Die führenden internationalen Vereinigungen, die weltweit Ärzte, Mitarbeiter des öffentlichen Gesundheitswesens und Pflegepersonal repräsentieren, erklärten einer ausserordentlichen Arbeitsgruppe der UNO, dass die medizinischen und wissenschaftlichen Erkenntnisse zu den Auswirkungen von Atomwaffen die dringende Massnahme erforderlich machen, diese zu verbieten und zu vernichten, und bezeichnen das als „den einzigen Weg, der realen Gefahr, die sie darstellen, angemessen zu begegnen“.
Die Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges (International Physicians for the Prevention of Nuclear War, IPPNW), der Weltärztebund (World Medical Association, WMA), der Weltverband der Vereinigungen öffentlicher Geundheitswesen (World Federation of Public Health Associations, WFPHA) und der internationale Rat der Pflegekräfte (International Council of Nurses, ICN) haben der UN Arbeitsgruppe (Open-ended Working Group, OEWG), die diese Woche ihre Hauptversammlung in Genf abhält, um darüber zu entscheiden, welche neuen legale Werkzeuge notwendig sind, um atomare Abrüstung zu erreichen, ein gemeinsames Arbeitspapier vorgelegt – „Der Gesundheits- und humanitäre Standpunkt, Atomwaffen zu verbieten und zu vernichten“. Die OEWG wird später in diesem Jahr der UNO Hauptversammlung ihren Bericht vorlegen.
Das Arbeitspapier fasst die Fakten, die bei drei internationalen Konferenzen über die humanitären Auswirkungen von Atomwaffen präsentiert wurden, zusammen und betont dabei:
- Ein Nuklearkrieg mit Waffen existierender Arsenale könnte mehr Menschen innerhalb weniger Stunden töten als während des gesamten Zweiten Weltkrieges getötet wurden.
- Radioaktiver Niederschlag verbleibt in der Umwelt und verursacht Krebs und andere Krankheiten über viele Generationen hinweg.
- Weniger als 1 % der Atomwaffen, die momentan in der Welt sind, könnten das globale Klima stören und eine nukleare Hungersnot auslösen.
- Die tausende Waffen in den größten Arsenalen der Welt könnten einen globalen ökologischen Kollaps hervorrufen und zu einem nuklearen Winter führen.
- Eine sinnvolle medizinische und humanitäre Antwort, um den Überlebenden nuklearer Konflikte zu helfen, ist unmöglich.
Die vier Verbände sagten den Teilnehmern der OEWG, dass sie “eine einzigartige Gelegenheit und gemeinsame Verantwortung haben, die Führung in der atomaren Abrüstung zu übernehmen, indem sie das Ziele neu formulieren als ein auf humanitären Gründen basierenden Prozess für die Ächtung und Abschaffung von Atomwaffen.“ Sie drängen die OEWG, „auf der Notwendigkeit eines neuen Abkommens zu bestehen, das … Nuklearwaffen ausdrücklich aufgrund ihrer nicht akzeptablen Konsequenzen verbietet.“
IPPNW, ein parteiloser Verbund nationaler Medizinergruppen aus 64 Ländern, erhielt 1985 den Nobelpreis für seine Anstrengungen, die Regierungen der USA und der Sowjetunion über die Konsequenzen eines Atomkrieges aufzuklären. Co-Präsident Tilman Ruff sagte, es sei das erste Mal, dass die führenden internationalen Verbände der Professionellen der Gesundheitsbranche die Gefahr der Atomwaffen mit vereinter Stimme ansprechen. „Wir haben alle schon seit vielen Jahren unsere Besorgnis über die Atomwaffen ausgedrückt,“ sagte Ruff. „Die Tatsache, dass wir nun zusammenkommen, um Massnahmen für die Abrüstung zu fordern, ist beispiellos und erhöht das Alarmsignal für die nicht akzeptable Gefahr, die eine Handvoll Staaten der gesamten Welt aufzwingt. Wir haben die berufliche Verpflichtung, das zu verhindern, was wir nicht heilen oder behandeln können.“
Der WMA, 112 nationale, medizinische Organisationen umfassend, hat wiederholt Atomwaffen verurteilt und zu ihrer Ächtung und Vernichtung aufgerufen. „Selbst ein begrenzter Nuklearkrieg“ sagte der Präsident, Professor Sir Michael Marmot, „würde immenses menschliches Leid und Tod bringen, zusammen mit den katastrophalen Effekten auf das Ökosystem der Erde, welche in der Folge die Welternährung über Jahrzehnte einbrechen lassen würde und Milliarden von Menschen der Gefahr des Hungertodes aussetzen würde.“
Michael Moore, gewählter Präsident der WFPHA, einer internationalen Nichtregierungsorganisation, die mehr als 100 multidisziplinäre, nationale Organisationen des öffentlichen Gesundheitswesens umfasst, fügte hinzu, dass die Gefahren der öffentlichen Gesundheit durch die jahrzehntelangen Nuklearwaffentests in der Atmosphäre und unter der Erde nur ein Aspekt einer viel ernsthafteren Bedrohung seien. „Es ist an der Zeit, dass unsere Präsidenten und Premierminister und Politiker auf der ganzen Welt die Führung übernehmen und aktiv werden,“ sagte Moore. „Es ist längst Zeit, die Welt zu befreien von dieser Gefahr für Gesundheit und Wohlergehen der Bürger überall.“
Frances Hughes, Geschäftsführender Direktor des ICN, in welchem mehr als 130 nationale Pflegeverbände zusammengeschlossen sind, die weltweit mehr als 16 Millionen Pflegekräfte repräsentieren, sagte: „Der ICN verabscheut den versehentlichen oder beabsichtigten Gebrauch von nuklearen, chemischen, biologischen und konventionellen Waffen und Landminen, da diese alle die Gesundheit schädigen und das Überleben bedrohen. Der Pflege innewohnend ist der Respekt für das Leben und die Würde der Menschen; daher haben Pflegekräfte die Verantwortung, sich für die Beseitigung jeglicher Gefahr für Leben und Gesundheit einzusetzen.“
Das Arbeitspapier ist verfügbar bei www.ippnw.org oder kontaktieren Sie johnatippnw@gmail.com