Von Supermärkten weggeworfene Lebensmittel aus Containern zu holen wird in der Bundesrepublik strafrechtlich verfolgt. Dagegen wehrt sich das Bündnis “Containern ist kein Verbrechen”. Es geht auch um den Grundsatz, ob Lebensmittel per se in erster Linie dazu da sind, den großen Einzelhandelsketten Gewinne zu bescheren, oder ob sie nicht doch eigentlich ein grundlegendes Menschenrecht sind. Die bei uns immer noch erlaubte Praxis der Supermärkte, weggeworfene Lebensmittel in Containern mit Chemikalien zu überziehen, um sie ungenießbar zu machen, ist in Italien und Frankreich bereits verboten.
Wir geben im Folgenden den Text der Petition „Containern ist kein Verbrechen!“ wieder, die sich an die Staatsanwaltschaft Aachen richtet, vor der sich im April zwei Lebensmittelretter verantworten werden müssen:
In Deutschland werden jährlich 11 Millionen Tonnen genießbare Lebensmittel mit einem Wert von etwa 25 Milliarden Euro auf den Müll geworfen. Um diese Zahl etwas greifbarer zu machen: Die Verbraucherzentrale hat errechnet, dass 275.000 voll beladene Sattelschlepper zum Transport notwendig wären. Hintereinander gestellt entspricht das der Strecke von Düsseldorf nach Lissabon – Hin und zurück¹. Vom Feld bis zu Verbraucher_innen werden bis zu 50% der Lebensmittel vernichtet².
Die Gründe dafür sind vielfältig. Komplett lässt sich das auch bei der besten Planung nicht vermeiden, aber ein großer Teil davon ist durchaus einkalkuliert: Supermärkte beispielsweise sortieren Ware kurz vor Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums aus. Auch gutes Obst, Gemüse und Brot landet schnell mal in der Mülltonne. Wir halten das für eine unhaltbare Verschwendung. Während sie in Frankreich und Italien verboten wurde, gibt sich die deutsche Regierung mit Absichtserklärungen einiger Supermarktketten zufrieden³.
Es gibt viele Menschen, die sich damit nicht abfinden wollen. Einige von ihnen gehen Containern. Containern heißt, die guten Lebensmittel wieder aus den Müllcontainern herauszuholen. Es ist beeindruckend und erschreckend, welche Massen an guten Lebensmitteln da zum Vorschein kommen.
Vielen Supermärkten ist das Containern ein Dorn im Auge. Denn was die Leute sich unbezahlt nehmen, werden sie nicht kaufen. Viele schließen ihren „Müll“ deswegen ein, immer wieder werden auch Chemikalien darauf ausgeleert. Wir wenden uns gegen diese Logik. Lebensmittel sind nicht für Profite da, sondern zum Essen! Einige Supermärkte handeln da anders und geben überschüssige Ware an Tafeln oder Foodsharing.
Die herrschende Politik steht klar auf der Seite der Unternehmen und Handelskonzerne. Anstatt gegen die immense Lebensmittelvernichtung vorzugehen, werden Containernde kriminalisiert: Immer wieder gibt es Anzeigen gegen sie. So auch aktuell in Aachen: Zwei Menschen müssen sich wegen „schweren Diebstahls“ vor Gericht verantworten, weil sie gutes Essen aus Mülltonnen gerettet haben.
Wir fordern:
– die sofortige Einstellung des Verfahrens!
– die Entkriminalisierung des Containerns!
– das Verbot, genießbare Lebensmittel in Landwirtschaft, Handel und Industrie zu vernichten!
In jedem Produkt stecken gewisse Ressourcen: Arbeitskraft, Energie, Wasser, Boden und vieles mehr. Derzeit werden in den Industrienationen doppelt so viele Lebensmittel produziert wie benötigt. Das bedeutet auch: Doppelt so viele Ressourcen werden verbraucht.
Ein paar praktische Beispiele: 50% der für Nahrungsmittelproduktion benötigten Landfläche könnte eingespart werden. Die Lebensmittelpreise könnten halbiert werden. Diese enormen Ressourcen könnten aber auch verwendet werden, um die wirklich benötigten Lebensmittel hochwertiger zu produzieren. Und das zu deutlich höheren Löhnen. Dafür wollen wir uns einsetzen.
Ressourcen sollten so genutzt werden, dass sie gesamtgesellschaftlichen Interessen dienen – und nicht den Profiten von ein paar wenigen Unternehmen.
Eine Einladung zum Treffen am 17. Januar in Aachen zur aktiven Mitarbeit für weitere Aktionen findet man hier.
Weitere Infos: http://aachencontainert.blogsport.de/