„1979 schien das Jahr gewesen zu sein, in dem das Blut nie aufhören wollte, zu fließen.“ WikiLeaks hat am 28. November 2016 mehr als eine halbe Million US-diplomatische Daten aus dem bedeutsamen Jahr „1979“ veröffentlicht.

Der 28. November 2016 kennzeichnet das sechsjährige Jubiläum der Veröffentlichung von US-amerikanischen Datensammlungen auf der Internetplattform von WikiLeaks, berichtet der Gründer und Chefredakteur Julian Assange. Die Enthüllungsplattform erweiterte damit ihre öffentliche Bibliothek mit mehr als über einer halben Million (531.525) diplomatischer US-Datendokumenten aus dem Jahr 1979.

„Diese digitalen Datensammlungen der US-Diplomatie (PLUSD) stammen aus jenem Jahr, welches als das Jahr Null unserer modernen Zeit bezeichnet werden kann, das Jahr 1979“, schreibt Julian Assange als Einführung zu den veröffentlichten Dokumenten auf der Webseite von WikiLeaks. Dazu erläutert er die damalige historische Situation.

Im Nahen Osten entbrannten die iranische Revolution und der saudisch-islamische Aufstand. Der Ägypten-Israel-Konflikt führte mit dem Camp-David-Abkommen nicht zu der erwarteten Regionalmachtdynamik, sondern veränderte das Verhältnis zwischen Erdöl, dem Islamismus und der Welt entscheidend.

Der Aufstand in Mekka verschob dauerhaft Saudi-Arabien in Richtung Wahhabismus und führte zu der transnationalen Verbreitung des islamischen Fundamentalismus und der Destabilisierung Afghanistans. Osama bin Laden verließ seine Heimat Saudi-Arabien in Richtung Pakistan, um die afghanischen Mudschaheddin zu unterstützen.

Die Invasion Afghanistans durch die Sowjetunion wurde seitens Saudi Arabien und der CIA mit Milliarden von US-Dollar für die Mudschaheddin-Kämpfer im Rahmen der Operation „Zyklone“ bekämpft. Damit schürten sie den Aufstieg von Al-Qaida und konnten letztendlich dem Zusammenbruch der Sowjetunion entgegensehen.

1979 verbreiterte sich der „Strom der Islamisierung“ nach Pakistan, wo die US-Botschaft niedergebrannt und Pakistans Premierminister Zulfikar Ali Bhutto hingerichtet wurde.

Die iranische Geiselkrise fand ihren fatalen Fortgang und die Untermauerung durch den US-Präsidenten Jimmy Carter und die Wahl von Ronald Reagan.

Saddam Hussein? Die Machtübernahme war im Jahr 1979.

Eventuell trug der Aufstieg von Al-Qaida zu den Angriffen des 11. Septembers 2001 in den Vereinigten Staaten und damit zu der US-Invasion von Afghanistan und dem Irak bei. Nach mehr als einem Jahrzehnt des Krieges führt dessen Ende die geographische, ideologische und finanzielle Grundlage für die ISIS herbei.  “Die CIA kreierte die ISIS”, sagte Julian Assange.

Die iranische Revolution, die Machtergreifung Saddam Husseins, der nachfolgende Iran-Irak-Krieg sowie die sandinistische Revolution von 1979 in Nicaragua wurden durch die Iran-Contra-Affäre herbeigeführt und resultierten in der Anklage von 12 US-Regierungsvertretern, darunter US-Verteidigungsminister Caspar Weinberger. Unter der Reagan-Regierung wurden Einnahmen aus geheimen Waffenverkäufen an den Iran an die rechtsgerichtete Guerilla-Bewegung der Contras in Nicaragua weitergeleitet, um sie bei dem Contra-Krieg gegen die sandinistische Regierung zu unterstützen.

Die „Eiserne Lady“ Margaret Thatcher gewann die Ministerpräsidentschaftswahlen in Großbritannien. Der von ihr selbst geliebte Spitzname „Eiserne Lady“ (Iron Lady) stammt aus einem Kommentar von Radio Moskau, nachdem sie in einer Ansprache die „bolschewistische Sowjetunion“ scharf attackierte.

Der ANC in Süßafrika fasste den Entschluss, sich militärisch gegen die Apartheid zu widersetzen.

In den Vereinigten Staaten führte die Festlegung der Dreimeilenzone zu einer Abkehr von der Konstruktion und der Entwicklung neuer Kernreaktoren, dagegen stieg die Abhängigkeit vom Erdöl und der Kohle für Jahrzehnte.

Während des SALT-II-Abkommens im Jahr 1979 kam es zu einigen Fortschritten bei der Verringerung der Gefahr eines Atomkriegs. Jedoch wurden diese Hoffnungen durch erneute Nukleartests wieder zunichte gemacht. Die USA beschlossen, ihre Pershing-Atomraketen und die Cruise Missiles in Europa zu stationieren. Ein südafrikanisch-israelischer Atomtest wurde vom amerikanischen Frühwarnsatellitensystem erkannt.

China kam offiziell aus seiner Erstarrung heraus und der Besuch von Deng Xiaoping in den Vereinigten Staaten führte zu einer entscheidenden strategischen Neuorientierung beider Staaten.

„1979 schien das Jahr gewesen zu sein, in dem das Blut nie aufhören wollte, zu fließen. Dutzende von Ländern erlebten Ermordungen, Staatsstreiche, Revolten, Bombardierungen, politische Entführungen und Befreiungskriege“, schrieb Julian Assange in seinen Ausführungen.

Die extremen Anfechtungen des Kalten Krieges im Jahr 1979 fanden in der düsteren Kulturszene dieser Zeit ihren Ausdruck, wie z. B. in dem Song „Highway to Hell“ von AC/DC,  in Francis Ford Coppolas Film „Apocalypse Now“ und im Song „Another Brick in the Wall“ von Pink Floyd.

Aus der Jimmy Carter Ära veröffentlichte WikiLeaks unter der Bezeichnung „Carter Cabeles III“ eine Gesamtkollektion mit 3,3 Millionen US-diplomatischen Dokumenten.