Eine kleine Zusammenfassung, wo DiEM25 heute steht: Die Bewegung hatte ihren Auftakt letzten Februar in Berlin, worauf zwei weitere wichtige Anlässe im Frühling folgten: der Start der DiEM25 Transparenzkampagne in Rom und der Versammlung über Flüchtlinge und Migranten in Wien. Im Sommer organisierte sich DiEM25: es kam zur rechtlichen Etablierung als internationale nichtkommerzielle Organisation, Tausende ihrer Mitglieder über ganz Europa entwickelten gemeinsam die Organisationsgrundlagen und stimmten darüber ab, das Team, das die Aktivitäten leiten und koordinieren soll (der Beratungsausschuss und das Koordinierungskollektiv), wurde gewählt, und die Nominierung für das beschlussfassende Gremium eröffnet.
Aber in den Sommertagen von DiEM25 ging es nicht nur um interne Prozesse! Während der ganzen Jahreszeit wurden Aktionen und Anlässe durch unsere Freiwilligen und Aktivisten in den verschiedensten Ecken der Union auf Basis des DiEM25 Manifest durchgeführt. Diese Freiwilligen und Aktivisten machen die Bewegung der DSG’s (DiEM25 Spontan-Gemeinschaften) aus, als essentielle Graswurzelelemente um den länderübergreifenden Kampf zur Demokratisierung der Europäischen Union von unten nach oben zu führen.
In den Wochen nach der Gründung von DiEM25 schrieben sich schnell mehr als 17’000 Mitglieder auf der Webseite ein. 70% dieser Mitglieder stellten sich als Freiwillige zur Verfügung. „Wir entschieden uns, dass wir unseren Mitgliedern weitgehend die Autonomie geben, lokale DSG’s zu gründen, um Anlässe und Diskussionen in praktisch jeder Stadt der EU und darüber hinaus zu veranstalten,“ sagt Judith Meyer, Koordinatorin der DiEM25-Freiwilligen. „Das war die absolut richtige Entscheidung. Dank der Arbeit der DSG’s ist DiEM25 nun in der Lage, an vielen Orten präsent zu sein, um den Sorgen der Leute über weite Teile von Europa zuzuhören und darauf zu reagieren,“ fährt sie fort, während sich die Anzahl der DiEM25-Mitglieder rapide der 30-tausender Marke nähert.
Es ist in der Tat inspirierend zu sehen, was verschiedene Gemeinschaften dieser immer noch jungen Bewegung in einer solch kurzen Zeit bereits erreichen konnten. Um dieses Phänomen besser zu verstehen, betrachten wir drei unterschiedliche Gemeinschaften und ihre bisherigen Fortschritte.
Amsterdam: Fokus auf Debatten und die politische Arbeit
Virginia Alvarez von der Amsterdamer DSG teilte mit mir einige ihrer Höhepunkte. Einer davon war die motivierende Diskussion zu einigen der Grundpfeiler von DiEM25 mit Saskia Sassen (die berühmte Soziologin, die bekannt für ihre Analysen der Globalisierung und der internationalen Migration ist; Mitglied des DiEM25 Beratungsausschuss [BA]). Saskia traf die Gruppe nach ihrer Rede „Redesigning the democratic institutionalisation“ in einer ausverkauften Amsterdamer Lokalität.
DSG Amsterdam Mitglieder treffen sich mit Saskia Sassen.
Während Diskussionen um die Richtlinien zwischen dem DiEM25 BA und Mitgliedern sicherlich motiviert und zu einer soliden strategischen Arbeit führen, war das wahrlich Erstaunliche für mich, von der Errichtung von DiEM25 Citizen University Amsterdam (DCU) zu erfahren: ein Ort für den intellektuellen Austausch, Debatten und Brainstorming über das Europa, in dem wir leben wollen.
