Emilia Pasquier ist Direktorin des Forums für Außenpolitik (Forum de politique étrangère), einer Schweizer Ideenfabrik, die das Ziel verfolgt, die BürgerInnen in die Außenpolitik einzubeziehen. Emilia Pasquier betont die Bedeutung der Vernetzung und des Ideenaustausches zwecks Gestaltung der Außenpolitik der Zukunft. Und die Migrationspolitik ist einer der Hauptaspekte derselben.
Milena Rampoldi: Sie definieren sich als eine Ideenfabrik für die Entscheidungsträger der Außenpolitik. Wie würden Sie dies unseren Leserinnen und Lesern erklären?
Emilia Pasquier: Erstens sieht sich Foraus als eine Think Tank im Sinne einer „Ideenfabrik“ und somit als ein Akteur, der Linien entwickelt, die in die Welt der Politik übertragen werden. Aber Foraus ist nicht nur das. Während die traditionellen Think Thank ForscherInnen beschäftigen, die für sie arbeiten, greift Foraus auf die Basis zurück. Das Crowdsourcing-Modell (die Auslagerung traditionell interner Teilaufgaben an eine Gruppe freiwilliger User) versetzt die jungen ForscherInnen in die Lage, sich freiwillig im Rahmen der Think Tank zu engagieren, um ihre Ideen und Vorschläge im Bereich der Außenpolitik der Zukunft zu veröffentlichen. Foraus nimmt auf diese Weise am zivilen Engagement der BürgerInnen im Bereich der Außenpolitik teil.
Erzählen Sie uns von der Geschichte von foraus.ch.
Es gibt uns seit 7 Jahren. 2009 hatte unser Gründer und derzeitiger Präsident Nicola Forster die Kampagne der jungen Parteien zwecks Ausweitung der bilateralen Abkommen geleitet. Diese Erfahrung hat ihm gezeigt, dass es zahlreiche talentierte junge Menschen mit großem Interesse an der Außenpolitik gibt, denen es aber an einer Plattform fehlt, die sie in die Lage versetzt, ihre Ideen zu veröffentlichen. So hat er mit einigen Freunden eine Ideenfabrik ins Leben gerufen. Die Geschichte enthält auch zahlreiche lustige Anekdoten, die Sie gerne hier nachhören können.
Was hat es mit dem Namen Foraus an sich?
Die erste Generation von Foraus liebte Wortspiele. Nach einem langen Brainstorming blieben zwei Vorschläge übrig: die Abkürzung AFFE für „affaires étrangères“ oder FORAUS. Da sich AFFE wegen der deutschen Bedeutung gar nicht eignete, fiel die Wahl (Gott sei Dank) auf Forum Aussenpolitik/Forum de politique étrangère. Der Name spiegelt das wieder, was wir sind, und zwar eine Bottom-Up-Plattform für Außenpolitik.
Wie können wir heute aus der Außenpolitik, die oft mit Kolonialismus und Militarismus in Verbindung gebracht wird, eine positive und konstruktive Arbeit machen, um auf Menschenrechte und Frieden zu fokussieren?
Die Außenpolitik fokussiert auf die Beziehungen zwischen Staaten. Ich glaube nicht, dass die Außenpolitik unter einem „Imagedefizit“ leidet. Im Gegenteil befasst sie sich mit noblen Themen wie der internationalen Zusammenarbeit, der Diplomatie, der Förderung des Friedens und der Wirtschaftsabkommen. Bezugnehmend auf die Schweiz, besteht die Hauptschwierigkeit darin, dass man ihrer Bedeutung Rechnung tragen muss. Die diversifizierten Themen wie die wirtschaftliche Situation in der Schweiz, die Fortschritte im Bereich des Umweltschutzes oder die Gewährleistung der Einhaltung der Menschenrechte sind die zentralen Themen der Außenpolitik. Und die Anzahl der Themen über die internationalen Beziehungen nimmt zu. Denn für die zukünftigen Herausforderungen braucht es einen globalen Ansatz. Somit wird die Kooperation zwischen Staaten zu einer absoluten Anforderung werden – besser gesagt, sie ist es bereits.
Um welche Hauptthemen geht es Ihnen?
Die Situation in der Schweiz spornt uns an, auf drei Hauptthemen zu fokussieren: auf Europa, auf die Migration und auf die nachhaltige Entwicklung. Die Wahl vom 9. Februar 2014 hat unsere Beziehungen zur EU gefährdet. Unsere Autoren haben sich für die Klärung dieser Angelegenheit eingesetzt, indem sie eine elegante Lösung veröffentlicht haben, um aus dieser offensichtlichen Klemme vom 9. Februar herauszukommen. Auch die Migration ist Teil unserer Hauptbemühungen. Im November wird eine Gruppe von Autoren eine Studie veröffentlichen, in der eine Erarbeitung des Dublinsystems vorgeschlagen wird. Schließlich stellt die nachhaltige Entwicklung ein sehr interessantes Thema für uns dar. Denn sie betrifft alle politischen Themen; und die erfolgreiche Meisterung der zukünftigen Herausforderungen wird sehr stark von der Kooperationsfähigkeit unter den Staaten abhängen.
Was hat Foraus bereits erreicht und was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Dank dem unermüdlichen Engagement unserer Freiwilligen haben wir es geschafft, Foraus zu einem wichtigen Akteur im Bereich der Außenpolitik zu machen. Foraus hält Events in der ganzen Schweiz ab. Unsere freiwilligen ForscherInnen können hier ihre Ideen direkt mit den politischen Entscheidungsträgern besprechen. Aber das ist noch nicht alles: auch im Ausland (Liechtenstein, Berlin und Brüssel) entstehen ähnliche Plattformen wie Foraus. Dies versetzt uns in die Lage, global zu denken. Mein größter Wunsch wäre es, ein wahres internationales Netzwerk von Think Tanks von Foraus zu errichten.