Biokreis fordert Kennzeichnungspflicht für Fleisch

Schweine mit kupierten Schwänzen und abgeschliffenen Eckzähnen? Auch Landwirte, die solche Maßnahmen ergreifen, dürfen künftig ihre Produkte mit dem von Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt präsentierten „Tierwohllabel“ auszeichnen. Denn die Einstiegsstufe in dieses neue Kennzeichnungssystem verlangt geringere Voraussetzungen als der gesetzliche Standard – und verkommt daher schon vor Einführung zu einer Farce. „Schmidt geht mit dieser Maßnahme nicht nur völlig am Wunsch der Verbraucher vorbei, sondern täuscht sie auch noch“, sagt Sepp Brunnbauer, Geschäftsführer des ökologischen AnbauverbandsBiokreis.

Label verhindert Fortschritt bei Tierwohl

Das Label soll freiwillig sein, langfristig einen Marktanteil von 20 Prozent erreichen und zunächst für Schweinefleisch, später auch für Geflügel gelten. Im Bundeshaushalt 2017 hat Landwirtschaftsminister Christian Schmidt bereits 70 Millionen Euro für die Bewerbung und Vermarktung reserviert. Schmidt will das Label ab 2018 möglichst breit streuen und orientiert sich hierfür an den tatsächlichen Tierhaltungsbedingungen der deutschen Landwirtschaft. Damit verhindert das Tierwohllabel eine Veränderung zugunsten der Nutztiere, Investitionen in neue artgerechte Ställe und gaukelt stattdessen lediglich bessere Haltungsbedingungen vor.

Fleisch-Kennzeichnungspflicht analog zu Eiern!

Der Biokreis fordert daher analog zur Kennzeichnung von Eiern auch für den Fleischmarkt vollständige Transparenz. Dafür muss das gesamte Fleischsortiment einer Pflichtkennzeichnung unterliegen, die klar und deutlich alle möglichen Haltungssysteme aufschlüsselt, etwa Gruppe 0 = Bio, Gruppe 1 = Weidehaltung, etc. „Nur so kann sich der Verbraucher schnell und ausreichend informieren und eine Wahl treffen, die seiner persönlichen Überzeugung entspricht“, sagt Sepp Brunnbauer.

Die Erfolge der Eier-Kennzeichnungen sprechen für sich: Seit Einführung des Systems 2004 stieg der Anteil von Bio-Eiern am gesamten Eier-Umsatz von 8 auf knapp 11 Prozent. Eier sind damit das Bio-Lebensmittel mit dem größten Anteil am Gesamt-Lebensmittel-Umsatz.

Ökologische Landwirtschaft – garantiert tierfreundlich

Wer sicher gehen will, Fleisch aus artgerechter Tierhaltung zu kaufen, kommt daher auch künftig nicht an ökologisch erzeugten Produkten vorbei. Die EU-Richtlinien und die noch strengeren Verbands-Richtlinien schreiben tierfreundliche Haltungsbedingungen vor. Maßnahmen wie Schwänzekupieren oder Zähneschleifen sind strengstens verboten. Die Einhaltung der Richtlinien wird mindestens einmal jährlich von einer unabhängigen Kontrollstelle überprüft. „Das Bio-Siegel erhält nur, wer seine Tiere artgerecht hält. Das neue Tierwohllabel, wie es derzeit geplant ist, stellt dazu keine auch nur annähernd gleichwertige Alternative dar“, so Sepp Brunnbauer.

Biokreis e.V.
Ronja Zöls, Presse- u. Öffentlichkeitsarbeit, zoels@biokreis.de        

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