Die Freie Universität stellt großzügig Lokalitäten zur Verfügung für regelmässige Seminare zu den Themen wie Transparenz, TTIP und Demokratie, DiEM25’s ‘European New Deal’ und mehr. Diese Seminare werden von DiEM25 Mitgliedern und externen Referenten geleitet, sind gratis und für alle offen. Übereinstimmend mit dem Ziel der Bewegung, Vielfalt zu begrüssen, sind die Teilnehmer der Seminare auch sehr diversifiziert.
Treffen mit Yanis Varoufakis.
Zu guter Letzt machte Yanis Varoufakis einen Zwischenhalt in der niederländischen Hauptstadt, was ihm die Möglichkeit gab, sich mit Mitgliedern der Bewegung zu treffen, um ein entspanntes, aber gegenseitig bereicherndes Gespräch zu haben.
Barcelona: auf Mission DiEM25 auszudehnen
Auf unser Europatour von DiEM25 DSGs in Richtung Süden erreichen wir Barcelona. Diese Gruppe, die sich zum ersten Mal im Juni, während Varoufakis‘ Besuch in der ‚Rebellenstadt‘ traf, fokussiert sich nun darauf, sich zu organisieren und um die politischen Inhalte zu diskutieren und zu entwickeln. Nicht, dass ein falscher Eindruck entsteht! Hier findet man wahre Aktivisten. Über Skype mit Emma Igual, eine der zwei Koordinatoren der DSG Barcelona, plaudernd, erzählte sie mir, dass sie krank zuhause ist. Ich entschuldigte mich, ihr Unannehmlichkeiten zu bereiten, aber sie winkte ab und sagte mir, mich nicht zu sorgen: „Es hält mich davon ab hier zu sitzen und wütend zu werden.“
Die Barcelona Gemeinschaft hat 20 regelmässige Mitglieder, die sich treffen und rund 15 weitere, die online mitmachen. Sie haben verschiedene Komitees aufgestellt, die sich um verschiedene organisatorische Angelegenheiten kümmern (Kommunikation und soziale Medien, Videoproduktion, Planung von Anlässen, etc.), wie auch eine Arbeitsgruppe, die sich darauf fokussiert, Inhalte der Progressiven Agenda für Europe von DiEM25 zu entwickeln. „Diese Arbeitsgruppen trafen sich zuerst wöchentlich, aber wir realisierten, dass wir zu schnell vorpreschten und langsamer werden mussten. Nun treffen wir uns alle zwei Wochen.“ sagt Emma. Ich konnte ihre Energie und Enthusiasmus in ihren Worten förmlich spüren.
DSG Barcelona bei der Arbeit.
Für mich ist die DSG Barcelona Meister, wie sie sich um neue Mitglieder kümmert und versucht das Freiwilligen-Netzwerk von DiEM25 auszudehnen. Sie haben ein „Willkommenspaket“ für neue „DiEMer“ zusammengestellt und werden bald ein Einführungsvideo über DiEM25 veröffentlichen.
Während sie weiter wachsen und ihre Gruppe festigen, haben die Leute hinter der Barcelona DSG begonnen nach weiteren Personen in Katalonien zu suchen (off- und on-line), die daran interessiert sein könnten eine DSG in ihrer eigenen Stadt zu eröffnen, um sie dabei zu unterstützen. So dürfen wir damit rechnen, dass wir schon sehr bald neue DSGs in Girona, Tarragona und anderen Orten haben werden. Mit den neulich gegründeten DSGs in anderen Spanischen Städten wie Madrid und Oviedo, ist die DSG Barcelona aktiv engagiert, ihre Erfahrungen zu teilen und zu helfen, die Bewegung über Katalonien hinaus wachsen zu lassen.
Barcelona DSG an der Menschenkette gegen TTiP, CETA und TISA.
