Dieses Jahr ging es für hunderte von Berlinern schon am Freitag los, aktiv zu werden. Einige der 100 Traktoren waren bestimmt auch schon unterwegs in die Hauptstadt, während in einer Schnippeldisko in Moabit in messerscharfer, aber sehr entspannter Atmosphäre gemeinsam eine Suppe für über 1.000 Demonstranten gekocht wurde. Die Bio-Bauern, die die „nicht marktfähigen“ Lebensmittel dafür beisteuerten, sollten dieses Jahr sogar einen Teil der Spenden, die beim Tanz und bei der Ausgabe eingenommen wurden, bekommen – „Gemeinwohl-Ökonomie bei Slow Food“ könnte man das nennen und es fühlt sich gut an, muss ich sagen.
Am Samstag, 21. Januar, gegen etwa 13 Uhr setzten sich dann nach den ersten Reden angeblich 18.000 Menschen vom Potsdamer Platz Richtung Bundestag, Kanzleramt und schließlich dem Brandenburger Tor in Bewegung. Viele Forderungen gab es auf Plakaten zu lesen, aber ob der politische Wille dieser kritischen Masse auch Veränderungen bringt, wie etwa das CETA-Abkommen zu kippen oder Tierquälerei in Mastbetrieben und die damit verbundenen gesundheitlichen Gefahren weiter einzudämmen, wird sich zeigen…
Es war aber auch ein starkes Signal für Berlin, weil man wieder aus dem Angstschatten des Anschlages vom Dezember heraustrat und es eine große und friedliche Demonstration unter dem Schutz der Polizei war.
Auf offener Straße wurde gezeigt, was bei der Grünen Woche möglicherweise fehlte, nämlich eine gemeinsame Anstrengung, den Bauern zu helfen, wieder vernünftig wirtschaften zu können, und zu fragen, wie man in Zukunft alle Betriebe ohne gentechnisch veränderte Futtermittel und Saatgut versorgen kann; muss die „Welternährung“ wirklich mit Steuergeldern finanziert werden, die dann bei Monsanto und Co. landen?