Seit 1901 werden mit dem Friedensnobelpreis diejenigen geehrt, die „die meiste oder die beste Arbeit für die Verbrüderung zwischen Nationen, die Abschaffung oder Reduktion stehender Heere und die Förderung von Friedenskongressen getan haben“ und somit „der Menschheit den größten Nutzen erbracht“ haben. Die Empfänger*innen des Friedensnobelpreises bilden eine illustre Gruppe sehr unterschiedlicher Persönlichkeiten und Organisationen – von Student*nnen, Dichtern, revolutionären Einzelkämpfer*innen und Bänkern, über kleine und große NGOs und transnationale Organisationen bis zu Erzbischöfen, Parlamentariern, Präsidenten und Oberhäuptern von Weltreligionen. Von jung bis alt, von konservativ bis links und quer durch alle Weltreligionen und Kontinente repräsentieren die Friedensnobelpreisträger*innen die überwältigende Mehrheit der Menschen weltweit, die in Frieden leben wollen.

Seit Ende des Kalten Krieges treffen sich die Friedensnobelpreisträger*innen und Vertreter*innen der Friedensnobelpreis-Organisationen auf Initiative von Michail Gorbatschow einmal im Jahr zu einem Gipfeltreffen, um über die aktuellen friedenspolitischen Themen zu diskutieren und Projekte und Initiativen zu unterstützen, die den Frieden fördern. Kein Thema hat in den letzten 70 Jahren die Gemüter der Friedensnobelpreisträger*innen mehr bewegt und sie zu gemeinsamem Handeln drängt als die unvorstellbare Zerstörungskraft von Atomwaffen. Keine andere Waffengattung ist so grausam in ihren Auswirkungen und so verheerend in ihren globalen Folgen. Keine andere Waffengattung verstößt so grundlegend gegen unsere Vorstellungen von Menschlichkeit, gegen das internationale humanitäre Völkerrecht und gegen den Wunsch, Zivilisten in bewaffneten Konflikten zu schonen. Keine andere Waffengattung birgt das Potential, innerhalb kurzer Zeit die gesamte menschliche Zivilisation zu beenden – ob aus Absicht oder aus Versehen.

Es ist daher nicht verwunderlich, dass die Friedensnobelpreisträger*innen die Entwicklung der International Campaign to Abolish Nuclear Weapons (ICAN) und die humanitäre Initiative in den letzten Jahren sehr genau beobachtet und unterstützt haben. Anlässlich der aktuellen Verhandlungen über eine Verbotsvertragskonferenz in New York haben wir von Seiten der Internationalen Ärzt*innen für die Verhütung des Atomkriegs (IPPNW) alle Friedensnobelpreisträger*innen gebeten, der Kampagne ihre Stimme und ihr Gesicht zu leihen. Die IPPNW wurden selbst für ihre Bemühungen zur atomaren Abrüstung 1985 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. In Reaktion darauf haben insgesamt 15 Friedensnobelpreisträger*innen zusätzlich ihre Unterstützung für ein Atomwaffenverbot bekundet: vom International Peace Bureau (IPB), einer Friedensorganisation, die 1910 den Friedensnobelpreis erhalten hat, über prominente Preisträger*innen wie der nordirischen Friedensstifterin Mairead Corrigan Maguire (1976), dem ehemaligen südafrikanischen Erzbischof Desmond Tutu (1984), der iranischen Rechtsanwältin Shirin Ebadi (2003), dem ehemaligen südafrikanischen Präsident Frederik Willem de Klerk (1993), der jemenitischen Revolutionärin Tawakkol Karman (2011) und dem ehemaligen Präsidenten Ost-Timors Jose Ramos-Horta (1996) bis hin zum Dalai Lama (1989). In ihrer gemeinsamen Botschaft, die seit einigen Wochen über das Internet verbreitet wird, schreiben sie: „Wenn wir es nicht schaffen, einen Atomkrieg zu verhindern, werden all unsere Bemühungen für Frieden und Gerechtigkeit nichtig sein. Wir müssen Atomwaffen stigmatisieren, verbieten und abschaffen.“

Die gesamte Botschaft, sowie die Bilder und Namen aller unterstützenden Friedensnobelpreisträger*innen und -organisationen findet man auf der Seite http://www.icanw.org/campaign-news/nobel-laureates-urge-nations-to-support-a-ban/

Von Alex Rosen

Veröffentlicht am 22. Dezember 2016

Der Originalartikel kann hier besucht werden