwischen Menschen und
allen Mitgeschöpfen nicht das Konzept von Feindschaft und Angst herrscht, sondern das Konzept von
Vertrauen, Fürsorge und Liebe. Es ist ein völlig anderes Konzept des Lebens – und ein anderes
Konzept des Leibes, seiner Fähigkeiten und seiner Heilung: eben das Konzept der heiligen Matrix. Auf
der Basis dieses Konzepts gründet der Paradies-Entwurf einer neuen Erde, es ist die konkrete Utopie
einer Menschheit, die aus dem alten Feld von Feindschaft und Gewalt endgültig ausgetreten ist. Wir
müssen immer wieder die Tatsachen befragen und die Realitäten prüfen, um zu erkennen, dass diese
Utopie kein Traum, keine Illusion ist, sondern die ins Erbgut aller Wesen eingeschriebene Botschaft
für eine andere Kulturform auf unserem Planeten.

Es geht um einen planetarischen Systemwechsel – und das in jeder Gemeinschaft und in jedem
Einzelnen. Nicht mehr „Was habe ich davon?“ sondern „Wie kann ich mithelfen?“ Der Wechsel von
einer egozentrierten zu einer teilnehmenden Position. Es ist ein Wechsel auf vielen Stufen – vom
Hologramm der Angst zum Hologramm der Liebe. In diesem Zusammenhang spielt das Thema Eros
eine zentrale Rolle, denn hier sitzt die traumatische Wunde am tiefsten. Durch die Wiederverbindung
mit dem Heiligen erhalten die Begriffe Sex, Liebe, Partnerschaft, Gemeinschaft eine neue Bedeutung.
Sex und Liebe müssen durch die Vertrauensarbeit in den Gemeinschaften von den alten Erniedrigungen,
Heucheleien und Lügen befreit werden. In einer erotischen Kultur ohne Angst und Lüge
bricht das Patriarchat zusammen, eine neue Kultur wurzelt in einem neuen Verhältnis der Geschlechter.
Auch der Eros, selbst seine animalischen Anteile, sind Teil des Heiligen. Die Göttin offenbart sich auch im suhlenden Schwein.

Was ist das Heilige? Eine Welt, wo Menschen zusammenhalten und füreinander sorgen, auch wenn sie
in Not sind, das ist ein Teil des Heiligen. Eine Welt, in der Kinder ihren Eltern und allen Erwachsenen
voll vertrauen können, das ist ein Teil des Heiligen. Eine Welt, wo die sexuelle Zuwendung eines
Menschen zu einem anderen in einem Dritten keine Angst, keine Eifersucht und keinen Hass mehr
erzeugt, das ist ein Teil des Heiligen. Eine Welt, wo Tiere auf den Menschen zukommen, weil wir sie
willkommen heißen und sie vor uns keine Angst mehr haben müssen, das ist ein Teil des Heiligen.
Eine Welt, in der wir die Erde und das Wasser wieder als lebendigen Organismus wahrnehmen und
pflegen, das ist ein Teil des Heiligen. Wenn Flüchtlingshelfer den Ertrinkenden ihre rettende Hand
reichen, das ist ein Teil des Heiligen. Und wenn Menschen für einen todkranken Menschen beten und
der daraufhin gesund wird, dann hat das Heilige eines seiner unzähligen Wunder vollbracht. Wir
brauchen es nicht unbedingt „Gott“ zu nennen, denn das Heilige hat keinen Namen, es ist die innere
Kraft, die uns alle zusammenführt und mit allen Mitgeschöpfen für immer verbindet.

Wenn wir dies verstanden haben, stehen wir vor einem absoluten MUSS: der Wechsel in das
andere System der Realität, welches wir die „Heilige Matrix“ nennen. Dieser Wechsel ist gemeint mit
dem Projekt der globalen Heilungsbiotope, an dem wir in Tamera schon so lange arbeiten. Heilungsbiotope sind Gemeinschaften von Mensch und Natur, in denen alle Teilnehmer einschließlich der Tiere auf einer Grundlage des Vertrauens miteinander verbunden sind. Alle ländlichen Kommunen und viele Stadtviertel können sich in Heilungsbiotope verwandeln. Die kommende planetarische Gemeinschaft entwickelt sich aus einem komplexen Netzwerk autonomer Gemeinden auf der Grundlage der Heiligen Matrix. Könnte das eine Lösung sein?

Im Namen der Liebe für alle Kreatur.
Dieter Duhm
Tamera, März 2017