PRO ASYL verleiht Menschenrechtspreis 2016 an Father Mussie Zerai
Vor rund 200 Teilnehmenden zeichnete die Stiftung PRO ASYL Mussie Zerai mit ihrem Menschenrechtspreis 2016, der PRO ASYL-Hand, aus. Der eritreische Priester und Flüchtlingshelfer kümmert sich seit Jahren um die Rettung von Flüchtlingen aus Seenot.
„Ich möchte meine Stimme für die Menschen erheben, die keine Stimme haben“, sagte Mussie Zerai in seiner Dankesrede. Er warnte vor einer Zerstörung des europäischen Traums, eine Oase für Menschenrechte und soziale Gerechtigkeit zu sein. In seiner Dankesrede prangerte Zerai die gnadenlose Abschottungspolitik der Europäischen Union an. „Europa zahlt afrikanischen Despoten Geld, damit sie die dreckige Arbeit für die EU verrichten.“ Der EU-Türkei-Deal diene da als Vorbild für weitere Deals, unter anderem mit despotischen Regimes wie Sudan oder Eritrea. Die vielen Flüchtlinge, die bei den lebensgefährlichen Überfahrten im Mittelmeer regelmäßig zu Tode kommen, seien die „Frucht einer kranken Beziehung zwischen dem Norden und Süden der Welt“.
Zerais Engagement für Flüchtlinge geht über unmittelbare humanitäre Hilfe hinaus. „Jeder weitergeleitete Notruf, den er empfängt, jeder fehlgeschlagene Rettungsversuch, ist für ihn Anlass, öffentlich seine Stimme zu erheben und Politikerinnen und Politiker in Europa an ihre Verpflichtung zum Flüchtlingsschutz zu erinnern“, betonte PRO ASYL-Vorsitzender Andreas Lipsch.
Laudator und Journalist Maximilian Popp würdigte das Engagement von Zerai. Zerai sei „ein Lebensretter, ein Vorkämpfer für Mitmenschlichkeit und Gerechtigkeit“, dessen Beispiel alle Bürger folgen sollten, „denen etwas an einer offenen, solidarischen Gesellschaft liegt“, sagte Popp und rechnete zugleich mit der europäischen Flüchtlingspolitik ab: „Das Massensterben der Flüchtlinge an Europas Außengrenzen ist kein Unglück, sondern das direkte Ergebnis europäischer Politik. Das Grundgesetz und die europäische Grundrechtscharta versprechen Menschen, die vor Krieg oder Verfolgung fliehen, Schutz. Doch die EU-Mitgliedstaaten torpedieren dieses Recht seit Jahren.“ Während im Norden der Welt – in Europa – endlos darüber verhandelt wird, wie man die Anlandung von Flüchtlingsbooten aus dem Süden am effektivsten verhindern könnte, nimmt Father Zerai Notrufe von eben diesen Booten entgegen und veranlasst die Rettung der verzweifelten Passagiere.
Der mit 5.000 Euro dotierte Menschenrechtspreis der Stiftung PRO ASYL wird seit 2006 vergeben. Mit ihm werden Persönlichkeiten geehrt, die sich in herausragender Weise für die Achtung der Menschenrechte und den Schutz von Flüchtlingen einsetzen. Er wird jährlich verliehen.