Die Welt schaut im August und im September einmal mehr auf Rio de Janeiro. Dann nämlich ist sind die Olympischen Spiele dort erstmals zu Gast auf dem südamerikanischen Kontinent. Medaillen wird es geben, strahlende Sieger, stolze Funktionäre. Doch was ist, wenn der Spuk vorüber ist, das Spotlight aus und die Megastadt wieder alleine mit ihren zahlreichen Problemen dasteht?
Damit auch die Menschen der Stadt über die Spiele hinaus etwas davon haben, hat das bischöfliche Hilfswerk Adveniat der Kampagne „Rio bewegt. Uns.“ Ins Leben gerufen. In der deutschsprachigen St. Bonifatiusgemeinde stellten Vertreter von Adveniat die Kampagne am Sonntag vor – zwei Tage, bevor sie am kommenden Dienstag, 26. April, in Rio offiziell gestartet wird.
Und Adveniat hat sich starke Partner mit ins Boot geholt. Insgesamt 28 Millionen Menschen alleine in Deutschland stehen hinter den Organisationen und Verbänden, die die Kampagne unterstützen. Mit dabei sind: Der Deutsche Olympische Sportbund, der Deutsche Behindertensportverband, die DJK-Sportjugend, der Katholische Deutsche Frauenbund, der Bund der deutschen katholischen Jugend, der aksb, die katholische Arbeitnehmerbewegung, die katholische Erwachsenenbildung, die katholische Landjugendbewegung, der Bundesverband der Katholiken in Wirtschaft und Verwaltung, Kinder in Rio, Das Kolpingwerk Deutschland und Kolping International, die Missionszentrale der Franziskaner, Misereor und natürlich Adveniat selbst. Von brasilianischer Seite sind die Erzdiözese Rio de Janeiro, die Brasilianische Bischofskonferenz und die Brasilianische Ordenskonferenz im Boot. Sie haben das Pendant „Rio se move“ (Rio bewegt sich) ins Leben gerufen.
Ihr Ziel: Die Spiele als Gelegenheit nutzen, den Blick auf die Menschen und Lebenssituationen in Rio zu lenken. So werden auch während der Spiele immer wiederprominente Olympioniken die Projekte besuchen. Prominentester sportlicher Partner ist der Deutschland Achter der Ruderer. Die Hoffnung der Kampagne: Auch außerhalb der Stadien sollen die Menschen zu den Gewinnern gehören. Denn bei der Fußball-WM hatte die Regierung kurzerhand alle Armen Menschen aus dem Stadtzentrum weggeschafft, um der Welt ein sauberes und sicherer Brasilien zu suggerieren. Das soll in diesem Jahr nicht mehr passieren. Diesmal sollen die Menschen, die in der Stadt leben und weniger privilegiert sind, tatsächlich einen Teil vom großen Olympia-Kuchen abbekommen.
Dabeisein ist alles – lautet der Olympische Gedanke. Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ist die Idee der Kampagne. Und das fängt bei alltäglichen Dingen an, etwa bei der Versorgung mit Strom, sauberem Trinkwasser-in den 1000 Favelas der Stadt ist das nicht überall selbstverständlich.
Doch wie will man das erreichen?
Ein Projekt wird sein, die fliegenden Händler, die das Straßenbild prägen, nicht aus dem Dunstkreis von Olympia zu verbannen, sondern sie beispielsweise zu qualifizieren, damit sie in der Lage sind, die Anforderungen des IOC an Verkaufspersonal zu erfüllen. Damit auch sie während der Wettkämpfe ihrem Geschäft nachgehen können.
Darüber hinaus will die Sportpastoral in Rio dafür kämpfen, dass auch die Kinder aus den Armenvierteln sportlich aktiv sein können, über den Fußball hinaus. Olympiapfarrer Padre Leandro Lenin Tavares, verantwortlich für die Sportpastoral in Rio, träumt von Chancengleichheit: „Ein sportlicher Wettkampf, mit fairen Regeln, ein friedliches Gegeneinander – das ist es, was uns vorschwebt.“ Und das vielleicht für einige den Schritt aus der Armut bedeuten könnte. Außerdem gibt es ein Zirkusprojekt, Projekte zu Ganztagsschulen, etwa in der Schule Nossa Senhorado Amparo.
Die deutsche Kampagne zielt in erster Linie auf das Sammeln von Spendengeldern ab. Das so gesammelte Geld fließt dann in die Projektarbeit in Rio. Auf der Seite www.rio-bewegt-uns.de/aktiv-werden können sich Unternehmen beispielsweise zu Spendenläufen anmelden. Auch für Schulklassen, Gemeinden, Jugendgruppe könnte dies ein Weg sein, die Kampagne zu unterstützen. Auf der Seite gibt es auch weiteres Informationsmaterial sowie eine Werte-Toolbox. Darin befinden Unterrichtsmaterialien, etwa für Jugendgruppen oder die Erwachsenenbildung. Darin geht es um entwicklungspolitische Themen, immer auch im Bezug auf die olympische Idee.