Am 4. Oktober 2016 feierte die Internetplattform WikiLeaks ihren 10. Geburtstag, bei welchem ein Jubiläumsvideo über die Top 10 der Enthüllungen gezeigt wurde, mit einer Pressekonferenz aus Berlin. Bei dieser wurde insbesondere über die vielen Angriffe, denen Wikileaks seit Anbeginn ausgesetzt ist, berichtet.
Übersetzungen aus dem Englischen in Zusammenarbeit mit Birgitta Baum
Die Enthüllungsplattform WikiLeaks sei es gewohnt, aus verschiedenen Richtungen attackiert zu werden und iese Angriffe zeigten oft eine Menge darüber, wie moderne „Machtgruppen“ ihre Positionen und ihre Verbindungen einsetzten, um ihre Lügen und Manipulationen in der Öffentlichkeit aufrechtzuerhalten.
Diese Verleumdungsangriffe seien im Zusammenhang mit den kommenden Wahlen in den USA verschärft worden. Kampagnen, um den Ruf von WikiLeaks zu schädigen, seien durch private Sicherheitsunternehmen wie Palantir, HB Gary and Berico sowie der Bank von Amerika initiiert und vorbereitet worden.
Folgende Taktik kämen dabei zur Anwendung:
- Verfeindete Gruppen schaffen, Fehlinformation verstreuen und eine Story oder Nachrichten über die Aktionen von WikiLeaks erfinden, um sie zu sabottieren oder in Verruf zu bringen.
- Fälschungsdokument erfinden und diese Fälschung in der Öffentlichkeit verbreiten.
- Eigene Enthüllungsgeschichten erfinden
- Eigene Cyberangriffe gegen die Infrastruktur von WikiLeaks, um an die Dokumentendaten der Einsendenden bzw. Quellen zu gelangen.
- Ständige Medienkampagnen einsetzen, um die Aktivisten und deren Anhängerschaft zu radikalisieren und zu verstoßen. Keine Unterstützung für die Aktivisten in der Öffentlichkeit, aber Heucheln eines großen Interesses an der Wahrheit. Zweifel an der Glaubwürdigkeit der veröffentlichten Dokumente schüren.
- Soziale Netzwerke verwenden, um sich selbst zu profilieren und risikoreiches Benehmen der Mitarbeiter identifizieren, um sie auszuschalten.
Im folgenden sind Fragen von Journalisten und Antworten von Wikileaks während der Pressekonferenz zu lesen.
Ist WikiLeaks Spion irgendeiner Regierung, wie z.B. Russlands?
WL: „Nein“
„Die Internetplattform WikiLeaks veröffentlicht verborgene Dokumente von diplomatischer, ethischer und moralischer Bedeutung, die das illegale und unmoralische Verhalten und die kriminellen Machenschaften der Regierungen und Unternehmen aufzeigen. Es betrifft alle Regierungen und Unternehmen, davon ist auch die Regierung in Russland nicht ausgenommen.
WikiLeaks wird ausschließlich von seinen Lesern finanziert und nicht durch öffentliche Mittel, wie z. B. bei der BBC, und auch nicht durch private Stiftungen wie riesengroßen Nichtregierungsorganisationen. Es veröffentlicht Material von öffentlichem Interesse aus Regierungen und Unternehmen und schützt die Identität der Quellen.
WikiLeaks ist weder „Anti-Westen“ oder „Anti-USA“ eingestellt, sie sind politisch neutral. Die Behauptung, dass WikiLeaks sich ausschließlich für den „Westen“ interessiert, ist falsch. Es wurden über 650.000 kritische Dokumente über Russland und die politischen Führung von Vladimir Putin betreffend veröffentlicht. WikiLeaks hat eine zensierte „schwarze Liste“ aus China veröffentlicht. Des Weiteren wurden 2,3 Millionen E-Mails des Regimes von Assad in Syrien aufgedeckt.
Der US-Direktor des nationalen Geheimdienstes, James Clapper, bestätigte selbst, soweit es die US-Geheimdienste betrifft, dass es keinen Beweis dafür gibt, dass Russland die Quelle der DNC-Leaks seien. Es sind reine Medienspekulationen und Wunschvorstellungen, dass möglicherweise Russland hinter den Aufdeckungen stünde, die einer „Hyperventilation“ gleichkommen.
Diese Hyperventilation wird kombiniert mit dem Versuch, WikiLeaks‚ Unabhängigkeit anzugreifen und dient der Ablenkung der Missetaten der offengelegten Enthüllungen des DNC. Es ist ein gefährlicher Trend und erinnert an die McCarthy Ära.“
Versucht WikiLeaks eine Partisanenrolle im US- Wahlkampf zu spielen?
