Heute Nacht um 4:05 lokaler Zeit landete das Solarflugzeug Solar Impulse 2 (Si2) in Abu Dhabi, von wo es vor einem Jahr, am 9. März 2015, startete. Es ist das erste Flugzeug, das frei von Emissionen die Erde umrundet und damit Hoffnung auf saubere Technologien für unsere zukünftige Mobilität weckt.
Die beiden Schweizer Bertrand Piccard und André Borschberg könnte man von Beruf am ehesten als Abenteurer und Visionäre bezeichnen, obwohl sie ein gelernter Arzt und ein Ingenieur sind. “Dies ist nicht nur eine Premiere in der Geschichte der Luftfahrt, es ist vor allem eine Premiere in der Geschichte der Energie. Ich bin sicher, dass wir innerhalb der nächsten zehn Jahre elektrische Flugzeuge mit 50 Passagieren auf Kurz- und Mittelstreckenflügen sehen werden“, verkündet Bertrand Piccard, als er heute Morgen in Abu Dhabi das Flugzeug verlässt, und fügt hinzu, dass dieselbe Technologie auch am Boden für eine Halbierung der CO2 Emissionen sorgen könnte. „Solar Impulse ist erst der Anfang!“
Die Reise führte in 17 Etappen über Asien, den Pazifik, die USA, den Atlantik, das Mittelmeer und den Mittleren Osten. Das Flugzeug kann tagsüber genug Energie tanken, um die Nächte durch zu fliegen. So dauerte der längste Abschnitt über den Pazifik fünf Tage und Nächte, was im übrigen auch die längste Dauer für ein einzelnes Flugzeug in der Luft überhaupt ist.
Die beiden Pioniere sind ein gutes Team. Während Piccard die Idee hatte, Partner und Sponsoren zusammenbrachte und die Öffentlichkeitsarbeit machte, war Borschberg der Techniker, der mit seinem ambitionierten Team etwas möglich machte, was viele Experten für nicht ausführbar hielten. Beide sind sie erfahrene Piloten und flogen abwechselnd das Solarflugzeug. Der Flug zeige nicht nur, dass es möglich sei, solarbetrieben zu fliegen, er habe auch die Robustheit des Systemes bewiesen. „Eine Etappe mit einem komplett neuen Typ von Flugzeug zu fliegen ist schwierig genug, aber um die Welt damit zu fliegen ist eine echte Herausforderung. Es ist mehr als eine Vorführung, es ist die Bestätigung, dass diese Technologien wirklich sicher und zuverlässig sind“, sagt Borschberg.
Auch Ban Ki Moon, der UNO Generalsekretär, der noch vor ein paar Stunden mit Piccard telefoniert hatte, sagte: „Solar Impulse ist mehr als 40 000 Kilometer geflogen, ohne Benzin, aber mit einer unerschöpflichen Quelle an Energie und Inspiration. Dies ist ein historischer Tag für Captain Piccard und das Solar Impulse Team, aber auch für die gesamte Menschheit. Sie mögen ihre Weltumrundung heute beenden, aber die Reise zu einer nachhaltigeren Welt beginnt erst. Das Solar Impuls Team hilft uns, uns zu dieser Zukunft zu fliegen.“
Piccard möchte nun mit der Gründung eines Internationalen Komitees für saubere Technologien die globale Implementierung energieeffizienter Lösungen voranbringen, die Expertise stärken und neue innovative Projekte auf den Weg bringen. Die Idee ist, die Hauptakteure im Bereich der sauberen Technologien neu aufzustellen, um unabhängige und glaubhafte Expertise für die Energiepolitik der Regierungen und Konzerne zur Verfügung zu stellen. Währenddessen soll die solarbetriebene Luftfahrt weiter entwickelt werden. “Solar Impulse ist natürlich sehr gut aufgestellt, um zur nächsten Generation von bemannten und unbemannten elektrischen Flugzeugen beizutragen. Indem wir die Ingenieursfähigkeiten und Expertise ausnutzen, die wir über das vergangene Jahrzehnt erworben haben, können wir fortfahren, zu konkreten Innovationen und umwälzenden Lösungen zu ermutigen,” erklärt André Borschberg.
Abenteuerliche Unternehmungen wie dieses sind sehr wichtig, um bestimmte Technologien voranzubringen, an die sich die großen Entwicklerfirmen nicht herantrauen. Dafür sind leidenschaftliche Visionäre notwendig. In seinem 2004 geschriebenen „Manifest für saubere Technologien“ (manifesto for clean technologies) erklärt Bertrand Piccard, dass es sein Ehrgeiz sei, “Träume und Emotionen wieder in das Herz des wissenschaftlichen Abenteuers zu setzen.”