Am Freitag, 5. August fand in Rio de Janeiro die Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele statt. Die Stadt war Schauplatz von Massenprotesten gegen den Interimspräsidenten Michel Temer und den laufenden Putsch, den Brasilien derzeit durchlebt.
Trotz der guten Stimmung wegen den Olympischen Spielen gingen Aktivisten auf die Straßen der Copacabana, um gegen Michel Temer zu demonstrieren. Das Motto lautete: „Weg mit Temer! Gegen die Einschränkung unserer Rechte! Gegen olympische Katastrophen aller Art!“.
Die Zahl der Demonstranten gegen die Unrechtmäßigkeit des Amtsenthebungsverfahrens der Präsidentin Dilma Rousseff wird auf 30.000 geschätzt. Die Volksbewegungen haben auch gegen die Rückschritte der neuen Regierung protestiert, zum Beispiel die Senkung der öffentlichen Ausgaben und die Abschaffung von Arbeitsrechten.
Die Vermeidung der Pfiffe
Die Medien haben im Laufe der Woche darüber berichtet, dass die Strategie darin bestehe, eine technische Bearbeitung des Tons während Michel Temers Rede durchzuführen, um das Geräusch der Pfiffe zu überdecken. Das war aber nicht nötig, denn der illegitime Präsident, der die Hilfe der technischen Bearbeitung während der Pausen seiner Rede bekommen hätte, hat nicht einmal gewollt, dass seine Anwesenheit angekündigt werde.
Vor der Entzündung der Fackel musste Temer die Olympischen Spiele für eröffnet erklären. Das hat er so schnell wie möglich getan aber nicht ohne ein Pfeifkonzert.
Epidemie von Plakaten und Schildern
Nicht nur auf den Straßen musste sich die putschistische Regierung mit den Demonstrationen in Verteidigung der Demokratie herumschlage. Sehr viele Plakate gegen Michel Temer wurden am 3. Und 4. August während den Frauenfußballspielen in die Höhe gehalten.
Als Reaktion darauf warnte die Regierung, dass die Demonstranten die Konsequenzen daraus tragen werden. In einem schon weit verbreiteten Video verweist das Sicherheitspersonal auf das Verbot.
Nach der Reaktion der Interim-Regierung und dem Polizeibefehl, dass das Sicherheitspersonal die politischen Demonstrationen verhindern sollen, ist es unsicher, ob die weitere freie Verbreitung von Fotos über die sozialen Medien möglich sein wird.
Am Donnerstagabend, 4. August hat der brasilianische Musiker und Vertreter der MPB Chico Buarque seine Unzufriedenheit mit der neuen Regierung zum Ausdruck gebracht, als er auf einer künstlerischen Veranstaltung gegen Temer das Lied „Dir zum Trotz“ sang. Es handelt sich dabei um ein bedeutendes Protestlied, welches seit der diktatorischen Periode in den siebziger Jahren nicht mehr gesungen wurde. Besondere Bedeutung kommt der Textstelle zu, die heute Michel Temer gewidmet ist: „Dir zum Trotz wird morgen ein neuer Tag anbrechen“.
Geschrieben von Felipe Bianchi
Übersetzt aus dem Portugiesischen von Daniella Bianchi
Studienzentrum für alternative Medien “Barão de Itararé”