WL: „Nein“
WikiLeaks ist ein Verlag. WikiLeaks stellt ein sicheres Medium für Whistleblower zur Verfügung, um Enthüllungen über Missstände, die von jeder beliebigen Regierung oder privatem Unternehmen begangen wurde, der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Falls wir bedeutende vertrauliche Informationen über Donald Trump oder Hillary Clinton gesammelt haben, die eventuelle Missstände aufzeigen, werden diese veröffentlicht. Sollten wir desweiteren irgendwelche signifikanten Informationen über Machtgruppen oder Kandidaten im global bedeutenden Wahlkampf haben, werden wir diese ebenfalls publizieren.“
Ist jemand durch die Veröffentlichungen von WikiLeaks zu körperlichem Schaden gekommen?
WL: „Nein“
„Trotz endloser Wiederholungen der Phrase, wir hätten „Blut an den Händen„, musste selbst das Pentagon unter Eid zugeben, dass in der Gerichtsverhandlung im Jahre 2013 im Fall von Chelsea Manning in den Vereinigten Staaten, keine einzige Person ausfindig gemacht werden konnte, die durch die Veröffentlichungen von WikiLeaks oder durch die US diplomatischen Depechen von Chelsea Manning zu Schaden gekommen ist.
Das Pentagon hat keine Mühen gescheut, jemanden ausfindig zu machen, der körperlichen Schaden genommen hätte, um WikiLeaks politische und moralische Rückendeckung zu schmälern. Sie konnten keinen einzigen Fall belegen.“
Haben die verantwortlichen Personen die Gabe verloren, politische Verantwortung zu tragen?
WL: „Ja.“
Waren einige Amtspersonen extrem peinlich?
WL: „Ja.“
Sind einige Botschafter in anderen Ländern dazu befragt worden?
WL: „Ja.“
Haben einige Leute in Ausübung ihrer Verantwortlichkeit ihre Jobs verloren?
WL: „Ja.“
Ist es für einige Regierungen schwerer geworden, heimliche Operationen durchzuführen, die zivilen Ungehorsam erzeugen?
WL: „Ja.“
Aber sind Personen durch die Veröffentlichungen von WikiLeaks zu Schaden gekommen?
WL: „Nein.“
Veröffentlichte WikiLeaks Details von zahlreichen türkischen Wählerinnen?
WL: „Nein“
„Berichte, die besagen, dass wir Daten türkischer Frauen im Wahlkampf veröffentlicht haben, sind falsch. WikiLeaks hat diese Datenbank nicht veröffentlicht. Jemand anderes hat es getan. Was WikiLeaks veröffentlichte, waren E-Mails der führenden türkischen Partei AKP, der Gerechtigkeits- und Entwicklungspartei, die die politische Macht hinter dem Präsidenten des Landes, Recep Tayyip Erdoğan ist, der kürzlich das Gerichtswesen, das Bildungswesen und die Presse „säuberte“ und Zehntausend verhaften oder aus ihren Ämtern entlassen ließ.“
Hat WikiLeaks Besucher ihrer Webseite mit „Schadsoftware“ wie Viren, Würmern, Trojanern oder Spyware etc. belastet?
WL: „Nein.“
„WikiLeaks veröffentlichte Beweise, dass Schadsoftware benutzt wurde, um die türkische Regierung vor dem fehlgeschlagenen Staatsstreich zu attackieren.
Viren, Würmer, Trojaner – Schadsoftware ist der Überbegriff für feindselige Computerprogramme, die erheblichen Schaden anrichten. Diese Schadsoftware arbeiten innerhalb des E-Mail-Verkehrs, nicht auf unseren Webseiten.
Die Leserinnen und Leser von WikiLeaks gehen kein Risiko ein, es sei denn, sie laden die Anhänge der Dateien, ohne die Warnungen zu beachten, herunter und öffnen diese auf ihrem Desktop. Das gleiche Risiko besteht allerdings für die meisten Dateien mit exe oder doc, die man irgendwo aus dem Internet herunter lädt oder per E-Mail empfängt.
Wir teilen unseren Lesern mit, wenn Dokumente und Programme Schadsoftware enthalten.“
Hat WikiLeaks kürzlich etwas über Schwule in Saudi Arabien herausgebracht, das sie in erhöhte Gefahr gebracht hat?
WL: „Nein.“
„Das Material, welches als Saudi Cabels im Juni 2015 veröffentlicht wurde, umfasst vertrauliche Regierungsinformationen. Es handelt sich um Daten, die die saudische Regierung schon besaß, einschließlich des Beweises der Verfolgung von Minderheiten in der Bevölkerung.
Die Veröffentlichung bestätigt die weitreichende saudische Bestechlichkeit der Medien, ihre Waffenanhäufungen, ihr brutales Vorgehen gegenüber ihrer eigenen und der jeminitischen Bevölkerung, wie die Fakten unter der Bezeichnung „Kontrollieren und Neutralisieren“ von WikiLeaks aufzeigen.
Es zeigte auch die Handelsbeschneidungen und die Strategie, mit der US-Amerikaner und Engländer beeinflusst werden, um Saudi Arabien eine Schlüsselposition im UN-Sicherheitsrat zu ermöglichen.