Die Hilfsorganisation Derechos Humanos aus Tucson, Arizona, USA, beschuldigt die US-Regierung in einem, zusammen mit der Menschenrechtsorganisation No More Deaths verfassten Bericht, für das Verschwinden von Flüchtlingen an der US-mexikanischen Grenze verantwortlich zu sein.

Alleine Derechos Humanos hat bereits 544 Fälle von Flüchtlingen dokumentiert, bei denen Angehörige den Kontakt oder die Spur zu Verwandten und Freunden verloren haben und verzweifelt auf die Organisation zukamen. Das Verschwinden von Menschen, die den Versuch unternehmen, die Grenze in die USA illegal zu überqueren, sei eine „direkte Konsequenz“ der angewandten Methoden von US-Grenzbehörden, schreibt Gabriel Schivone im Magazin Nacla über die Ursachen und Suche verschollener Migranten.

Die wachsende Zahl an Vermissten und Toten würde auf staatliche Gewalt gegen die Flüchtlinge an der südlichen US-Grenze zurückgehen, wie es weiter heißt. Verantwortlich dafür sei die Taktik der US-Grenzpolizei. Mit Hubschraubern, Geländefahrzeugen, Hunden und schlagenden Beamten werden die Migranten in lebensgefährliches Gelände gejagt und verstreut. US-amerikanische Grenzbeamte würden ihren „Zielen“ dabei auch psychische und physische Schäden zufügen.

Alleine von 2000 bis 2014 sollen laut einem Bericht der Internationalen Organisation für Migration (IOM) rund 6.000 illegale Einwanderer an der US-mexikanischen Grenze umgekommen sein. Von den 544 dokumentierten Fällen der Hilfsorganisation Derechos Humanos sei die „Jagd- und Zerstreuungstaktik“ der Grenzpolizei für das „Verschwinden“ von Menschen in 84 Fällen, wovon 31 tödlich endeten, ursächlich. Auch wäre das wachsende Netz an Internierungseinrichtungen ein weiterer Grund, weshalb die Spur zu Angehörigen zunehmend verloren ging. Wenn als verschollen geltenden Personen wieder auftauchen, so der Bericht, dann entweder in Internierungslagern, in Leichenhallen oder skelettiert in der Wüste, wobei viele menschliche Überreste nicht mehr identifiziert werden können. Tausende würden erst gar nicht mehr gefunden.

Aber auch die Familien der „Verschwunden“ gehören zu den Opfern. Die Belastung, nicht zu wissen, was mit den Angehörigen geschehen ist, ob sie überhaupt noch am Leben sind oder leiden müssen, könne die Menschen auffressen. Die Praktiken, die zum Verschwinden tausender Flüchtlinge führen, würden außerdem Löcher in Familien und sogar ganze Gemeinden reißen, bezieht sich Schivone weiter auf die Autoren des Berichts von Derechos Humanos.

Dass es sich bei den Menschen um „Verschwundene“ handelt, der Begriff würde parallelen zu den „schmutzigen Kriegen“ in Lateinamerika in den 60er, 70er und 80er Jahren aufwerfen und staatliche Praktiken wie Entführung, Folter und Mord an politischen Gegnern, die gegenüber den Angehörigen als verschwunden galten, bezeichnen, sei in Bezug auf die Strategie und Methoden der US-Behörden im Umgang mit illegalen Einwanderern an der US-mexikanischen Grenze in den letzten zwei Jahrzehnten aber dennoch zutreffend, wie der Bericht weiter zeige.


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