Gerüchte über die endgültige Entscheidung zur Evakuierung von Idomeni gingen seit zwanzig Tagen um. In der Zwischenzeit führte das Gesundheitsministerium noch eine freiwillige Impfkampagne durch in Kooperation mit NGOs, die sich mit der Gesundheitsversorgung beschäftigen. Die Polizei evakuierte gestern in der Morgendämmerung mehr als 2000 Menschen und schickte Bulldozer, die die Zeltstadt zerstören sollen. Dieses provisorische Camp diente ungefähr 10000 bis 12000 Asylsuchenden als Unterkunft, die in der Falle saßen, als die Mazedonisch-Griechische Grenze im März definitiv geschlossen wurde. Sie warteten immernoch auf eine positive Entwicklung, sogar nachdem das EU-Türkei Abkommen in Kraft getreten ist. Einige von ihnen versuchten sogar erfolglos, die Grenze zu überqueren, aber wurden von bewaffneten mazedonischen Einsatzkräften geschlagen und zurück nach Griechenland geschickt.
Schliesslich wurden sie am Dienstag in Busse gesetzt und zu Unterkünften gefahren, die von der Armee und den lokalen Behörden aufgebaut worden waren, während die Regierung versprach, den ganzen Bereich mit den verbleibenden 6500 Menschen innerhalb der nächsten Woche zu räumen. „Die Regierung wird keine Gewalt einsetzen. Es ist eine sehr große Operation und alles muss sicher durchgeführt werden“, sagte George Kyritsis, der Regierungssprecher für Immigration. Nach Aussagen von Menschen der Solidaritätsbewegung, die so nahe wie möglich dran blieben, verbreitete die Polizei Angst und setzte in einigen Fällen Tränengas ein. Das kann man auch in einem 10minütigen Video sehen, welches die Griechische Polizei gestern veröffentllichte. Mehr als 700 Polizeibeamte sowie ein Hubschrauber wurden nach offiziellen Informationen in dieser Operation eingesetzt.
Desweiteren wurden über das Wochenende alle NGOs aus diesem Gebiet entfernt. Die sogenannte Solidaritätsbewegung, die auch auf der Seite der Tausende Menschen in Idomeni war, wurde ebenfalls gebeten, den Ort zu verlassen. Keine Journalisten waren erlaubt, mit Ausnahme einiger ausgewählter Medien, während alle anderen den Einsatz nur aus einer Distanz von 6 km verfolgen konnten.
Die aktuellen Polizeiberichte sprechen von 60 Flüchtlinge, welche einige Stunden später mit unbekannter Destination vom Derweni Camp entfernt wurden.
Ein Ärztin von Ärzte ohne Grenzen, die sehr nahe dabei war, berichtete nach ihrer Schicht: „Was mich am meisten schockierte waren die leeren Gesichter. Die Menschen sahen aus, als hätten sie alle Hoffnung verloren.“