Ich fragte Emma über ihre Aktivitäten. „Wir müssen die Debatten unterstützen, die die Leute interessieren,“ sagt sie. „Die Themen unserer Bewegung müssen in Beziehung zu den Sorgen der normalen Bürger stehen.“ Mit diesem beschäftigt zu sein, haben sie eben erst damit begonnen solche Debatten umzusetzen, aber auch an der sehr erfolgreichen Menschenkette gegen TTIP, CETA und TISA vor einigen Wochen teilgenommen. Viele Leute haben während dieser Demonstration die DSG angesprochen, um mehr Informationen über DiEM25 zu erhalten. ATTAC (Vereinigung zur Besteuerung von Finanztransaktionen im Interesse der BürgerInnen) benutzte die Gelegenheit um die DSG in ihr Hauptquartier einzuladen, um deren Mitgliedern die Aktivitäten der Bewegung vorzustellen und um sie gegen Ende des Oktobers einzuladen, an einer Europäischen Wirtschaftskonferenz teilzunehmen. Auch die beiden DSG-Barcelona-Koordinatoren Emma Igual und Marc Almagro werden am Ende des Jahres einen Vortrag zum Thema „Europas Krisen und die Zukunft der Union“ am „Repensem Europa“ (Europa Neu Durchdenken) des Aktivisten Training der Europäischen Grünen geben.
Südböhmen: Mitmachen im Kampf gegen Nationalismus und Fremdenfeindlichkeit
Zeit die Mitte Europas, genauer den Süden der Tschechischen Republik zu besuchen, wo die südböhmische DSG beheimatet ist. Acht Mitglieder treffen sich regelmässig in der Stadt České Budějovice. Sie sind hauptsächlich politische Aktivisten die von der ProAlt-Bewegung kommen (eine Initiative, die die Regierungsreformen und Austeritätsmaßnahmen kritisch verfolgen), Mitglieder der früheren lokalen Koalition „Together“, welche an den letzten Kommunalwahlen kandidierten, wie auch lokale Mitglieder der Piraten- und Grünen Partei.
Antonín Hořčica, Koordinator DSG Südböhmen.
„Wir stellten fest, dass die Lösung der aktuellen Probleme auf nationaler und Europäischer Ebene ohne Zusammenarbeit innerhalb der EU nicht möglich ist. Uns stört auch die aktuelle negative Atmosphäre, welche Fremdenfeindlichkeit und eine anti-Europa Stimmung beinhalten. Das DiEM25 Manifest bringt hier eine positive Vision, die sehr nahe an unserer Art zu denken ist,“ sagt Antonin, bezugnehmend auf die brutale Attacke von Neofaschisten anfangs September auf unser DiEM25 Mitglied Alena Krempaská. Der Angriff ist ein trauriges Beispiel dafür, dass wir in Europa eine humanistische und progressive Vision benötigen.
Die südböhmische Gemeinschaft begann ihre Aktivitäten mit dem Übersetzen des Manifests und anderen wichtigen DiEM25 Dokumenten in tschechisch. Sie engagierten sich in der Kampagne “Transparency in Europe now!” und nahmen an der Versammlung vom letzten Mai in Wien teil. Ein wesentlicher Fokus der DSG ist das Netzwerken mit anderen Organisationen und DiEM25 Mitglieder verteilen sich über das Land, um die Bildung von neuen DSGs zu fördern.
Debatte über die europäische Integration, organisiert von der Südböhmischen DSG mit Unterstützung der Ökumenischen Akademie.
Sie packten die Gelegenheit am Schopf, an verschiedenen öffentlichen Debatten für DiEM25 zu werben, wie zum Beispiel an der Sommerakademie der Grünen Partei und in einer öffentlichen Lesung in Budějovice über die Abhängigkeit der tschechischen Wirtschaft von multinationalen Konzernen. Sie leisten einen wertvollen Beitrag dazu, DiEM25 in Zentral- und Osteuropa zu stärken.
Dies sind nur wenige Beispiele von Aktivitäten von DiEM25 Mitgliedern über ganz Europa und wie DSGs zum Aufbau eines Europas der Menschen beitragen:
Von Reto Thumiger, DSG Nachrichtenredaktor
Der Originalartikel kann hier besucht werden