Veterans for Peace ist eine globale Organisation von Veteranen des Militärs und Verbündeten, die darauf abzielt, eine Kultur des Friedens zu schaffen, indem sie ihre Erfahrungen nutzen und die Öffentlichkeit über die wahren Ursachen und die enormen Kosten von Kriegen informieren und dies in einer gewaltfreien Art und Weise zu tun. Wir haben Tarak Kauff interviewt, Mitglied des National Board des VFP und über seine Erfahrungen während der Unterstützung des Widerstandes gegen die Dakota Access Pipeline in Standing Rock gesprochen.

Was hat Dich dazu bewegt, dem Kampf der Indianer in Standing Rock beizutreten?

Es gibt mehrere wichtige Gründe, aufgrund derer ich beschloss, nach Standing Rock zu reisen und dem Kampf beizutreten. Wie viele von uns mache ich mir große Sorgen über die zunehmende Umweltverschmutzung auf der Erde. Die Haltung und der Umgang der fossilen Brennstoffindustrie und des Kapitalismus, den lebenden Planeten nur als reine auszubeutende Ressource anzusehen, ist – angesichts wissenschaftlicher Erkenntnisse  zum Klimawandel und den Vorteilen von erneuerbaren Energiequellen – eine haarsträubende Sucht nach Profit und Macht über die Menschen und den Planeten. Der mutige Widerstand der Water Protectors in Standing Rock gegen diese Sucht, die den Planeten zerstört, ist etwas, das ich (und die Veterans for Peace) unterstützen und dem Kampf dagegen beitreten wollte.

Als Mitglied des National Board der Veterans for Peace (VFP) war mir klar, dass die Dakota Access Pipeline, abgesehen davon, dass sie ein Affront gegen den Planeten ist, eine weitere Episode in einem seit 500 Jahren andauernden und Völkermord gleichenden Krieg gegen die First Nation People, also die Indianer, darstellt. VFP hat sich verpflichtet, Krieg als Instrument nationaler Politik zu beenden. Das bedeutet, Krieg mit all seinem schrecklichen und zerstörerischen Aspekten zu beenden.

Das beinhaltet auch den Krieg der fossilen Brennstoffindustrie gegen unsere Mutter Erde. Es beinhaltet alle Formen von gewaltsamer Unterdrückung von lebenden Wesen. Wir sehen es alles als Krieg an.

Wir sehen den Widerstand von Standing Rock als Beispiel auf nationalem Niveau, aber auch weltweit, für kraftvollen gewaltfreien, ja sogar spirituellen Widerstand an. Für uns birgt dieser Widerstand die große Chance, die Menschen zu vereinen und über die geballte Macht der Unterdrückung durch Industrie und Regierungen zu siegen.

Dieses Potential und der so wichtige Sieg der Menschen war etwas, dem VFP beitreten musste.

Woher nehmt Ihr den Mut, Gewalt und Verhaftungen zu widerstehen?

Mut entsteht dann, wenn man davon überzeugt ist, das Richtige zu tun, mit anderen vereint in einem Kampf, nicht nur um Wasser, sondern um die gesamte Existent dieses Planeten. Wir alle haben Mut in uns und wenn man etwas liebt, so wie die indigenen und auch viele von uns nicht-indigenen die lebende Erde lieben, dann muss man sie beschützen. Tapfer zu sein hat damit nichts zu tun. Man fühlt den inneren Drang, ganz wie eine Mutter ihre Kinder beschützen will, das zu schützen, was man liebt. Mut entsteht aus dieser Liebe heraus.

Wie habt Ihr das Bitten um Vergebung für die von der U.S. Armee begangenen Verbrechen und die Beziehungen zu den Indianern empfunden?

Das war wahrscheinlich der stärkste und berührendste Aspekt meiner gesamten Erfahrungen von drei Reisen nach Standing Rock. Es war Heilung. Die Bereitschaft, um Vergebung für alle in der Vergangenheit (und Gegenwart) geschehenen Verbrechen zu bitten, die durch eine überwiegend dominierende weiße eurozentrische Gesellschaft begangen wurden, von der ich nicht nur ein Teil bin, sondern auch in vieler Hinsicht durch Unterdrückung von anderen (weißes Privileg) mit gestohlenem Land und Bodenschätzen profitiert habe, ist und bleibt essentiell.

Menschen wie ich können zwar sagen, dass wir nicht persönlich dafür verantwortlich waren, aber wir haben davon profitiert und dadurch sind auch wir damit verbunden; und ja, für uns, für die Veteranen, die dort waren, war es wichtig, diese heilende Vergebung der First Nation People zu erfahren. Die Stammesführer unterstrichen, dass sie zwar nie vergessen können, aber dass Vergebung der Weg nach vorne ist.

Kannst Du uns etwas über zukünftige Solidaritätsaktionen sagen, die die Veterans for Peace planen, um den Widerstand in Standing Rock zu unterstützen?

Die Veterans for Peace werden dem Ruf und der Richtung der First Nation Führung folgen. Wir werden uns mobilisieren und sind gewillt, wieder nach Standing Rock zu kommen, so wie es die indigene Führung für nötig hält. In der Zwischenzeit werden wir weiterhin über den indigenen Widerstand in unserer vierteljährlichen Zeitung Peace in Our Times berichten, ihn unterstützen und fördern sowie das auch online auf unserer Webseite www.veteransforpeace.org tun.