Der chinesische Künstler Ai Weiwei unterstützt Amnesty International beim jährlichen Briefmarathon, der weltweit grössten Menschenrechtskampagne, die heute startet. Hunderttausende Aktivistinnen und Aktivisten in der ganzen Welt sollen sich unter anderem ans Weisse Haus richten und vom amerikanischen Präsidenten Obama die Begnadigung von Edward Snowden fordern.
«Eine Welt, in der sich niemand für Whistleblower und Aktivistinnen stark macht, ist auch eine Welt, in der niemand mehr das Risiko auf sich nimmt, sich für öffentliche Belange oder gegen den Missbrauch von Regierungen einzusetzen. Menschen müssen zusammenhalten und gemeinsam die Gesellschaft verteidigen, in der sie leben wollen», so Edward Snowden.
Der Briefmarathon (Write for Rights) dauert vom 1. bis zum 16. Dezember 2016. Im vergangenen Jahr sind aus über 150 Ländern mehr als drei Millionen Briefe, Faxe, E-Mails, SMS, Tweets und Solidaritätsbotschaften für Menschen im Gefängnis oder in Gefahr verschickt worden. (Hier geht’s zum Briefmarathon)
Amnesty Schweiz greift 2016 fünf exemplarische Fälle von Menschen auf, deren elementare Rechte verletzt worden sind.
- Edward Snowden, USA, Whistleblower: Als Verräter angeklagt, weil er die Massenüberwachung durch die Geheimdienste ans Tageslicht gebracht hat.
- „Shawkan“, Ägypten, Fotojournalist: Inhaftiert und gefoltert, weil er ein Massaker der Polizei fotografiert hat
- Annie Alfred, Malawi: In Lebensgefahr, weil sie ein Albino-Kind ist
- Eren Keskin, Türkei: Angeklagt und mit Gefängnis bedroht, weil sie ihre Meinung frei äussert
- Die indigene Gemeinschaft im „Peace River Valley“, Kanada: Von der Zwangsvertreibung bedroht, weil ein Staudamm gebaut werden soll
Auch 2016 möchte Amnesty International alle Aktivistinnen und Aktivisten ermutigen, mit Briefen, E-Mails oder SMS aus aller Welt von den verantwortlichen Regierungen Schutzmassnahmen gegen Morde an Albinos, die Freilassung von «Shawkan», die Einstellung der Verfahren gegen Eren Keskin, den Stopp des Staudammprojekts im Peace River Valley und die Begnadigung von Edward Snowden zu fordern.
Mit dem Briefmarathon erinnert Amnesty International alljährlich an die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte, die am 10. Dezember 1948 unterzeichnet worden ist. Menschen auf der ganzen Welt schreiben gleichzeitig Hunderttausende von Briefen und E-Mails zugunsten von Personen, die als Gewissensgefangene inhaftiert oder deren grundlegende Rechte schwer verletzt worden sind.
Der Briefmarathon ist gemessen an der Beteiligung die weltweit grösste Menschenrechtskampagne. Im vergangenen Jahr kamen über drei Millionen Briefe, Unterschriften und E-Mails für Opfer von Menschenrechtsverletzungen zusammen. Und der damit generierte öffentliche Druck zeigt Wirkung:
2014 wurden zwei russische Demonstranten und der bekannte weissrussische Menschenrechtsaktivist Ales Bialiatski freigelassen.
2015 leitete Norwegen die rechtliche Anerkennung von Transgender-Menschen ein.
Der in einem unfairen Prozess zum Tode verurteilte junge Nigerianer Moses Akatugba kam nach dem Briefmarathon frei: «Als ich keine Hoffnung mehr hatte, änderte sich meine Situation durch den Briefmarathon. Der Gouverneur begnadigte mich, und die Nachrichten, die ich bekam, überwältigten mich. Ich schöpfte neue Hoffnung.»
Ende Dezember 2015 beschloss das griechische Parlament die rechtliche Anerkennung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften. Im Briefmarathon 2015 hatte sich Amnesty gegen Hassverbrechen an LGBTI und ihre rechtliche Besserstellung eingesetzt.
Ende Februar 2016 erklärte der Justizminister Burkina Fasos den Kampf gegen Zwangsheiraten zur nationalen Priorität und kündigte konkrete Massnahmen an. So soll das Heiratsmindestalter auf 18 Jahre festgeschrieben und der Tatbestand der Zwangsverheiratung in Strafgesetz verankert werden.
Am 23. Februar 2016 ist in den USA Alfred Woodfox nach 40 Jahren Isolationshaft endlich freigelassen worden. Auch für ihn hatte Amnesty sich im Rahmen des Briefmarathons eingesetzt.